Da liefen die Redaktionstelefone heiß in der FaktuM Redaktion. Und irgendwie haben nicht nur die betroffenen Reisebüros und Reiseveranstalter sich gewundert, sondern auch so manch anderer Österreicher im Wirtschaftsleben – so auch in der Automobilbranche – dass die freundliche, liebeswürdige Familie Putz vom Möbel Lutz sich Richtung Verdrutz bewegt. Und da ging‘s dann volle Pulle gegen die Autohändler. Mit hitzigen Texten und einem windigen Autoverkäufer, der der Kundschaft als Autokeiler mit dem Argument „Kilometerstand ist hoch und Reifenprofil ist niedrig, aber so gleicht sich alles a bissl aus“ und dem Slogan „Schmeiß dein Geld nicht für das Auto raus, mach‘s dir lieber schön zuhaus“, der dann gleich vom Konsumenten wiederholt wurde, auf die Nieren ging.
Und auch die Reisebranche bekam ihr Fett ab. „Schmeiß dein Geld nicht für den Urlaub raus, mach‘s dir lieber schön zuhaus“ sorgte für Stirnrunzeln unter den Reisevertretern. Und löste gar eine eigene Aussendung des Österreichischen ReiseVerbandes (ÖRV) aus, bei der die ÖRV Präsidentin Mag. Eva Buzzi und ÖRV-Generalsekretär Dr. Walter Säckl kurz aber deftig in die Vollen griffen.
Im Namen seiner Mitglieder verwehre man sich auf das Schärfste gegen die laufende Werbung… Es sei absolut unzulässig, auf Kosten einer gesamten anderen Branche eine derartige Werbung zu schalten und die Kunden konkret aufzufordern, nicht zu reisen. Noch dazu beleidige man eine Branche, die gerade in Coronazeiten massiv und schwer geschädigt wurde und heuer erstmals wieder ein Anspringen des Geschäftes bemerken durfte. Das Schreiben, das an Lutz gerichtet war, gipfelte mit den Worten: „Auch wenn es reizvoll wäre, eine ‚Gegen-Werbung‘ für die Reisebranche mit der Aussage ‚Schmeiß dein Geld nicht für Möbel raus, erhol dich lieber von zu Haus!‘ zu schalten, werden wir uns nicht auf dieses Niveau begeben.“
Nun, einzig FaktuM hat es geschafft, ein Statement von Lutz dazu einzuholen. Von zwei Seiten: Ein führender Marketingverantwortlicher skizzierte die schwierige Marktsituation des Konzerns. Der meint wörtlich zu FaktuM: „Der Coronaboom, von dem die Möbelbranche profitiert hat, ist eindeutig abgeklungen. Jetzt geht’s beinhart zu auf dem Markt.“ Logische Folge: Eine härtere Gangart und Tonart in der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung.
Und Thomas Saliger, Lutz-Urgestein und Mastermind, ließ FaktuM wissen: „Der Spot läuft eh nimma lang.“ In Kombination mit einem Daumen-oben-Zeichen. Und auf Nachfrage von FaktuM meint er lakonisch: „Guten Morgen, für uns ist das Thema erledigt. Der Spot läuft in ein paar Tagen aus.“
Stellt sich abschließend die Frage: Führen derartige Werbe-Eskapaden zu Markt-Verschiebungen? Nun die Experten verstehen das Ganze eher als Gag. Drei von FaktuM befragte Tourismus-Marketing-Gurus meinen übereinstimmend: Ob und wie viel geworben wird, regelt die budgetäre Situation der Kunden. Und nicht aggressives Marketing einer anderen Branche, die mit harschen Sprüchen versucht, die Budgets „umzuleiten“. Oder anders gesagt: Die Reisekunden sind sparsamer geworden, sorgfältiger, drehen jeden Euro um, lassen sich aber ganz besonders nach dem Corona-Eingesperrtsein die neugewonnene Freiheit des Reisens nicht vermiesen. Womit das Ganze wohl als Sturm im Wasserglas geendet haben dürfte…
CWM