Experte: Vertrauen in nachhaltige Beschäftigung im Tourismus gesunken

Uni-Professor Mazal: Beschäftigungslage in Hotellerie und Gastronomie ambivalent.
Pixabay

Tourismus kämpft mit Personalproblemen

Die Veränderungen in der Arbeitswelt der Gastronomie und Hotellerie sind durch die Coronapandemie beschleunigt und sichtbarer geworden. Das Vertrauen in Nachhaltigkeit der Beschäftigung in der Branche sei durch die Lockdowns reduziert und Arbeitssuchende scheinen sich neu zu orientieren, sagt Wolfgang Mazal, Universitätsprofessor für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien.

„Die Veränderung der Arbeitswelt ist unübersehbar“, so Mazal. „Kurzfristig zeigen sich die Folgen der Covid-19-Pandemie in einer Gewöhnung an Homeoffice, in einer verzögerten Rückkehr in die betriebliche Präsenz sowie in einer nach wie vor atypisch hohen Sockelarbeitslosigkeit.“ Sorgen bereite auch die seit längerem zu beobachtende Skepsis junger Bewerber und Bewerberinnen gegenüber Vollzeit- und Überstundenarbeit.

Im Tourismus sei die Beschäftigungslage ambivalent, sagt der Fachmann. Einerseits erreiche die Gesamtzahl der Beschäftigten beinahe das Niveau vor der Pandemie. Doch weise der Tourismus eine hohe Anzahl von Frauen und Teilzeitbeschäftigten auf. Wie berichtet hat sich der Fachkräftemangel in Beherbergung und Gastronomie über die vergangenen Jahre auf 15.555 Stellen beinahe verdoppelt, besagen Daten des AMS für vergangenen April.

„Im Tourismus ist die Dynamik besonders hoch und fordert Betriebe, Beschäftigte und Arbeitsuchende gleichermaßen“, sagt Wolfgang Haberl, Leiter der Abteilung Förderungen im AMS Kärnten. Das AMS unterstützt die Branche im Wandel, betonte zuletzt auch AMS-Chef Johannes Kopf.

„Man muss die Infrastruktur schaffen und passende Arbeitszeitmodelle generieren, um heute up-to-date zu sein. Beispielsweise muss es möglich sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Branche auch eine Fünftage-Woche haben und geregelt ihre Freizeit planen können“, meint wieder der Direktor des Pörtschacher Parkhotels, Christopher Zavodnik. „Das Thema Fachkräftemangel kann man nicht einfach wegdiskutieren. Da muss man schon aktiv umdenken.“

„Zu den Ursachen für die hohe Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen sicherlich Nachholeffekte nach zwei Jahren mit Covid-Restriktionen, die nach wie vor gute Konjunktur und die Tatsache, dass weniger Menschen in die Branche einsteigen als früher”, sagte erst dieser Tage AMS-Chef Kopf zur APA. Das AMS unterstütze die Gastro- und Tourismusbranche: Derzeit finde eine sogenannte Business Tour statt, bei der 7.500 Betriebe besucht werden. Kopf appelliert an Unternehmen auch, sich proaktiv beim AMS zu melden. „Gemeinsam sollten wir eine Lösung finden, die weiterhilft.“

 

apa

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