Hotel- und Gastro-KV: Arbeitgeber sehen “nachhaltiges Zeichen”

Brutto-Mindestlohn von 1.800 Euro ab 1. Mai - Tischler und Beschäftigte im Baunebengewerbe erhalten knapp zehn Prozent mehr Lohn und Gehalt
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Nach der gestrigen Einigung auf den Kollektivvertrag (KV) 2023 für die Gastro- und Hotelbranche spricht die Arbeitgeberseite von einem “nachhaltigen Zeichen für die zukünftigen Fachkräfte in der Branche”. “Der erzielte Abschluss zeigt, dass sich die Unternehmen ihrer Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewusst sind”, so die Chefverhandler der Arbeitgeber, Mario Pulker und Hans Spreitzhofer.

Die Arbeitnehmervertreter Berend Tusch und Andreas Laaber hatten sich am Mittwoch nur bedingt zufrieden über den KV 2023 gezeigt. “Damit ist zumindest ein Reallohnzuwachs und ein erster notwendiger Schritt in Richtung 2.000 Euro Mindestlohn für die 230.000 Beschäftigten in der Branche gelungen”, meinten sie – und schränkten ein: “Ob die Zugeständnisse der Arbeitgeber reichen, um der stark gestiegenen Nachfrage an Arbeitskräften gerecht zu werden, bleibt fraglich.”

Die Ausgangssituation vor der gestrigen abendlichen Einigung der Sozialpartner auf 9,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt und einen Brutto-Mindestlohn von 1.800 Euro sah folgendermaßen aus: Die Gewerkschaften vida und GPA forderten ein Lohnplus von 9,6 Prozent und eine Einmalzahlung von 600 Euro. Arbeitgeber-Vertreter Pulker meinte daraufhin vor der entscheidenden Verhandlungsrunde: “9,6 Prozent, da muss ich sagen, wir sind jetzt im Februar, das heißt, Weihnachten ist vorbei. Die Zeit, wo man hier Briefe an das Christkind schreibt, gibt es nicht mehr. Da müssen wir wieder warten bis nächstes Weihnachten kommt.”

Was den Ruf nach einer Einmalzahlung betreffe, sagte Pulker, dass die “Arbeitgeber eine solche bereits im Herbst angeboten” hätten. “Das hat die Gewerkschaft bis zum heutigen Tage nicht unterschrieben, dieses Angebot, das wir hier auf den Tisch gelegt haben, jetzt ist es zu spät. Es ist vorbei. Wir haben unseren Mitgliedsbetrieben empfohlen auf freiwilliger Basis jetzt 400 Euro zu bezahlen”, so Pulker vor der dritten KV-Verhandlungsrunde.

Basis der jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen ist die Inflation der vergangenen zwölf Monate – die bei 8,6 Prozent lag – sowie der Produktivitätszuwachs. Das Ergebnis der gestrigen KV-Einigung bedeutet für die 230.000 Beschäftigten der Branche, dass sie ab 1. Mai 9,3 Prozent mehr als bisher als Brutto-Einkommen auf ihrem Lohn- oder Gehaltszettel stehen haben. Dies gilt auch für in der Branche beschäftigte Leiharbeiter, eine Bezahlung unter KV ist grundsätzlich verboten.

Der neue Brutto-Mindestlohn beträgt 1.800 Euro. Die Lehrlingseinkommen liegen ab 1. Mai bei 925 Euro im ersten Lehrjahr, 1.035 Euro im zweiten, 1.215 Euro im dritten und 1.305 Euro im vierten Lehrjahr. Die Arbeitgeber rechneten vor, dass die Auszubildenden damit ein Plus von durchschnittlich 13,6 Prozent bekommen.

In die KV-Verhandlungen gestartet ist der Bankensektor, ebenso wie die Bau/Holz-Branche mit ihren zahlreichen Untergruppen. Die Gewerkschaft hatte im Vorfeld der Banken-Verhandlungen eine Erhöhung der Mindest-und IST-Gehälter um 10,6 Prozent gefordert. Darüber hinaus wurde eingefordert, dass diese Erhöhung statt für bisher 38,5 Wochenstunden künftig für 36 Stunden fließt.

Im Bau- und Holzbereich hatte Gewerkschaftsvorsitzender und SPÖ-Abgeordneter Josef Muchitsch im Vorfeld zu den Gewerkschaftsforderungen gemeint: “Nur so viel, er wird zwischen den Prozentsätzen der Herbstlohnrunde und den Volumenprozent eines Sauvignon Blanc liegen.” Zur Verdeutlichung: Die Abschlüsse im Herbst 2022 lagen bei rund um die acht Prozent, der hier genannte Wein hat einen Alkohol-Prozentsatz von ca. 12,5 Prozent.

Abgeschlossen wurde bereits bei den Bau/Holz-Branchen Tischler und Holzgestalter bei einem Plus von 9,9 Prozent, der Mindestlohn erhöht sich schrittweise auf 2.300 Euro brutto. Ebenfalls schon abgeschlossen hat das Baunebengewerbe, hier liegt die Einigung bei einem Brutto-Lohnzuwachs von 9,8 Prozent, der Mindestlohn soll ebenfalls schrittweise bis auf 2.300 Euro monatlich erhöht werden.

APA/Red.

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