Der Reisekonzern TUI kann eine milliardenschwere Kapitalerhöhung vornehmen, um weitere Corona-Rettungshilfen des Staates zu tilgen. Die Aktionäre stimmten auf der Hauptversammlung am Dienstag den dafür notwendigen Kapitalmaßnahmen zu. Die Anträge dazu seien mit der erforderlichen Mehrheit angenommen worden, erklärte Aufsichtsratschef Dieter Zetsche.
Das Grundkapital wird auf ein Zehntel herabgesetzt, indem zehn Aktien zu einer zusammengelegt werden. Dadurch soll der Ausgabekurs einer Kapitalerhöhung über der notwendigen Schwelle eines Nennwertes von einem Euro liegen. Das wäre beim aktuellen Kurs von 1,74 Pfund an der Londoner Börse und 1,97 Euro an der Deutschen Börse wegen des marktüblichen hohen Abschlags bei Neuemissionen nicht sicher.
“Da der aktuelle Börsenkurs der TUI nahe an diesem geringsten Ausgabebetrag liegt, ist eine Bezugsrechtsemissionen mit einem marktüblichen Abschlag gegenwärtig nahezu ausgeschlossen”, erklärte TUI. Mit der Zusammenlegung wird der Kurs verzehnfacht.
Von den ursprünglich 4,3 Milliarden Euro Staatshilfen muss TUI noch rund 2,6 Milliarden Euro zurückführen – eine stille Einlage und eine Optionsanleihe im Volumen von 479 Millionen Euro sowie eine Kreditlinie der Staatsbank KfW von 2,1 Milliarden Euro. Die erste Komponente soll bis Ende des Jahres zurückgezahlt werden. Sie ist zum aktuellen Aktienkurs rund 900 Millionen Euro wert. “Wenn alles zum Abschluss kommt, wird der Staat viele hundert Millionen Euro an seiner Unterstützung verdient haben”, sagte Zetsche. Die KfW-Kreditlinie soll deutlich verringert werden, wobei TUI offenließ, wie lange sie beibehalten werden soll.
Der Zeitpunkt der Kapitalerhöhung stehe noch nicht fest, sagte Finanzchef Mathias Kiep. Er hatte im Dezember Analystenschätzungen eines notwendigen Volumens von 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro bestätigt.
APA/Red.
