Fluggastrechte: Verbraucherschützer fordern Reform

Viele Flüge, die vorab bezahlt wurden, fallen aus – Bundesregierung hinterfragt Vorkassen-Prinzip
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Aufgrund von Problemen bei der Rückerstattung von Ticketpreisen, fordern Verbraucherschützer, dass Reisende ihre Flüge nicht mehr vor der Abreise zahlen müssen

Der deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) vertritt die Ansicht, Urlauberinnen und Urlauber sollten künftig beim Buchen von Flügen oder Reisen nicht mehr vorab zur Kasse gebeten werden. Gegenüber dem “Handelsblatt” sagte die VZBZ- Mobilitätsexpertin Marion Jungbluth: “Passagiere sind es leid, den Airlines zinslose Kredite zu geben, bei abgesagten Flügen auf den Kosten sitzen zu bleiben oder im schlimmsten Fall das Risiko einer Insolvenz tragen zu müssen.” Sie fordert: “Die Vorkassenpraxis bei Flugbuchungen muss die Bundesregierung reformieren.”

Vorreiter Niedersachsen

In Bewegung kam das Thema am Wochenende durch einen Vorstoß der niedersächsischen Landesregierung. Dort will Bundesland mit einer Initiative im Bundesrat das Vorkassenprinzip für Flugreisen abschaffen. „Diese Art von Vertragsgestaltung hat in den vergangenen Jahren bereits vielfach zu erheblichen Schwierigkeiten bei den Reisenden geführt, wenn die jeweiligen Flüge nicht wie geplant durchgeführt worden sind“, heißt es in der Initiative, die dem Handelsblatt vorliegt. Geht es nach der Bundesratsinitiative des Bundeslandes sollten Ticketpreise frühestens “bei Abfertigung des Fluges” verlangt werden dürfe. Das Bundesministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz begrüßte den Vorschlag der niedersächsischen Landesregierung. Allerdings zeigt sich das Verkehrsministerium skeptisch.

Zudem warnt das Bundesverbraucherministerium die Airlines davor, Ticketerstattungen für Reisende hinauszuzögern, deren Flüge wegen vielen Ausfällen im Sommer gestrichen wurden. Gegenüber dem Handelsblatt sagte Verbraucher-Staatssekretärin Christiane Rohleder: Der Anstieg der Beschwerden bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr könnte darauf hindeuten, dass dies derzeit nicht immer ganz reibungslos verläuft.” Weiter hieß es: „Wenn es hier holpert, gehört das Prinzip der Vorkasse aus meiner Sicht auf den Prüfstand.“ Das habe sie auch im Gespräch mit den Fluggesellschaften „klar kommuniziert“.

Mögliche Teuerungen

Laut eines Gutachtes, welches im Dezember 2020 von der Hochschule Luzern im Auftrag des VZBV veröffentlicht wurde, wäre das Ende des Vorkassen-Prinzips mit “sehr moderaten Preiserhöhungen” verbunden. Denn ohne Vorkasse müssten die Flug- und Reiseanbieter für Vorleistungen Eigen- und Fremdkapital aufnehmen. Das bedeutet, die Preise für Flugbuchungen würden so um maximal 3,3 Prozent, die für Pauschalreisen um 1,1 Prozent teurer werden. Allerdings steht dieser Teuerung die unzureichend funktionierende Rückerstattung bei einer Flugstornierung gegenüber. Verbraucherschützerin Jungbluth sieht vor allem das Problem in zu langen Wartezeiten: “Doch oft müssen sie auf die Entschädigung zu lange warten.” Daher verlangt sie, Reisenden im Fall von Flugausfällen oder Verspätungen automatische Entschädigungen zu ermöglichen. „Gestrandete Passagiere müssen ihr Recht mit wenigen Klicks geltend machen können“, sagte sie.

PA/ Red.

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