Risiken und Chancen für Austro-Tourismusbranche

Preisanstieg beeinflusst Urlaubsbudgets. Binnentourismus dürfte über Vorkrisenniveau bleiben.
Pixabay

Urlaub im eigenen Land bleibt auch 2022 ein Trend

Nach dem Ende des Corona-Lockdowns Mitte Dezember hat sich die heimische Tourismuswirtschaft überraschend schnell und kräftig erholt, berichtet das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Freilich ergab sich von November 2021 bis Februar 2022 gegenüber dem Vorkrisenzeitraum 2018/19 dennoch ein Nächtigungseinbruch von einem Drittel und ein nominelles Umsatzminus von gut einem Viertel auf 7,74 Mrd. Euro. Der aufkeimende Optimismus wurde dann durch den Ukraine-Krieg jäh gedämpft.

„Die Aussichten für den Tourismus in Österreich sind damit einmal mehr von hoher Unsicherheit geprägt“, schreiben Wifo-Experten in einer Analyse. Demnach haben sich die Rahmenbedingungen für die österreichische Tourismuswirtschaft aufs Neue eingetrübt. Es sei zu erwarten, dass dieser Konflikt die Nachfrage nach Urlaub in Österreich negativ beeinflussen werde, wobei die indirekten Wirkungen die direkten bei weitem überwiegen dürften.

Die Hoteliervereinigung (ÖHV) bedauerte, dass die Erholungsphase nach der Coronakrise nun durch den Krieg gefährdet sei. Ließen die äußeren Umstände keine Sicherheit und Stabilität zu und die Entwicklung werde wieder im Keim erstickt, sei „die Politik auf allen Ebenen gefordert“, so ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer in Reaktion auf die Wifo-Ausführungen. „Wir brauchen Konzepte, um der aktuellen Preisentwicklung entgegenzuwirken.“

Dabei schränkt der Preisanstieg in vielen Ländern das Urlaubsbudget vieler Menschen ein. Das dürfte zwar selten zu einem Totalverzicht auf Urlaubsreisen führen, aber die Ausgabefreudigkeit der Gäste werde gedämpft. Das führe zu weniger und noch kürzeren Urlauben, zur Wahl günstigerer Unterkünfte und zu einer Veränderung in der Wahl von Destinationen und Transportmitteln.

Aufgrund einer Beeinträchtigung des internationalen Flugverkehrs wird eine geringere Nachfrage aus Fernmärkten erwartet. Zusätzlich könnte die Nachfrage aus diesen Märkten unter der Wahrnehmung Europas als „Kriegsschauplatz“ leiden.

Es gibt aber nicht nur schlechte Nachrichten. In Europa könnten nahe Reiseziele wie Österreich nämlich auf Kosten von Ferndestinationen profitieren. So ergebe sich „ein nicht unbeachtliches zusätzliches Nachfragepotenzial für Österreich“ aus Nachbarländern. Doch die Konkurrenz ist nah, denn ebenso dürften sich die mit dem Pkw erreichbaren Ziele in Südeuropa in der kommenden Sommersaison einer noch größeren Beliebtheit erfreuen.

Der Boom des Binnentourismus in Österreich wird sich diesen Sommer wohl etwas abschwächen. Die Nachfrage dürfte aber nach Einschätzung der Wirtschaftsforscher über dem Vorkrisenniveau verbleiben.

„Das Aufeinandertreffen der COVID-19-Pandemie und des Ukraine-Krieges ist ein in der jüngeren Geschichte einzigartiges Ereignis“, schreibt das Wifo. „Es liegen keinerlei Erfahrungen dazu vor, inwieweit eine derartige Sondersituation das Urlaubsverhalten der Menschen konkret beeinflusst.“ Zudem könnten derzeit weder der weitere Verlauf der Pandemie noch des Krieges und seine wirtschaftlichen Konsequenzen seriös vorhergesagt werden.

 

apa

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