Zwischen Hahnenkamm und Hochgefühlen
Generaldirektor Johannes Mitterer verrät FaktuM das Erfolgsgeheimnis des exklusiven Hotels Kitzhof.

Wer Kitzbühel ausschließlich mit Wintersport verbindet, hat den Sommer verpasst. Während der Winter in der Tiroler Alpenstadt vom internationalen Jetset und dem Hahnenkammrennen dominiert wird, entfaltet sich in der warmen Jahreszeit ein anderes Kitzbühel: ruhiger, natürlicher, beinahe meditativ. Wanderer, Biker und Golfer bevölkern die Region, die sich längst zur Ganzjahresdestination entwickelt hat. Im Herzen dieses Angebots steht der Kitzhof – ein Hotel, das alpine Eleganz mit internationalem Anspruch verbindet.

Johannes Mitterer leitet das Haus seit knapp zehn Jahren. Der gebürtige Villacher hat die große Schule der internationalen Luxushotellerie durchlaufen: französische Schweiz, New York, München – Stationen, die ihn geprägt haben. Im legendären Plaza Athénée etwa begann seine Karriere in den USA, später wirkte er maßgeblich beim Aufbau des heutigen Mandarin Oriental in München mit. Doch irgendwann zog es ihn zurück – erst zur Tenne, dann in den Kitzhof.
Das Verständnis für Stil, Gästeführung und Markenaufbau merkt man dem Haus an. „Ich habe meine Hörner früher abgestoßen“, sagt Mitterer mit einem Anflug von Understatement. Dabei ist er in Kitzbühel längst selbst eine Marke geworden – sichtbar, aber nie inszeniert. Das hilft, wenn man in einem Haus mit über 300 Gästen agiert. „Wenn man bekannt ist, kann man Gespräche leichter führen. Es schadet nicht, erkannt zu werden.“
Teamgeist mit System
Im Gespräch wird klar: Mitterer glaubt an Führung über Atmosphäre, nicht über Druck. Der Kitzhof wurde als „Great Place to Work“ ausgezeichnet – nicht zum Selbstzweck, sondern als Ausdruck gelebter Unternehmenskultur. „Ein starkes, engagiertes Team mit einer klaren Dienstleistungsphilosophie ist der Schlüssel“, sagt er. Dass dies kein Lippenbekenntnis ist, zeigt sich an den Strukturen: jährliche Mitarbeiterbefragungen, Entwicklungsgespräche, Benefits wie weltweite Übernachtungen in Motel-One-Häusern. „Wir fördern und fordern. Und wir kommunizieren das inzwischen auch nach außen.“
Im hart umkämpften Arbeitsmarkt der Tourismusbranche ist das keine Selbstverständlichkeit. Gerade in Zeiten, in denen sich viele Betriebe schwertun, Fachkräfte zu halten, wirkt die Konstanz im Kitzhof wie ein Modell mit Zukunft. „Wir haben die Fluktuation reduziert, weil wir konsequent an unserer Kultur arbeiten.“
Design mit Haltung
Der Kitzhof präsentiert sich als stilvoller Rückzugsort. Naturmaterialien, zurückhaltende Farbgebung, viel Licht. Wer hier wohnt, sucht keine Eventkulisse, sondern ein authentisches alpines Lebensgefühl. Mitterer will das Haus weiter als Design- und Lifestylehotel positionieren, aber ohne Chichi: „Es geht nicht um Lautstärke. Es geht um Wiedererkennbarkeit.“
Was das konkret heißt, zeigt sich in der Gestaltung: Holz, Stein, Leinenstoffe – alles fein aufeinander abgestimmt, ohne folkloristisch zu wirken. Das kulinarische Konzept folgt dieser Linie: regional, aber nicht verstaubt. Wer im Sommer im Garten frühstückt, hat nicht selten den Wilden Kaiser im Blick. Gäste, die nicht nur reisen, sondern ankommen wollen, finden hier eine klare Antwort auf die Frage, was moderne Alpenhotellerie leisten kann.
Prominenz als Nebenrolle
Dass in Kitzbühel Namen wie Schwarzenegger oder Hinterseer zum Gästestamm gehören, nimmt man im Kitzhof zur Kenntnis – aber ohne Aufhebens. Johannes Mitterer kennt den professionellen Umgang mit Prominenz aus dem Effeff. Arnold Schwarzenegger ist mehrfach im Haus abgestiegen – mal inkognito, mal ganz offiziell. Auch Franz Beckenbauer, dessen Verbindung zu Kitzbühel bis ins Private reicht, war mehrfach im Kitzhof zu Gast. Auf einigen Bildern, die das Magazin exklusiv zeigt, steht Mitterer Seite an Seite mit diesen Ikonen. Und doch bleibt er unaufgeregt: „Ob prominenter Gast oder nicht – die Qualität muss stimmen.“
Der professionelle Umgang mit VIPs ist für ihn nichts Neues. „In München und New York hatten wir täglich prominente Gäste. Im Vergleich dazu ist Kitzbühel fast schon familiär.“
Der Mensch im Mittelpunkt
Diese Philosophie zieht sich durch alle Bereiche. Ob Service, Küche oder Housekeeping – Mitterer legt Wert auf Begegnung. Und er weiß, dass genau das auch für Mitarbeiter gilt. „In den letzten Jahren ist viel über Work-Life-Balance gesprochen worden. Ich glaube, es geht mehr um Wertschätzung.“
Die Zertifizierung als „Great Place to Work“ war für ihn daher mehr als ein PR-Instrument. Sie markierte den Beginn einer Reise: regelmäßige Audits, ehrliche Mitarbeiterbefragungen, gelebte Feedbackkultur. „Wir hören zu. Und wir handeln.“ Dass das keine Floskel ist, zeigt die geringe Fluktuation im Team. Viele Mitarbeiter bleiben dem Haus über Jahre hinweg treu – eine Seltenheit in der Branche.
