Reisestornos in Coronazeiten

Reiseveranstalter verzweifeln angesichts neuer Reisewarnungen, wollen ihre Kunden aber trotzdem nicht verlieren. Aus diesem Grund sind sie sogar bereit, auf Storno-gebühren zu verzichten. Zumindest unter bestimmten Bedingungen.
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Für Reiseveranstalter ist die derzeitige Coronakrise besonders dramatisch, weil sich die Bedingungen in den Urlaubsländern ständig ändern. Immer wieder kommen neue Reisewarnungen oder gleich Quarantäne-bestimmungen hinzu. Auch wenn Kunden schon vor Monaten ihre Urlaubs-Pauschalreise gebucht haben, ist oft bis wenige Tage vor der Abreise unklar, ob die Reise überhaupt stattfindet. Um dieses Chaos ein wenig in den Griff zu bekommen und trotzdem die Kunden nicht zu verlieren, greifen bereits mehrere große deutsche Reisever-anstalter zu drastischen Maßnahmen: Sie verzichten auf die zum Teil recht hohen Stornogebühren. So verkündete der Veranstalter DER-Touristik, zu dem die Marken DERTour, IST, Jahn Reisen und Meiers Weltreisen gehören, dass er bei Buchungen bis Ende Dezember, die den Abflug spätestens Ende Oktober 2021 haben, eine kostenlose Stornierung der Buchung bis 14 Tage vor der Abreise anbietet. Wer die Anreise zum gebuchten Hotel selbst tätigt, kann die ganze Reise sogar noch sieben Tage vor der Anfahrt stornieren. In Normalzeiten werden beispielsweise bei TUI bei einer Reisestornierung bis zum 24. Tag vor der Anreise die Hälfte des Reisepreises einbehalten. Bei einer Stornierung am zehnten Tag vor dem Reisebeginn fallen sogar 80 Prozent des Reisepreises als Stornogebühr an. Diese Gebühren entfallen nur dann, wenn das Außenministerium (bzw. in Deutschland das Auswärtige Amt) eine Reisewarnung für das Gebiet ausspricht, in das die Urlaubsreise gehen soll.

Aus diesen Gründen wagen nur noch wenige Kunden den Weg in ein Reisebüro. Viele Veranstalter, die bis jetzt dank der Überbrückungshilfe der Bundesregierung überleben konnten, denken darüber nach, wie sie ihre Kunden doch noch an sich binden können. Der deutsche Reiseanbieter Alltours erlaubt seinen Kunden beispielsweise bei einer klassischen Pauschalreise im kommenden Sommer eine kostenfreie Stornierung bis 15. März 2021. Auch der kommende Winterurlaub kann bis 14 Tage vor der Anreise storniert werden.

Reisestornobedingungen in Österreich in der Krisenzeit

In Österreich leiden die Reiseveranstalter ebenso wie in Deutschland an der Unberechenbarkeit dieser Krise. Mehrere Anbieter haben, um das Vertrauen ihrer Kunden zu behalten, ihre Stornobedingungen an die Coronazeit bereits angepasst. So erlaubt z.B. Hofer-Reisen mit dem „Sorglos-Paket“ – das fünf Euro pro Person kostet – bei Eigenanreise mit dem PKW eine kostenlose Stornierung bis zum zehnten Tag vor der geplanten Abreise. Bei Ruefa-Reisen, das so wie Hofer-Reisen zur Verkehrsbüro Gruppe gehört, wird laut Angaben von Andrea Hansal, Pressesprecherin der Verkehrsbüro Gruppe, im Einzelfall entschieden, wieweit ein kostenloses Storno möglich ist. Denn das hängt auch davon ab, ob es für das Land, in das die Urlaubsreise gehen soll, eine Reisewarnung vom Außenministerium (mindestens Stufe 5 oder 6) gibt. Bei Billa-Reisen sind die Stornobedingungen jetzt dahingehend geändert worden, dass der Kunde bei Buchung einer Flugpauschalreise bis 31. Dezember bis 14 Tage vor Antritt von der Reise kostenlos zurücktreten kann. Allerdings wird die Anzahlung laut Aussage von Frau Herkner von Billa-Reisen nicht zurückgezahlt, sondern kann nur als Anzahlung für eine nächste Reise, die bis Oktober 2021 durchgeführt werden muss, verwendet werden. Es kann jedoch sein, dass „die Geschäftsleitung von Billa-Reisen den Buchungszeitraum noch weiter nach hinten verlegen wird“, sagt Herkner in einem Gespräch.

Auch bei TUI ist eine kostenlose Stornierung einer Reise nur möglich, wenn sie in ein Land mit einer vom Außenministerium ausgesprochenen Reisewarnung (mindestens Stufe 5 oder 6) geht. So ist bei Anreise bis 30. Dezember 2020 eine kostenlose Stornierung für die Länder Ägypten, Marokko und Tunesien möglich (Stand vor dem zweiten Lockdown). Ansonsten erlaubt TUI die kostenlose Umbuchung einer Reise für den Buchungszeitraum 1. November bis 31. Dezember 2020 bis 14 Tage vor der Anreise. Die Reise muss nur bis 14. April 2021 angetreten werden (letzter Tag der Umbuchungsmöglichkeit ist der 31.3.2021). Das Angebot gilt aber nicht für XTUI, Fly & Mix, TUI Ticket Shop, non refundable Rates, Reisen mit Linienflügen, Veranstaltungstickets, airtours cruises, airtours Private Travel, TUI Cruises, Wolters Reisen, TUI Villas, TUI á la carte, TUI Bootsferien, TUI CAMPER und ltur. Für die Umbuchung gilt außerdem, dass die neue Reise mindestens den halben Preis der stornierten Reisebuchung ausmachen muss.

Von Thomas Langer

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