Kalkulierbare Abenteuer

Teilnehmer von Gruppenreisen suchen heute besondere Erlebnisse, wollen Sicherheit unterwegs in der Ferne - und vor allem: kein schlechtes Gewissen.
© Destination Red Bull

Gesellschaftsreisen? Ganz ehrlich: Dieser Begriff klingt heute antiquiert. „Er stammt noch aus den Zeiten, als Reisen Privilegierten vorbehalten war“, erklärt Werner Stangl in seinem Literaturprojekt „Reisen.ABC“ (reisenabc.stangl.eu). Insbesondere dann, wenn’s in ferne Länder ging. Man reiste im Kollektiv. Heute spricht man oft eher von Gruppen- oder Rundreisen, die von Reiseveranstaltern organisiert werden. Oder noch spezifischer: von Erlebnis-, Studien-, Bildungs-, Natur-, Wander-, Sport-, … -Reisen. 

Reisen in Gruppen werden von den Kunden seit jeher gerne angenommen. Sie hätten zwar manchmal den Nachteil, dass individuelle Bedürfnisse nicht in vollem Umfang erfüllt werden können, hält Stangl fest. Doch dem stünden eine Reihe von Vorteilen gegenüber, wie oftmals günstigere Preise, die Möglichkeit, Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen, eine gewisse Sicherheit durch Reiseleiter und -betreuer vor Ort etc. 

Sicherheit

Über die Jahre und Jahrzehnte haben sich die Vorlieben der Kunden von Gesellschaftsreisen natürlich verschoben. Die aktuelle Weltlage, mit Terror und Krisen vielerorts, hat etwa auch Einfluss auf den Tourismus. Das gilt umso mehr für Studien- und Erlebnisreisen. „Denn diese Klientel befasst sich – anders als viele Strandurlauber – intensiv mit dem Reiseland“, so Tourismusforscher Prof. Torsten Kirstges gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Daher wird er eher abgeschreckt, wenn schlechte Nachrichten die Attraktivität des Reiseziels beeinträchtigen.“ Gleichzeitig  reisen Kunden in fremde Länder, die als nicht sehr sicher eingestuft werden, lieber in der Gruppe als alleine.

Umweltbewusst

Auch die mittlerweile allgegenwärtige Umweltdebatte spielt eine Rolle. Elisabeth Kneissl-Neumayer, Geschäftsführerin von Kneissl Touristik, sind die aktuellen großen Herausforderungen für Reiseveranstalter und die gesamte Reisebranche bewusst: „Das Reisegeschäft ist unter den aktuellen weltpolitischen Bedingungen und angesichts der Herausforderung der Klimaveränderungen und der begrüßenswerten Proteste der Jugend eine große Herausforderung für uns alle“, sagt sie im Gespräch mit FaktuM. „Als Reiseveranstalter muss man den Spagat zwischen Verantwortung für die Umwelt, den Globus, die Gesellschaft, dem großen Fußabdruck einer Reise, den Kundenbedürfnissen und dem eigenen Idealismus schaffen.“ Wobei diese Faktoren zusammenhängen. „Wir lenken mit unserem Angebot ja Reiseströme“, gibt die Touristikerin zu bedenken. Denn auch die Zielgruppe 50plus wünsche sich einerseits für die Kinder und Enkerl eine lebenswerte Zukunft. Und wolle andererseits,  jetzt wo sie Zeit und Geld habe, die Welt entdecken. „Wichtig ist deshalb, dass wir im Blick haben, wohin die kollektive Menschenreise geht, und wir mit Aufmerksamkeit und Respekt das Wohl von allen bedenken“, betont Kneissl-Neumayer. „Hier in Österreich und in anderen Teilen der Welt, wo wir Gäste sind.“ Kneissl Touristik war eigenen Angaben zufolge der erste österreichische Veranstalter, der sich dem Roundtable für Menschenrechte im Tourismus angeschlossen hat, und nimmt auch die CO2-Kompensation ernst.

Besondere Erlebnisse

Dass sich Studien- und Erlebnisreisen sowohl in Deutschland als auch Österreich steigender Beliebtheit erfreuen, hängt zudem damit zusammen, dass die Kunden heute besondere Erlebnisse suchen. „Wohl auch als eine Reaktion darauf, dass touristische Hot-Spots immer voller werden, wollen Reisende nun abseits der touristischen Pfade Neues kennenlernen und viel erleben“, analysiert Walter Krahl, Geschäftsführer von Ruefa, den Trend.  „Die Kunden erwarten dabei volle Flexibilität: Es wird alles kombiniert, egal ob Schiff mit Flug oder der Bahn, Wandern kombiniert mit Kulturreise, oder eine Studienreise vor oder im Anschluss an eine Kreuzfahrt.“

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