Die deutsche Regierung hat aufgrund der hohen Benzin- und Dieselpreise das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr beschlossen. Dieses soll vom 01.Juni 2022 bis 31. August 2022 gültig sein. Doch statt sich über die günstige Mobilität zu freuen, ertönt Kritik aus allen Ecken. Besonders laut sind dabei die Stimmen der Sylterinnen und Sylter. Diese befürchten nämlich nun einen Ansturm auf die Nordseeinsel.
Seit über 100 Jahren ist Sylt von erheblicher Bedeutung. Seit Westerland 1855 zum Seebad wurde, drängen die Menschen auf die Insel. Kuren auf Sylt entwickelten sich schnell zur Mode der Ober- und Mittelschicht. Vor allem seit den 1960er- Jahren ziehen vermehrt die „Schönen und Reichen“ auf die Insel, denn als Gunter Sachs seiner Zeit das Fleckchen Erde für sich entdeckte, folgte ihm seinesgleichen.
Die Gentrifizierung der Insel hat zur Folge, dass viele Sylter Einwohnerinnen und Einwohner den Ort verlassen haben. Zu hoch sind die Mieten und Lebenshaltungskosten. Die Nachfrage nach Ferienquartieren ist enorm. Häufig wollen prominente Feriengäste allerdings nicht nur mieten, sondern am besten gleich eines der reetgedeckten Häuser als Wochenend- und Urlaubsdomizil kaufen. Die Folge: Ganze Ortschaften wandeln sich zu Geisterstädten, in denen nur noch im Sommer und am Wochenende Betrieb herrscht. Nun fürchten Pendlerinnen und Pendler– die auf die Bahn angewiesen sind, um auf die Insel zu kommen – dass mit dem 9-Euro-Ticket die Züge maximal ausgelastet sein werden.
Bereits 1995, mit der Einführung des Wochenend-Tickets, habe sich Hunderte auf den Weg gemacht, um ihren Kurzurlaub auf der Nordseeinsel zu verbringen. Unter ihnen Autonome aus Hamburg, die nach dem Motto „Freier Stand für Alle – sonst gibt es Krawalle“ ihre Reise antraten. Nach Einkesselung durch die Sylter Polizei erfolgte der Abtransport aufs Festland.
Auf der Social Media Plattform Twitter wird nun kräftig gescherzt. Ganz vorn mit dabei: Die Anarchistische Pogo Partei Deutschlands (APPD). Die twittert unter anderem: „Die Bewohner von #Sylt zittern völlig zurecht. INSEL FÜR ALLE!“. Andere sprechen von „Anarcho- Tagen“ oder „Chaostagen“ und rufen dazu auf „Bonzen zu ärgern“. Auch sonst sind viele Userinnen und User ganz angetan von der Idee, die Nordseeinsel mit dem 9-Euro-Ticket zu besuchen – wenn vielleicht auch nur, um die „Schönen und Reichen“ ein wenig zu triezen. Wie viele ihre Worte wirklich in Taten umsetzen, wird sich zeigen.
Red.