Groß frisst Klein

Die Welle der Übernahmen und Fusionen in allen Branchen hat zur Folge, dass es immer weniger Anbieter gibt ...
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In allen Branchen der Welt wachsen die Märkte immer stärker zusammen. Weil die Anbieter fusionieren. Oder die Großen die Kleinen schlucken. Auch in der Reisebranche ist es nicht anders. Dazu kommt die natürliche Auslese. Dass also jeder, der nicht zu marktgerechten Preisen produziert, der nicht seriös kalkuliert oder auf Pump lebt, früher oder später eingeht. Nehmen wir ein paar typische Beispiele zur Hand: Erstens die Luxusbranche. Uhrenkonzerne wie Richemont und Swatch entwickeln sich schwach an der Börse. Sie könnten zu Übernahmezielen von Luxuskonzernen wie Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) werden. Die Übernahme von Richemont etwa würde den Spitzenplatz von LVMH zementieren. 

Die Medienbranche ist ein zweites Paradebeispiel. International vergrößern sich etwa Warner Bros. oder Disney stetig, indem sie kleinere Konkurrenten schlucken. So hat Disney erst  Ende März 2019 die Übernahme von 20th Century Fox abgeschlossen. Damit wanderten unzählige Filmmarken zu Disney. Das Problem dabei? Disney bestimmt, welche Filmreihen fortgesetzt oder eingestampft werden. Ähnlich verhält es sich in Österreich „im Kleinen“ – wo z.B. die ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe vor zwei Jahren ATV geschluckt hat.

Auch in der Hotellerie ist eine Welle der Übernahmen und Zusammenschlüsse zu spüren. Wobei Österreich noch ein Ort der Seligen ist. Am heimischen Hotelmarkt, der relativ viele mittelständische Betriebe hat, greifen die Ketten nur selten zu – bestätigt Martin Stanits vom Österreichischen Hotelierverband (ÖHV). Öfter werde ein Betrieb von einem anderen Mittelständler gekauft und weitergeführt. Und wenn, dann kaufen eher große Ketten kleine. Jüngste Schlagzeilen: Huazhu kauft Steigenberger (bzw. Holding Deutsche Hospitality). Übernahme von Starwood durch Marriott. Oder: Accor kauft Mövenpick. Schon bemerkbar am heimischen Markt ist, dass eher kleinere Häuser schließen. Das zeigt sich auch in der Statistik: Die Zahl der Beherbergungsbetriebe ist in den vergangenen 15 Jahren gesunken. Im Sommer 2003 waren es laut ÖHV 14.443. Im Sommer 2018 nur mehr 12.021. Die Zahl der Betten stieg von 548.532 auf 574.729. 

Wie Martin Fast, Geschäftsführer von REWE Austria Touristik, ausführt, ist hingegen die Zahl der österreichischen Reisebüros zurückgegangen. Die der Reiseveranstalter drastisch. Da sei er einer der letzten Mohikaner, sagt Fast. Die meisten anderen, wie Tui oder FTI, kommen aus Deutschland. Und wenn ein Marktführer wie Thomas Cook pleitegeht, dann bemüht sich die Konkurrenz darum, möglichst große Teile des „Kuchens“ zu ergattern. Das sieht ÖRV-Präsident Dr. Josef Peterleithner ähnlich. Er ortet allerdings das größte Problem bei den Airlines, wo unvorstellbare 32 Insolvenzen in drei Jahren eine deutliche Sprache sprächen. 

Hat das Spiel an dieser Stelle ein Ende? Nein. Die Konzentration von Geld, von Macht, von Einfluss geht weiter. Und wird auch unsere Branche nicht verschont lassen. Deshalb bei allem Optimismus auch eine Warnung: Stellen wir uns darauf ein, dass wir alle es mit übermächtigen Playern zu tun haben. Die Kleinen, die Familienbetriebe, sprich die mittelständischen Unternehmen, die hierzulande die größte Steuerleistung erbringen, müssen geschützt werden, um Zukunftschancen zu haben. Das sollte mitüberlegt werden, falls es doch zu einer türkis-grünen Regierung kommt: Reisen steht ja auf der Sympathieskala der Welt-Retter nicht ganz oben… 

Mit den besten Wünschen für das bevorstehende Weihnachtsfest und einem Dankeschön dafür, dass Sie uns auch dieses Jahr die Treue gehalten haben, im Namen des gesamte FaktuM-Teams grüßt Sie

herzlichst Ihr

Christian W. Mucha

Herausgeber 

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