Service, Fehler, Matchball

Wer beim Service pfuscht, verliert das Match um den Gast.
© Mucha Verlag

FaktuM Herausgeber Christian W. Mucha

Jüngst, von Thailand zurückgekehrt, gerate ich noch immer ins Schwärmen, wenn ich an das Hotel Hyatt Regency, The Barai in Hua Hin denke. Thailand ist ja für seinen Service weltberühmt. Das Lächeln der Thais verzaubert einen förmlich, die Höflichkeit, Freundlichkeit und Bereitschaft, den Gast glücklich zu machen, sucht weltweit ihresgleichen.
Das Phänomen der Thai-Freundlichkeit wird dann quadriert, wenn es mit der Tüchtigkeit, dem Organisationstalent und der Professionalität eines deutschen Spitzen-Managers vereint wird. Christian Wurm, Generaldirektor des Hyatt Regency Hua Hin, schafft es, ohne dass das den Gästen auffällt, gleich drei Komfortzonen auf drei verschiedenen Ebenen in seinen Betrieb einzuziehen. Und doch hat man nicht das Gefühl einer Kasten-Zugehörigkeit, weil die Präsidentensuite von den Luxussuiten und den normalen Zimmern so elegant separiert ist, dass jeder in seinem Bereich glücklich sein kann. Einfach vorbildlich. Kommt man dort um 20 Minuten zu spät zum Frühstück, dann erhält man ein Lächeln und Kaffee oder Tee…
Nach solch einem Erlebnis in Österreich zurück, kriegst du unverzüglich Schläge in die Magengrube und wirst in die Realität des heimischen Gastro-Alltags zurückgeworfen. Jüngst hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, mir das Café „Motto am Fluss“ für ein Treffen mit dem AUA-Vorstandsvorsitzenden Alexis von Hoensbroech auszusuchen. Wir zwei Morgenmenschen machten uns acht Uhr aus, ich war schon um 7:52 Uhr da. Alle Türen standen offen, vier Servicegeister wieselten durch die Gegend. Und da ich keine Ahnung hatte, dass der Betrieb erst um acht aufsperrt, ging ich natürlich ins Lokal, um mir meinen Tisch zu suchen. Vorbei an drei Mitarbeitern, die mich ignorierten und keines Blickes würdigten. Die vierte zog die Augenbrauen hoch, als sie mich sah, und meinte schroff: „Wir haben noch net offen, da müssen’s draußen warten.“ „Wann sperren Sie denn auf“, fragte ich, „und wieso sind dann die Türen jetzt schon offen um acht? Das sind aber nur acht Minuten. Stört es Sie, wenn ich mich an diesen Tisch setze?“ „Ja, und jetzt gehen’s raus.“ Dieses Schicksal hatte auch eine deutsche Dame erlitten, die im dünnen Frühlingskleid am Eingang fror. Wir lächelten uns gegenseitig zu und spendeten uns Worte des Trostes. Dass das nicht gerade gastfreundlich sei und eigentlich ziemlich einmalig. Mehr hätte es nicht gebraucht. Denn schon raste eine aufgebrachte zweite Servierkraft daher und fauchte: „Sparen Sie sich das, ich höre genau, worüber Sie reden“, und mischte sich in unser Gespräch ein.
Nun bin ich ja bereit, ein Lokalverbot hinzunehmen. Aber beim Sprechverbot hat sich das „Motto am Fluss“ geschnitten.
Leider war dessen Chef Bernd Schlacher, übrigens mehrfach von uns als bester Caterer Österreichs ausgezeichnet, nicht bereit, mit mir am Telefon zu reden. Berechtigte Kritik der Gäste – dafür hat der Mann keine Zeit. Über Facebook schickte er mir eine Einladung zu einem Frühstück um 7:45 Uhr (danke, ich verzichte – auf seine giftigen Mitarbeiter möchte ich nicht mehr treffen) und rechtfertigte das Tun seiner Mitarbeiter damit, dass das Lokal zu diesem Zeitpunkt aufgewaschen wurde. Schade nur, dass ihm seine Mitarbeiter nicht nur keine Ehre machen und die Gäste verjagen, sondern zu allem Überdruss auch lügen: Denn mehrere Zeugen belegen, dass der Betrieb definitiv nicht aufgewaschen wurde um diese Zeit. Denn in wenigen Minuten kann ein nasser Boden nicht mehr auftrocknen. Der war allerdings staubtrocken, als ich das Lokal acht vor acht betrat. Und wurde auch in den letzten Minuten vor Öffnung nicht mehr gereinigt.
Vor vielen Jahren war ich zu Gast auf der „IT @ Me“ in Dallas, Texas. Die freundlichen Hostessen dort lächelten, jubelten und schwenkten Flaggen, als die Gäste mit Pferdekutschen vorgefahren wurden. Also frug ich eine von denen, warum sie so freundlich sind. Sie antwortete mit einem Satz, den ich meinen Lebtag nicht vergessen werde: „Because we get paid for our smile…“
Manchmal habe ich, wenn ich grantelnde Kellner, giftige Serviertöchter oder hantige, bösartige Mitarbeiterinnen wie jene Frau, die uns aus dem „Motto am Fluss“ hinausherrschte, treffe, das Gefühl, als würden die für ihren Grant bezahlt. Denn wie man weiß, gilt der Wiener ja als grantig. Vielleicht liegt es ja im Auftrag des Wiener Tourismusverbandes, möglichst authentisch die Gäste zu begrüßen. Wenn das so ist, dann haben Ihre Mitarbeiter, sehr geehrter Herr Schlacher, ein hervorragend originelles Bild der heimischen Gastronomie gezeichnet.

Herzlichst Ihr Christian W. Mucha
Herausgeber

P.S.: Von 25 befragten Gastronomen antworteten 24 mit Ja auf die Frage, ob sie einen Gast acht Minuten vor offizieller Lokaleröffnung, wenn alles fertig geputzt ist, bei Kälte, Regen Schnee oder Hagel hereinlassen würden.

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