Semmeringtunnel: Vor- und Nachteile für Tourismus

FaktuM bat die ÖBB, das Land NÖ und die Grünen NÖ um Stellungnahmen.
©Wiener Alpen/Florian Lierzer

Die Wiener Alpen sind das Naherholungsgebiet für die Großstadt Wien

In Zusammenhang mit den durch Arbeiten am Semmerig-Basistunnel verursachten Gewässerverunreinigungen hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt mit der Feststellung der strafrechtlichen Relevanz begonnen (FaktuM berichtete). Geprüft wird, ob der Anfangsverdacht der fahrlässigen Beeinträchtigung der Umwelt vorliegt.

Da der Semmering Naherholungsgebiet für die Großstadt Wien ist, hat der Tunnelbau nicht zu vernachlässigende Auswirkungen auf den Tourismus. FaktuM holte  Stellungnahmen dazu ein.

„Entlastung der bestehenden Bergstrecke“

DI Christopher Seif, ÖBB-Holding AG, Konzernkommunikation

„Die Ereignisse rund um die Wasserzutritte und Wassertrübungen in Göstritzbach, Auebach und Schwarza sind grundsätzlich bei Tunnelbauarbeiten dieser Komplexität nicht unüblich. Sowohl im Zuge der Planungen als auch im Zuge der Behördenverfahren wurden derartige Szenarien berücksichtigt, sodass wir in Abstimmung mit der Behörde und ihren Sachverständigen rasch und umgehend auf die Herausforderungen, die uns der Berg gestellt hat, reagieren konnten. Wir sehen daher rechtlich keine Grundlage für eine Wiederaufnahme des Genehmigungsverfahrens. Sollte uns ein Antrag übermittelt werden, werden wir diesen inhaltlich prüfen und dazu Stellung nehmen.

Der Semmering-Basistunnel ist für die Schaffung einer leistungsfähigen Schieneninfrastruktur im Südstreckenverlauf für einen zukunftsorientierten Personen- und Güterverkehr wichtig. Die Bergstrecke über den Semmering wird durch den Semmering-Basistunnel nicht ersetzt, sondern wird eine Ergänzung zur bestehenden Semmering-Bergstrecke sein. Durch die Verkehrsleistungsteilung, d.h. die Führung eines Großteils des Verkehrs (vor allem Güterverkehr und hochrangiger Personenverkehr) durch den Tunnel kommt es zu einer Entlastung der bestehenden Bergstrecke von Gloggnitz bis Mürzzuschlag, was unmittelbar der Substanz des Weltkulturerbes zu Gute kommt. Durch den Semmering-Basis-Tunnel wird nicht nur eine Verlagerung vieler PKW- und LKW-Fahrten von der Straße auf die Schiene erreicht, auch die Semmering-Bergstrecke kann durch frei werdende Kapazitäten touristisch und zielgruppenspezifischer genutzt werden. Auch der Tourismus abseits der unmittelbaren Semmering-Region kann durch den Semmering-Basistunnel profitieren, da sich in Kombination mit dem Ausbau der gesamten Südstrecke Fahrzeiten zwischen Wien und Graz bzw. Klagenfurt ergeben, die sich auf der Straße nie realisieren lassen.“

„Strecke wird für Tourismus entschleunigt“

Mag. Christian Salzmann, Amt der NÖ Landesregierung,Öffentlichkeitsarbeit

„Neben positiven Effekten für Beschäftigung und Wirtschaftsentwicklung hat das Projekt auch Vorteile für den Tourismus: Die mehr als 200 Züge pro Tag lassen derzeit eine touristische Nutzung der Strecke nicht zu. Ab voraussichtlich 2026 soll die Strecke für den Tourismus ,entschleunigt’ zur Verfügung stehen und das malerische Bergpanorama des UNESCO Welterbes mit Sonderfahrten und Fotostopps erschließen. Damit entsteht eine neue Facette des ,Landes für Genießer’“.

„Untersuchung von unabhängiger Stelle wichtig“

 Helga Krismer, Landes- und Verkehrssprecherin der Grünen NÖ

„Die Grünen waren immer skeptisch, was den Wasserhaushalt betrifft. Wie andere auch, mussten wir uns letztendlich den Aussagen der Fachleute beugen. Der Tunnel als Verkehrsprojekt ist wichtig. Eine Untersuchung von unabhängiger Stelle ist zur Aufklärung daher auch im Interesse der Grünen. Die Region selber wird wegen der Klimakrise in den nächsten 30 Jahren eine Renaissance erleben: Die Sommerfrische wird es für die Großstädter brauchen wie in Kaisers Zeiten.“

 

Red

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