Absturz der Kosten

Die unendliche Geschichte des zentralen Berliner Flughafens.
© Adobe Stock

Wind Nord/Ost, Startbahn null-drei. Bis hier hör ich die Motoren“ (Reinhard Mey, „Über den Wolken“). Wenn’s wahr ist, soll am 31.12.2021 tatsächlich Fluglärm vom zentralen Berliner Flughafen ertönen. 15 Jahre nach dem Spatenstich. Die Kosten sind bereits vorher ins Trudeln geraten: Ein Durchstarten von 1,7 auf 6,44 Milliarden Euro. Die Chronologie eines kapitalen Absturzes.  

Pleiten, Pannen, Klagen  

Schon 1991 – kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands – entsteht die Idee. Die Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld sollen durch einen zentralen Berliner Flughafen ersetzt werden. Die Berlin Brandenburg Flughafen Holding wird gegründet. 

1996 kommt die Klärung der Standortfrage zur Sprache: Ausbau von Schönefeld. Schließung von Tegel und Tempelhof. 

Die Entscheidung zum Bau erfolgt 2004. Kostenpunkt: 1,7 Milliarden Euro. Kapazität: 20 Millionen Passagiere jährlich. 

Der Widerstand wächst. 2006 gehen 4.000 Klagen ein. Das Bundesverwaltungsgericht Leipzig genehmigt in letzter Instanz den Bau. Allerdings mit verschärften Lärmschutzauflagen. Am 5. September 2006 erfolgt der Spatenstich. Geplante Fertigstellung: Herbst 2011. 

2008 gibt es die erste Kostensteigerung. Von 1,7 auf 2,2 Milliarden Euro. Grund: zwei zusätzliche Seitenflügel. Am 30. Oktober 2008 – nach 85 Jahren – schließt der Flughafen Tempelhof. 

Zum ersten Mal wird die Eröffnung verschoben. Nicht Herbst 2011, sondern 3. Juni 2012. Eine Planungsfirma ist pleite gegangen… 

Die deutsche Flugsicherung legt 2010 einen ersten Vorschlag zu den Flugrouten vor. Die Folge: Tausende Anrainerproteste und neue Klagen. 

Kurz vor der geplanten Eröffnung am 3. Juni 2012 erfolgt im Mai die zweite Verschiebung. Probleme mit der Brandschutzanlage. Neuer Termin: 17. März 2013. Die dritte Verschiebung erfolgt im September 2012. Jetzt soll es am 27. Oktober 2013 soweit sein. Je später der Termin, desto höher die Kosten: Sie steigen auf 4,3 Milliarden Euro.  

Hiobsbotschaft vor Weihnachten im Dezember 2012: Brandschutz-Probleme, Regenwasser in der Lüftung, zu kurze Rolltreppen (!). Mängel über Mängel… Logische Konsequenz: Das neue Jahr fängt im Jänner 2013 schon gut an. Verschiebung, die vierte!

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