Wiki-Pedia-Leaks

Wikipedia wird 20. Eine gute Gelegenheit zur Selbstreflexion. Denn im Land der Wikipedianerinnen und Wikipedianer läuft nicht alles immer so gleichberechtigt und urdemokratisch ab, wie man das gerne vorgibt.
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Das Wort „wiki“ stammt aus dem Hawaiianischen und bedeutet schnell, „-pedia“ kommt von „encyclopedia“, dem englischen Begriff für Enzyklopädie. Woher ich das weiß? Ich habe auf Wikipedia nachgesehen, klar! Auch wenn Wikipedia als Quelle in den Wissenschaften verpönt ist und schon Schülern eingebläut wird, nicht aus Wikipedia zu zitieren, so führt doch der erste Schritt meist auf die Wikipedia-Website. Die freie Enzyklopädie wirbt damit, dass auf dieser Plattform jeder und auch jede sein bzw. ihr Wissen anderen zur Verfügung stellen kann. Freiwillige Männer und Frauen schreiben, bearbeiten oder ergänzen Artikel, mit der Absicht, dem höheren Ziel der Wissensverbreitung zu dienen. Soweit die Theorie. Die Realität ist nämlich, dass bei Wikipedia gerade in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit offenbar vieles im Argen liegt. Und das schon seit Langem.

Freiwillige Redakteure

Laut Eigendefinition ist Wikipedia „(…) ein am 15. Januar 2001 gegründetes gemeinnütziges Projekt zur Erstellung einer freien Internet-Enzyklopädie in verschiedenen Sprachen (…)“ . Betrieben wird das Projekt von der Wikimedia Foundation, einer Non-Profit-Organisation mit Sitz in den USA. Die Finanzierung erfolgt durch freiwillige Spenden. Mittlerweile gibt es rund 175 Zweigvereine, die sich über den Erdball verteilen, darunter Wikimedia Austria. Rund 55 Millionen Artikel umfasst die Online-Enzyklopädie mittlerweile. Die einzelnen Artikel werden von freiwilligen Redakteurinnen und Redakteuren verfasst. Über die Organisationsstruktur gibt die Wikipedia in ihrem eigenen Eintrag Auskunft: „Benutzer können sich mit ihren Beiträgen in der Gemeinschaft (Community) einen Ruf erwerben.“ Und weiter: „Angemeldete Benutzer, die bereits eine bestimmte Anzahl von Bearbeitungen vorgenommen haben, verfügen über zusätzliche Rechte. Besonders engagierte Teilnehmer können von der Autorengemeinschaft zu Administratoren gewählt werden.“ Diese Administratoren sind mit Sonderrechten ausgestattet. Sie entscheiden unter anderem darüber, welche Artikel als relevant anzusehen sind und welche nicht. Und genau hier liegt das Problem. Denn der durchschnittliche Wikipedia-Autor ist laut Umfragen ein weißer, westlicher Mann mittleren Alters. Von der Gesamtzahl der deutschsprachigen Wikipedia-Redakteure sind sogar an die 90 Prozent männlich und lediglich 10 Prozent weiblich. Je weiter man in der Hierarchie der Wikipedianer nach oben geht, umso größer ist der Männerüberhang. Dieses ungleiche Geschlechterverhältnis bildet sich auch bei der Auswahl der Artikel ab: So beschäftigen sich beispielsweise nur 16 Prozent der Biografien auf Wikipedia mit weiblichen Persönlichkeiten. Nun könnte man sagen, dass dies mit der historischen Tatsache zusammenhängt, dass Frauen in gesellschaftlich exponierten Positionen stets unterrepräsentiert waren. Aber das ist leider nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich scheint innerhalb der Wikipedia-Community eine frauenfeindliche Grundstimmung vorzuherrschen…

Von Sara Estermann

 

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