ÖAV-Chef gegen FFP2-Maskenpflicht

Führt Beschaffungs- und Kostenprobleme ins Treffen.
© OeAV/N. Freudenthaler

Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV)

Der Präsident des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV), Andreas Ermacora, befürwortet zwar das Öffnen der Skigebiete – nicht aber die FFP2-Maskenpflicht, die in der nun beschlossenen Verordnung vorgesehen ist. Er finde das “nicht ganz angemessen”. Vor allem im Hinblick auf die Regeln, die in anderen Massentransportmitteln gelten. Zudem forderte er eine Lösung im seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen Skitourengehern und Seilbahnen und nahm auch die Politik in die Pflicht.

Die Vorgabe, in Skigebieten eine FFP2-Maske zu tragen, bringe Beschaffungs- und Kostenprobleme mit sich, sagte er im APA-Interview. Schließlich sei es derzeit nicht so einfach, an die Masken zu kommen. Wenn die Skigebiete diese zur Verfügung stellen, sei es auch ein “irrer Kostenfaktor”. Die Skifahrer müssten zudem kontrolliert werden, ob sie auch tatsächlich ein FFP2-Modell tragen.

Dass die Seilbahnen nun auch ab dem 24. Dezember für die Einheimischen fahren werden, befand er als richtig – auch wenn er für die wirtschaftlichen Folgen Verständnis zeigte. “Aber nachdem viele Skigebiete von der öffentlichen Hand subventioniert werden, ist das auch in Ordnung, dass sie für die Einheimischen aufmachen”. Ansonsten würde man sie zu “Menschen zweiter Klasse” degradieren.

Sollten die Menschen nun – wie bereits im Frühjahr und Sommer nach der ersten Welle – verstärkt auf den Berg drängen, so werde dies auch Gefahren mit sich bringen. Nach der geäußerten Sorge von Unfallmedizinern wegen einer Betten-Knappheit auf den Intensivstationen aufgrund von verletzten Wintersportlern rät er den Alpinisten, mit “Maß und Ziel” zu agieren und vorsichtig zu sein. Aber man könne den Menschen nicht verbieten, im Freien Sport zu machen, war Ermacora überzeugt, der im Zivilberuf Rechtsanwalt ist. Während des ersten Lockdowns sei das “Obrigkeitsdenken der Bevölkerung” stärker gewesen als jetzt.

Lösung im Konflikt zwischen Skitourengehern und Seilbahnern

Seit den ersten Schneefällen sind auch die Skitourengeher wieder auf den Bergen präsent. Dem seit “vielen Jahren bestehende Konflikt” zwischen Seilbahnern und Skitourengehern müsse nun endlich mit Lösungen begegnet werden. Vor allem das Pistentourengehen sei schlicht keine “Randerscheinung” mehr. Immerhin gebe es in Österreich bis zu 600.000 Skitourengeher – mit stark steigender Tendenz. Besonders junge Sportler quer durch Österreich würden immer häufiger zu den Fellen greifen. Hier müsse sich auch die Politik stärker einbringen und alle Beteiligten müssten sich an einen Tisch setzen. Eine Patentlösung habe er aber auch noch nicht parat. Ermacora könne sich auch vorstellen, dass Skitourengeher einen finanziellen Beitrag zur Benützung der Infrastruktur leisten, wenn ihnen eine eigene Aufstiegsspur zur Verfügung gestellt werden würde. Dieser sollte aber die Zehn-Euro-Marke nicht überschreiten.

Noch sei es allerdings für viele so, dass “alles was nicht pro Skigebiete ist, irgendwie ein Feindbild” sei. Doch sollten die Seilbahner auch das wirtschaftliche Potenzial in Skitourengehern erkennen, nachdem sie in den Hütten auch konsumieren würden. Diesen Konflikt gäbe es in den meisten Bundesländern, berichtete der ÖAV-Präsident, in Tirol trete er aber besonders stark zu Tage. In Oberösterreich begegnete man diesem Problem etwa mit Tourengeherkarten, in denen Möglichkeiten für die Sportler in den jeweiligen Skigebieten ausgewiesen sind.

Weiterhin fest stand für Ermacora, dass es “fixe Ausbaugrenzen” brauche, was die Erweiterung von Skigebieten betrifft. Unter der Bevölkerung habe dieser Sinneswandel bereits stattgefunden. Nur die Politik habe dies noch nicht ganz erkannt, meinte er. Dieses stetige “Streben nach mehr zu Lasten der Natur”, sei der falsche Weg und war dennoch überzeugt: “Wir gehen in die richtige Richtung”.

 

APA/Red

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