Junge gehen immer weniger auf Messen

Tourismus-Staatssekretärin Kraus-Winkler zur ITB und zur Entwicklung von Offline zu Online
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“Es ist zwar noch kein Abgesang auf die ITB”, sagt Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) in Berlin, “aber die Messe ist traditionell eine Offline-Veranstaltung, und die junge Generation geht kaum noch auf Messen, sondern schaut sich alles online an.” Darauf reagiere auch Österreich.

“Im Moment muss man alles ausprobieren”, meint Kraus-Winkler am Rande der Internationalen Tourismusbörse ITB, der weltgrößten Tourismusmesse, die nach einer coronabedingen Pause von drei Jahren wieder stattfand – allerdings mit einem neuen Konzept. Die Messedauer wurde von fünf auf drei Tage geschrumpft, die beliebten Publikumstage wurden gestrichen. Die ITB ist künftig nur noch eine Fachmesse. Trotz der verkürzten Dauer sind die Standkosten gleich hoch geblieben. Im Gegensatz zu früher gab es mehrere Leerflächen. Wie viele andere Aussteller hat auch Österreich seine Präsentationsfläche verkleinert.

“Die ITB ist nach wie vor eine Institution und bleibt der weltweit wichtigste Treffpunkt der Branche”, ist Kraus-Winkler überzeugt. Aber vieles verlagere sich vom Offline- auf den Online-Bereich. “Ich bin nicht sicher, wie die Generation XYZ reagiert. Junge Leute gehen immer weniger auf Publikumsmessen. Die schauen sich alles online an oder holen sich die Informationen aus den Chats, in denen sie untereinander kommunizieren.”

Darauf müsse sich der Tourismus einstellen. An die junge Generation müsse man sich “extrem gut anpassen”. Dabei gehe es nicht nur um die Kommunikationskanäle, sondern auch um die Art und Weise, wie man formuliert.

Das Marketing im Online-Bereich verlange eine eigene Bild- und Wortsprache und müsse intelligente Möglichkeiten anbieten, gut aufbereitete zusätzliche Informationen zu holen. Zeigt ein Foto ein junges Paar in den Bergen, lautet der Titel dafür “Public Viewing” und nicht etwa “Ins Tal einischaun”. Junge Gäste wollten im Prinzip dasselbe erleben wie frühere Generationen, bräuchten aber für ihren Lifestyle ein angepasstes “Wording”.

Ältere Generationen hätten immer noch das Musical “Sound of Music” im Kopf, wenn sie an Österreich denken, “doch jetzt müssen wir was Neues für die Köpfe finden.”

Dass die ITB, die diesen Donnerstag endet, diesmal wieder physisch stattgefunden habe, sei in dieser Branche eine große Erleichterung. Wie sich jedoch das neue Format der ITB durchsetzen werde, finde sie “spannend” und müsse man beobachten.

“Tourismus ist zwar volatil, aber es zeigt sich, dass er sich schnell wieder erholt. Das war bei allen Krisen so. Es ist immer schnell gegangen und hat nur ein, manchmal zwei Jahre gedauert. Auch jetzt, trotz der größten Krise, hat der Tourismus schnell wieder angezogen.”

Mit den Gästezahlen in Österreich zeigt sich Kraus-Winkler sehr zufrieden. Nach zwei Jahren Pandemie sei das letzte Jahr sehr erfolgreich gewesen. Es fehlten nur noch zehn Prozent zu den Nächtigungen von 2019, einem der besten Jahre in Österreichs Tourismus. “Daher bin ich sehr zuversichtlich für 2023 und hoffe, dass sich die Stabilität in Europa trotz der multiplen Krisen nicht verändert.”

Die Nachfrage aus Israel sei eine “geradezu unheimliche Entwicklung”. Fast eine Million Gäste aus Israel kämen nach Österreich. Pro Woche gebe es von Israel nach Österreich 33 Flüge von vier verschiedenen Airlines. “Für israelische Gäste sind wir relativ günstig. Auch bei gestiegenen Preisen bietet Österreich ein extrem gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, weil wir immer in hohe Qualität investiert haben.”

Da es Verschiebungen in einigen Quellmärkten gebe, “müssen wir darüber diskutieren, welche Fokussierungen wir anders machen müssen”. Dank der hohen Wirtschaftsdynamik in Südostasien und im Nahen und Mittleren Osten entwickle sich eine neue und intensiv reisefreudige Mittelschicht. Mit dem Erwachen des Tourismus in zusätzlichen Regionen im Umkreis von zirka vier Flugstunden entstehe ungeheure Dynamik, aber auch Konkurrenz. “Aber Österreich hat ein sehr klares Angebot, wir müssen nur einen Weg finden, dieses traditionelle Österreich-Angebot auch den nächsten Generationen zu vermitteln”, erklärt Kraus-Winkler.

Die Zukunft des Wintertourismus sieht die Politikerin trotz allem positiv: “Wir werden immer Schnee haben und es wird immer Skifahrer geben. Die Alpen gehören zu den weltweit meistgefragten Skidestinationen, und Österreich ist da ganz vorne.” Steigen die Temperaturen langfristig tatsächlich um 1,5 oder 1,3 Grad, werde auch die Schneegrenze um 200 Meter steigen. “Dann sind wir zwischen 1500 und 1700 Meter. Dadurch muss es vielleicht Zusatzangebote für den Winter geben, die Mountainbiker werden schneller da sei und den ganzen Winter fahren können. Ich bin überzeugt: Der Winter hat Zukunft – und der Winter mit Schnee sowieso.”

APA/Red.

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