Mehr Sicherheit unterwegs

Mitarbeiter fühlen sich auf Geschäftsreisen zunehmend unwohl. Denn Notfallpläne sind in vielen Firmen Mangelware. So kann aus dem Business-Trip schnell eine Horrortour werden.
© Safeture AB

“Ich hatte kein gutes Gefühl. Es war so, als ob mich die Vorgesetzten im Regen stehen lassen würden. Da gab es kaum brauchbare Antworten zu den Risiken vor Ort.“ Nach einer heftigeren Diskussion über Schirme alle Art hat der Marketingchef des Nahrungsmittel-Herstellers doch seine Koffer gepackt. Mit dem Pochen im Hinterkopf, dass jener Trip das Zeug zum mittleren Alptraum haben dürfte. Der Flug führte in eine Region, die allgemein als eher wenig heimelig eingestuft wird – speziell für ausländische Gäste. „Es hat dann keine Probleme gegeben beim Besuch der Niederlassung. Im Ernstfall wäre ich trotzdem in der Luft gehangen, das macht nervös. Nächstes Mal erwarte ich mir eine gewisse Vorbereitung seitens des Arbeitgebers, sonst kann ein Kollege den Job erledigen. Das ist mir zu riskant“, denkt der 46-Jährige zurück mit spürbarem Ärger. 

Solche Erlebnisse sind keine Ausnahmeerscheinungen. Immer öfter tauchen in Unternehmen Planungsdefizite auf, wenn es um die Sicherheit von Geschäftsreisenden geht. Was eine steigende Zahl von Betroffenen irritiert, signalisiert ein Blick nach Deutschland: Das Abspulen von Kilometern im Dienst des Brötchengebers erzeugt dort offenbar zunehmend Schweißausbrüche. Das Unbehagen kommt nicht aus heiterem Himmel, wie eine Studie von SAP Concur belegt:  Laut diesem Anbieter für Reisemanagement-Software erlebte 2018 jeder fünfte Geschäftsreisende, der mindestens sechs Mal im Jahr unterwegs ist, eine riskante Situation oder befand sich in der Nähe einer Gefährdung. 

Gesteigerte Bedrohungslage 

Solche Szenarien können aber nur Realitätsverweigerer oder notorische Schönfärber in den Chefetagen verblüffen. Fachkräfte auf Achse sind grundsätzlich nicht immun gegen unliebsame Vorfälle. Doch die Bedrohungslage hat sich gesteigert, seit politische Krisen, gesellschaftliche Unruhen oder extreme Wetterbedingungen global an der Tagesordnung sind. Auch Diebstähle, der Verlust wichtiger Dokumente oder gesundheitliche Turbulenzen sind Treiber für heikle Momente. Dann ist Unterstützung gefragt, damit der Betroffene möglichst ohne Schaden zurückkehren kann.

In der Stunde X muss eine gelebte Fürsorgepflicht für das Wohlergehen der Belegschaft dann wesentlich mehr sein als ein Lippenbekenntnis. Oder eine Abfolge konzeptloser Panikreaktionen, die alles noch schlimmer machen. Das Vertrauen in die Management-Künste ist jedoch laut SAP Concur keineswegs ungetrübt. Folgende Zahl sollte Führungskräften zu denken geben: 27 Prozent der Geschäftsreisenden glauben, ihr Arbeitgeber könne ihnen bei Gefahren nicht professionell unter die Arme greifen.

Experten verweisen daher zur geringen Verwunderung auf Handlungsbedarf. Die Stoßrichtung liegt auf der Hand: Schulterklopfen und auf gutes Gelingen zu hoffen reicht nicht. „Hinsichtlich ihrer Fürsorgepflicht müssen Arbeitgeber dringend nachbessern und reisende Mitarbeiter deutlich stärker unterstützen. Das betrifft sowohl das Angebot von präventiven Maßnahmen oder Schulungen als auch die gezielte Unterstützung in Notsituationen vor Ort“, fordert Götz Reinhardt, Managing Director von SAP Concur. 

Solche Botschaften scheinen an manchen Entscheidern abzuprallen. Immerhin 38 Prozent der Befragten haben nämlich schon Sicherheitsbedenken hinsichtlich eines Außendienst-Einsatzes geäußert. Ohne Reaktionen. Nur ein Fünftel gibt an, dass die geäußerten Sorgen Gehör fanden. Über die Motive hinter solchem Achselzucken können Experten nur rätseln. Die Erklärungsversuche reichen von mangelnden Budgets über Informationsdefizite bis zu fehlenden personellen Ressourcen oder Ignoranz.

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