Tödliche Selbstdarstellung

Selfie-Schnappschüsse, die über die Grenzen des Erlaubten hinausschießen, werden immer häufiger zum „Killfie“.
© Adobe Stock

Sag „Cheese“: Angesagte Selfies sind seit Jahren im Trend. Reality-Star Kim Kardashian soll in einem Mexiko-Urlaub einmal rund 6.000 Selfies geknipst haben – an nur vier Tagen. Wie viele – oder eher wenige – Aufnahmen es davon auf ihre sozialen Kanäle geschafft haben, lässt sich nur erahnen. Das Selfie-Geständnis der Social-Media-Queen zeigt aber: Spontan sind die geknipsten Selbstportraits schon lange nicht mehr. Weder bei den Stars von heute noch bei den Sternchen von morgen. Zunächst als hemmungsloser Schnappschuss gefeiert, geht es beim Selfie-Shooting heute vor allem darum, seinem Social Media-Netzwerk eine möglichst perfekte (Urlaubs-)Welt vorzuspielen. Dazu braucht es Geduld und viel Know-how. Und zur Hilfe am besten einen Selfie-Stick. Wobei es auch ohne den langen Handy-Stiel wichtig ist, sich selbst sowie das ausgewählte Motiv im perfekten Licht als Eye Catcher aufs Foto zu bekommen. Ein schwieriges Unterfangen, dennoch ist diese Art der Fototechnik beliebt. 

Doch die Jagd nach einem perfekten Selfie übt bei vielen heute auch großen Druck aus. Warum sind Likes so wichtig für das Ego? „Menschen werden gerne wahrgenommen und gelobt“, erklärt Psychotherapeut Dominik M. Rosenauer, der weiter ausführt: „Durch die Wahrnehmung der anderen erleben wir, Teil von etwas zu sein, dazuzugehören, etwas Tolles vollbracht zu haben.“ Das hat laut Rosenauer zur Folge, dass man ein Foto von sich macht, wenn man sich für ein Event besonders schön hergerichtet hat. Oder eben auf Reisen.

Todesmutige Selfie-Jagd

Besonders Furchtlose bezahlen beim Fischen nach virtuellen „Likes“ immer häufiger mit ihrem Leben. Dann wird ein entspanntes Selfie aus dem Nichts zum tödlichen „Killfie“. Im Teenie-Jargon kursiert sogar der Wort-Mix „Selficide“ aus den englischen Begriffen „Selfie“ und „Suicide“. Er beschreibt jene Selfie-Fanatiker, die beim Versuch, ein spektakuläres Foto von sich selbst zu schießen, ihr Leben riskier(t)en. Mittlerweile gibt es eigene Ratgeber, die Unerschrockene vor einem Selfie-Unfall warnen sollen. Die Sucht, seine sozialen Kanäle mit etwas Außergewöhnlichem beladen zu müssen, wird Hobby-Influencern immer öfter zum Verhängnis. Studien wollen sogar herausgefunden haben, dass man nach jedem geknipsten Selfie ein Stück weit „selbstverliebter“ wird. 

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