Globale Luftfahrt in Sorge

Die Ausbreitung des Coronavirus in China verunsichert die Branche.
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MERS virus, Meadle-East Respiratory Syndrome coronovirus, 3D illustration

Die Ausbreitung des Coronavirus in China verunsichert Luftfahrtbranche und Passagiere. Airlines erinnern sich vor allem an Geschäftsverluste aus dem Jahr 2003, als wegen der Atemwegekrankheit SARS rund 800 Menschen starben. Nachfolgend ein Überblick über Folgen des Coronavirus für die Luftfahrt:

WIE SIND DIE FINANZIELLEN FOLGEN FÜR DIE FLUGGESELLSCHAFTEN?

Die größte Sorge ist ein starker Rückgang der Reisenachfrage, wenn das Virus zur Epidemie wird. Während des Höhepunkts des SARS-Ausbruchs im April 2003 sank die Passagiernachfrage in Asien nach Angaben des Internationalen Luftfahrtverbands IATA um 45 Prozent. Die Airline Cathay kappte fast 40 Prozent ihrer Flüge und meldete einen Verlust – ebenso wie Singapore Airlines, Japan Airlines und die japanische Fluggesellschaft ANA Holdings.

Die Branche ist inzwischen deutlich stärker auf chinesische Reisende angewiesen. Diese stellen etwa in Australien laut Ratingagentur Moody’s mehr als 15 Prozent der Ankünfte aus dem Ausland, nach nur vier Prozent 2003. Urlauber setzen dann ihren Trip oft mit Inlandsflügen fort, sobald sie in Australien ankommen. Dies wiederum könnte sich auf die australische Airline Qantas Airways auswirken.

WIE HAT SICH DER LUFTVERKEHR ENTWICKELT?

Seit 2003 hat sich die Zahl der jährlichen Fluggäste mehr als verdoppelt, und von China aus reisen so viele Menschen ins Ausland wie aus keinem anderen Reisemarkt. Starteten 2003 nur 6,8 Millionen Passagiere von China aus per Flieger ins Ausland, so stieg diese Zahl nach Angaben der dortigen Luftfahrtbehörde bis 2018 fast um das Zehnfache auf 63,7 Millionen. Der weltweite Umsatz der Luftfahrtindustrie hat sich laut IATA-Daten 2019 auf 838 Milliarden Dollar (756 Mrd. Euro) mehr als verdoppelt (2003: 322 Mrd. Dollar). “Ob nur ein kleinerer Markt betroffen ist, ein ganzes Land oder eine größere Region, ist offensichtlich unvorhersehbar und liegt außerhalb der Kontrolle der Branche”, sagt Brendan Sobie, unabhängiger Luftfahrtanalyst in Singapur.

WELCHE AIRLINES SIND AM STÄRKSTEN BETROFFEN?

Viele Fluggesellschaften, darunter Korean Air Lines, die Billigfluggesellschaft Scoot von Singapore Airlines, Taiwans China Airlines und Japans ANA, gaben bekannt, dass sie Flüge von und nach Wuhan stornieren, nachdem die Behörden eine Sperrung angekündigt hatten. Bereits am Donnerstagvormittag zeigte die Online-Plattform FlightRadar24, wo man Flüge per Radar verfolgen kann, dass 184 Wuhan-Flüge oder 60 Prozent der für den Tag geplanten Abflüge storniert wurden. Der Flughafen Tianhe in Wuhan bedient rund zwei Prozent von Chinas Flugverkehr, hauptsächlich Inlandsflüge operieren von dort.

STORNIEREN PASSAGIERE REISEN NACH CHINA?

Südkoreas größtes Reisebüro, Hanatour Service, meldet einen Anstieg der Stornierungen von Reisen nach China in dieser Woche um etwa 20 Prozent. Der Chef von Thomas Cook in Indien, Rajeev Kale, sagt, einige Kunden äußerten Bedenken wegen einer Reise ins Nachbarland. “Die meisten unserer Kunden warten erst einmal ab und verfolgen die weiteren Entwicklungen.”

Die Fluggesellschaften Philippine Airlines, Garuda Indonesia und Japan Airlines stellten bisher keinen Buchungsrückgang von und nach China fest. Der philippinische Billigflieger Cebu Pacific gab an, einige Passagiere hätten Bedenken geäußert, aber nicht storniert.

Jüngste Meldung: Air France streicht Direktverbindungen nach Wuhan

Die französische Fluggesellschaft Air France hat aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des neuen Coronavirus vorerst alle Direktverbindungen von und nach Wuhan in China gestrichen. Die Airline halte sich damit an von Behörden wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Maßnahmen, teilte Air France am Donnerstag (23.1.2020) mit.

APA/Reuters/red

 

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