Reisewarnungen lassen Tourismus erneut einbrechen

OeNB erwartet 30 % weniger Nächtigungen durch COVID-19 in der Sommersaison.
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Die Tourismuswirtschaft zählt zu den von der COVID-19-Pandemie am stärksten betroffenen Wirtschaftssektoren. Mit einem Anteil von 7,3 Prozent trägt diese Branche in Österreich im internationalen Vergleich überdurchschnittlich zur Wertschöpfung bei. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in einer ersten Einschätzung auf Basis von wöchentlichen Echtzeitdaten zu Zahlungskartenumsätzen für die gesamte Sommersaison 2020 (Mai bis Oktober) einen Rückgang der Nächtigungen von knapp über 30 Prozent. Die Entwicklung der Zahlungskartenumsätze in den vergangenen zwei Wochen signalisiert einen erneuten Einbruch im Tourismus und lässt ein Nächtigungsminus im Oktober von 40 Prozent erwarten. Das ist ein Alarmsignal für die bevorstehende Wintersaison und zeigt auch aus ökonomischer Sicht die Notwendigkeit, die zuletzt gestiegenen Infektionszahlen aktiv einzudämmen, da deren Abwärtsrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung groß sind.

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Anstieg der Ausgaben inländischer Touristen kann Rückgänge bei ausländischen Touristen nur teilweise abfedern

Gemäß der Umsätze bei Zahlungskarten lagen die Ausgaben ausländischer Touristen während der Sommermonate rund 25 Prozent unter den Ausgaben des Vorjahres. Obwohl gleichzeitig ein deutlicher Anstieg der Ausgaben inländischer Touristen für Nächtigungen im Inland verzeichnet wurde (bis zu +60 Prozent), konnten diese die Verluste nicht vollständig auffangen. Dies zeigt sich auch in der Nächtigungsstatistik für Österreich. Nach einem beinahe 100-prozentigen Rückgang während des Lockdowns im April kam es in den Folgemonaten zu einer schrittweisen Erholung. In den Sommermonaten lag dank eines deutlichen Plus bei inländischen Gästen (+20 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und der Rückkehr deutscher Gäste (stabil gegenüber dem Vorjahr) das Nächtigungsminus insgesamt bei „nur“ mehr –15 Prozent.

Nächtigungszahlen in der Sommersaison 2020 30 Prozent unter dem Vorjahr

Für eine erste Einschätzung der gesamten Sommersaison 2020 (Mai bis Oktober) werden die Nächtigungszahlen für September und Oktober mittels Zahlungskartenumsätzen prognostiziert. Für den September wird mit einem Minus von 10 Prozent der geringste Nächtigungsrückgang seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie erwartet. Die seit Mitte September von mehreren Ländern verhängten Reisewarnungen für Österreich haben jedoch schon deutliche Spuren in den ersten beiden Oktoberwochen hinterlassen. Die Ausgaben ausländischer Touristen in Österreich mit Zahlungskarten sind im Vorjahresvergleich um 60 Prozent gesunken – mehr als doppelt so stark wie noch im September-Durchschnitt. Die Ausgaben inländischer Gäste lagen nur noch knapp über dem Vorjahresniveau. Unterstellt man eine Fortschreibung dieses Trends für die zweite Oktoberhälfte, muss in einem Basisszenario für den Oktober mit einem Nächtigungsminus von knapp 37 Prozent gerechnet werden, wobei die heuer erstmals harmonisierten Herbstferien von 26. bis 30. Oktober ein gewisses Aufwärtsrisiko für die Nächtigungen inländischer Gäste darstellen.. In einem Risikoszenario, das auch eine stärkere Betroffenheit von Bundesländern, die nicht direkt von Reisewarnungen betroffen sind, unterstellt, wird ein Rückgang von 56 Prozent erwartet.

Unter diesen Annahmen ergibt sich im Basisszenario für die gesamte Sommersaison 2020 (Mai bis Oktober) ein Rückgang der Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr von 30,2 Prozent. 2,3 Prozentpunkte dieses Rückgangs sind auf die Auswirkungen der aktuellen Reisewarnungen im Oktober, der mit einem Nächtigungsanteil von nur 5½ Prozent (im Jahr 2019, an den jährlichen Nächtigungen) zur Nebensaison zählt, zurückzuführen. Im Risikoszenario steigt der Nächtigungsrückgang in der Sommersaison auf 32,3 Prozent.

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Erwarteter Einbruch der Nächtigungen im Oktober als Alarmsignal für die bevorstehende Wintersaison

Der infolge der jüngsten Reisewarnungen zahlreicher Länder für Österreich bzw. für einzelne Regionen in Österreich erwartete Einbruch der Nächtigungen im Oktober von fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist ein Alarmsignal für die heimische Tourismuswirtschaft. Sollten die Reisewarnungen Deutschlands, der Niederlande, der Schweiz und anderer Länder aufrecht bleiben, muss in der kommenden Wintersaison wohl mit vergleichbar hohen Einbußen im österreichischen Tourismus gerechnet werden. Die OeNB weist daher auch aus ökonomischer Sicht auf die Wichtigkeit hin, die zuletzt gestiegenen Infektionszahlen aktiv einzudämmen, da deren Abwärtsrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung groß sind.

Aktuelle Ausarbeitung der OeNB zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona Krise:
www.oenb.at/Publikationen/corona

 

16. 10. 2020 / gab / ots
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