Die Wächter des Himmels

Wie bewältigen Fluglotsen und Air Traffic Controller in Schwechat die Herausforderungen?
© Austro Control

Mehr als eine Million Flugbewegungen in und über Österreich. Durchschnittlich 700-800 Starts und Landungen pro Tag. An Spitzentagen in der Hochsaison mehr als dreitausend Ab-, An- und Überflüge. Das sind die Facts, denen sich die 350 Fluglotsen und Fluglotsinnen der Austro Control stellen müssen. Ohne ein ausgeklügeltes System mit modernster Technik und bestens ausgebildeten Mitarbeitern, die jede Aktivität im österreichischen Luftraum koordinieren und steuern, wäre der Himmel ein anarchischer Hexenkessel. Doch entgegen jeder Erwartung herrscht in den Kontrollräumen der heimischen Flugsicherung kein hektisches Treiben. Kein lautes Wort entkommt den Damen und Herren, die zum einen den gesamten Himmel über Österreich managen und im Tower am Flughafen Wien-Schwechat für die Anflugkontrolle (APP) und die Überwachung der Rollwege und Landebahnen zuständig sind.

Stolze 109 Meter misst der Tower des Wiener Airports. Er ist damit der höchste Europas. Der Lift führt einen gerade einmal bis zum 23. Stock. Die Tower-Kanzel liegt noch einmal zwei Geschoße weiter oben. Der traumhafte Rundblick lässt sogar den Mega-Jet Airbus A-380 wie ein Spielzeug aussehen, bis weit über die Runways hinaus bleibt nichts unentdeckt. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter fertigen an einem normalen Wochentag, außerhalb der Verkehrsspitzen am Morgen und abends, den gesamten lokalen Flugverkehr ab. „Hier wird die Rollkontrolle ausgeführt, die Streckenfreigabe übermittelt und den Flugzeugen die Abflugroute zugewiesen. Der Arrival-Bereich wird kontrolliert. Die Flugzeuge werden im Endanflugkurs übernommen, die Landefreigabe wird ausgesprochen, das Rollen zum Gate überwacht“, erklärt Christian Kern. Der Leiter des Air Traffic Managements brachte selbst jahrelang Jumbojets auf den richtigen Kurs: „Für abfliegende Flugzeuge wird die Anlassfreigabe für die Triebwerke übermittelt, die Streckenfreigabe. Dann geht es um das Hinausrollen zur Startbahn, dazwischen könnte noch Enteisen notwendig sein. Erst danach folgt die eigentliche Startfreigabe.“
Hektik ist ein Fremdwort

Je nach Verkehrsaufkommen können die beiden Arbeitsstationen zur Rollkontrolle auf eine Position zusammengelegt werden. „Bei der Lotsentätigkeit sind viele Handlungen automatisiert, weil man sehr viel Erfahrung hat. Die braucht es auch, um eine Lizenz zu bekommen und zu behalten“, erläutert Air Traffic-Controler Kern die effiziente Arbeit der Lotsen. „Hätten wir jetzt Schneefall und der ganze Airport müsste gereinigt werden, verschiedene Rollwege dürften nicht befahren werden und die Situation würde sich ständig ändern, weil die Kolonne der Räumfahrzeuge unterwegs ist … dann ginge es hier natürlich schon etwas betriebsamer zu. Aber darauf sind die Leute trainiert, sie haben diese Dinge im Griff. Von Hektik kann man da nicht sprechen. Wenn diese ausbricht, dann ist etwas nicht so gelaufen wie gewünscht.“ Natürlich ist die Tower-Kanzel nicht ganz ohne Grund überdimensioniert: Bereits bei der Planung hat man eine dritte Runway des Wiener Flughafens berücksichtigt.
Ist ein Airliner einmal in der Luft, wird die Kontrolle an die Kollegen der An- und Abflugkontrolle (Approach) im 8. Stock des Towers übergeben. Approach überwacht den Luftraum der näheren Umgebung des Flughafens in einem Radius von 50 Nautischen Meilen (ca. 92,5 km), was in etwa der Fläche Niederösterreichs entspricht, bis in eine Höhe von 7000 Metern. Eine Besonderheit des Großflughafens Wien-Schwechat ist, dass die Aufgabengebiete der Tower-Lotsen und der An- und Abflugkontrolle getrennt sind, in den Bundesländern werden beide Funktionen von einem Lotsen erledigt. Erreicht ein Jet die Höhe von 7000 Metern oder verlässt er den Bereich des Flughafens, so wird er an die Bezirkskontrollstelle übergeben, die im dritten Wiener Gemeindebezirk im Air Traffic Control Center Vienna in der Schnirchgasse beheimatet ist. Die Damen und Herren überwachen und koordinieren den oberen Luftraum, wo täglich zig Transitflüge, bei denen Österreich nur überflogen wird, stattfinden. „Das ist eigentlich die größte Anzahl von Flugzeugen, für die die Austro Control zuständig ist“, weiß Kern.

Lesen Sie die ganze Story im neuen FaktuM

FaktuM 2/2019 Magazin Cover

FaktuM Jahres-Abonnement zum Vorzugspreis hier bestellen>>

Gefällt Ihnen der Beitrag?
Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram
WhatsApp
Email
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner