Nachhaltige Angebote im Tourismus sind deutschen Urlaubern viel wert

Für regionale Küche würden Befürworter der Nachhaltigkeit einen um 29 Euro höheren Doppelzimmerpreis pro Nacht zahlen - bei einem Basispreis von 120 Euro
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Das Klima dank erneuerbarer Energie schonen, Abfall vermeiden, regionale Küche bieten – solche Konzepte der Nachhaltigkeit sind laut einer Studie vielen deutschen Österreich-Urlaubern einen erheblichen Aufpreis wert. 23 Prozent seien bereit, dafür teils tief in die Tasche zu greifen, sagte Holger Sicking, Tourismusforscher bei der Österreich Werbung. Für regionale Küche würden sie einen um 29 Euro höheren Doppelzimmerpreis pro Nacht zahlen – bei einem Basispreis von 120 Euro.

“Auf der Karte sind in diesem Zusammenhang regionale Lebensmittel noch etwas wichtiger als Bio-Lebensmittel”, so der Leiter der Tourismusforschung der heimischen Tourismusmarketing-Organisation ÖW zur Deutschen Presse-Agentur unter Verweis auf eine im Februar in Deutschland durchgeführte repräsentative Umfrage.

Die Erhebung mit knapp 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sei besonders belastbar, weil sie nicht nur pauschal nach der oft bejahten Wichtigkeit von Nachhaltigkeit gefragt habe, so Sicking weiter. “Bei uns ging es konkret um die Höhe der Aufzahlungsbereitschaft.”

Auffallend sei auch das kritische Auge vieler gerade jüngerer Touristen bis zum Alter von 30 Jahren beim Thema Abfallvermeidung. “Da geht es um Plastikmüll, aber auch um die Verschwendung von Lebensmitteln”, sagte Sicking. Wenn ein Haus glaubwürdig vermittle, dass es sich viele Gedanken dazu mache und Konzepte habe, dann seien die Anhänger der Nachhaltigkeit bereit, 30 Euro pro Nacht mehr für das Doppelzimmer zu zahlen. Der König-Standard sei ein 100 Prozent klimaneutraler Beherbergungsbetrieb. In diesem Fall wären 47 Euro mehr pro Nacht im Doppelzimmer drin – angesichts des angenommenen Basispreises von 120 Euro also ein Plus von rund 40 Prozent.

Die Nachhaltigkeit, die nicht immer ganz scharf definiert sei, sei in der Reisebranche jedenfalls “die Devise der Stunde”, sagte Herta Neiß, Tourismusforscherin an der Universität Linz. Ein zentraler Baustein sei die Mobilität. “Die Gäste möchten zumindest die Option haben, ohne eigenes Auto anzureisen oder sich vor Ort ohne das eigene Gefährt zu bewegen.” Ein weiterer wichtiger Punkt sei das Einbeziehen der Einheimischen in die Konzepte. “Ein Zuviel an Touristen lässt das Gefüge irgendwann kippen”, so Neiß.

Die Gäste seien generell kritischer geworden. Das führe auch dazu, dass die Touristen sehr wohl merkten, ob Nachhaltigkeit von den Betrieben gelebt werde oder nur ein PR-Gag sei. “Mogelpackungen fliegen bald auf”, betonte Neiß.

Im vergangenen Jahr waren die Deutschen mit 53 Millionen Übernachtungen erneut die wichtigste Gästegruppe in Österreich. Laut Österreich Werbung gibt jeder Gast statistisch im Sommer 163 Euro pro Tag aus, im Winter sind es 192 Euro.

Alle Befragungen signalisierten, dass die Gruppe derjenigen, für die Nachhaltigkeit wichtig sei, in den nächsten Jahren wachsen werde, so Sicking. Unklar sei aber noch das Ausmaß des Trends. Möglicherweise sinke kurzfristig bei manchen Gästen durch die Inflation und das knappere Geld die Bedeutung der Nachhaltigkeit, sagte Neiß.

Die Ergebnisse der Studie hält Sicking für übertragbar auf Bayern und die Schweiz. Hier spielten ähnliche Motive bei der Auswahl des Ziels eine Rolle. Bei einem Urlaub zum Beispiel in der Türkei und dem dort viel größeren Anteil an Pauschalurlaubern seien nicht ohne Weiteres ähnliche Ergebnisse zu erwarten.

APA/Red.

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