Wir leben in einer bildlastigen Zeit, das Aufnehmen und Verbreiten von Fotos ist so einfach und so schnell möglich wie nie. Andererseits werden Fotos für eine immer größere Zahl von Reisenden zum entscheidenden Kriterium für die Destinationswahl. Instagram gibt es seit 2010 für das iPhone und seit 2012 für Android-Smartphones. Damit wurde das Posten von Fotos im Internet signifikant vereinfacht – und eine Revolution losgetreten. Denn seitdem hat der „Schauwert“ einer Destination wesentlichen Einfluss auf die Zahl der Reisenden, die dort hinkommen. Visuell spektakuläre Ziele wie die griechische Insel Santorini, die Cinque Terre in Italien oder die norwegische Inselgruppe Lofoten werden überrannt. Nicht immer zur Freude der Einwohner, die unter zugeparkten Straßen und Müll leiden und eine Überfremdung ihres einst heimeligen Zuhauses feststellen. Aber es sind auch einzelne Felsen, Wasserfälle oder Aussichtspunkte, die plötzlich mit einem immensen Besucherandrang konfrontiert sind, weil sich hier ein besonders spektakuläres Foto schießen lässt. Oft genug mit verheerenden Folgen, die irgendeine Form von Besucherlenkung nötig machen.
Beispiele für Instagram-Spots, die völlig überlaufen sind, gibt es viele, und oft ist es nur eine Kleinigkeit, die den Boom auslöst. So wurde eine kleine Hängebrücke im Tiroler Zillertal zu einem der bekanntesten Fotomotive von ganz Österreich: Direkt neben der Olpererhütte, in fast 2400 Metern Höhe, überspannt die auf den ersten Blick unscheinbare Konstruktion einen Bach in rund zwei Metern Höhe und sorgt dafür, dass man auf dem Berliner Höhenweg trockenen Fußes vom Friesenberghaus zur Olpererhütte kommt. Dann hat irgendjemand einen erstaunlichen Effekt herausgefunden: Wenn man eine Person auf der Brücke mit tiefer Kameraperspektive fotografiert, sieht es aus, als würde die Brücke hunderte Meter über dem Schlegeisstausee hängen. Der Effekt ist tatsächlich verblüffend und sorgt zuverlässig für einen echten Wow-Effekt. Kaum waren die ersten Bilder dieser Art auf Instagram veröffentlicht, setzte ein wahrer Ansturm auf die Brücke ein, obwohl man sie nur mit einem rund zweistündigen Aufstieg erreichen kann. Inzwischen steht im Sommer ständig eine lange Schlange von Fotowilligen geduldig an der Brücke. Will man sie zu ihrem eigentlichen Zweck nutzen und einfach nur auf einer Wanderung überqueren, hat man Erklärungsbedarf.
Von Martin Krake
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