Werte, Wandel und Wirtschaftsfaktor
Kitzbühel profitiert stark von seinem Ruf – und seinen Wiederholungsgästen. Die Stadt hat es verstanden, aus dem Mythos Hahnenkamm ein Ganzjahresphänomen zu entwickeln. Im Winter regiert der Skisport. Im Sommer erleben Gäste das Gegenteil: eine entschleunigte Naturregion mit Weitblick und Wanderwegen, mit kulinarischen Erlebnissen auf Almhütten, mit Yogaplätzen am Berg und Boutique-Events rund um Design, Musik und Literatur.
Der Kitzhof ist Teil dieses feinen Geflechts – kein lautes Hotel, sondern ein Ort, an dem sich Diskretion mit Design trifft. Auch das Spa ist ein Rückzugsort mit Aussicht: Innenpool mit Panoramablick, finnische Sauna, Kräuterdampfbad, Anwendungen mit Naturprodukten. Hier wird Wellness nicht inszeniert, sondern gelebt.
Im Gespräch mit Gästen fällt auf: Viele kommen nicht nur wegen des Hauses, sondern wegen Mitterer selbst. Seine Präsenz ist keine Pflichterfüllung, sondern gelebte Gastfreundschaft. Er flaniert durch das Haus, kennt viele Gesichter, findet den richtigen Ton. „Ich habe nie aufgehört, Gastgeber zu sein“, sagt er. „Auch wenn ich Geschäftsführer bin.“
Von Villach nach New York – und zurück nach Kitz
Was Mitterer heute prägt, hat er sich über Jahrzehnte erarbeitet. Als junger Absolvent der Tourismusschule in Villach verschlug es ihn zunächst in die französische Schweiz, dann nach New York. Dort arbeitete er im legendären Plaza Athénée – ein Ort, an dem Service auf höchstem Niveau gelebt wird. Später baute er in München das heutige Mandarin Oriental mit auf. Dort begegnete er Größen wie Elton John, Prinz Charles oder Vertretern europäischer Königshäuser – Erfahrung, die ihn bis heute prägt. „Wenn man mit Stars arbeitet, lernt man Diskretion. Und Respekt.“
Diese Haltung bringt er auch in den Kitzhof ein. Ob Stammgast oder Weltstar – im Mittelpunkt steht der Mensch. Vielleicht ist das sein eigentliches Erfolgsgeheimnis.
Mehr als ein Hotel
Wer durch Kitzbühel spaziert, erkennt schnell: Diese Stadt hat viele Gesichter. Zwischen mittelalterlicher Altstadt, luxuriösen Boutiquen und ehrwürdigen Grandhotels trifft Bodenständigkeit auf Eleganz. Der Hahnenkamm mit der berüchtigten Streif ist nur ein Symbol für den Anspruch der Region – sportlich wie wirtschaftlich. Über Jahrzehnte hinweg hat sich Kitzbühel vom exklusiven Skidorf zur global gefragten Lifestyle-Destination entwickelt. Veranstaltungen wie das Filmfestival, das Musikfestival Kitzbühel oder die Classic Days locken ein internationales Publikum, das bewusst auf Qualität setzt – im Service, im Design, in der Begegnung.
Diese Qualität spiegelt sich auch im Kitzhof wider. Das Haus selbst erzählt alpine Architektur neu: große Fensterflächen, Ausblicke auf das Kitzbüheler Horn, Naturmaterialien mit klarer Linie. Die Zimmer reichen von stilvollen Doppelzimmern bis zu großzügigen Suiten mit eigener Terrasse. Wer einmal im “Tiroler Stadl” genächtigt hat – einer Kombination aus modernem Interieur und ländlicher Ästhetik – weiß, was alpine Wohnlichkeit bedeuten kann.
Die Gastronomie des Hauses setzt ebenfalls Akzente: Im “Kaminstüberl” oder im lichtdurchfluteten Wintergarten stehen Klassiker der österreichischen Küche mit modernen Akzenten auf der Karte – serviert von einem Team, das spürbar motiviert ist. Wer morgens das Frühstück im Garten genießt, atmet nicht nur Bergluft, sondern auch Haltung: Hier wird mitgedacht, nicht nur ausgeführt.
Auch beim Thema Wellness wurde nicht gekleckert, sondern gedacht: Das Spa des Hauses erstreckt sich über mehrere Ebenen, verbindet Wasser, Wärme und Stille. Ob im Ruheraum mit Blick auf die Berge, im Kräuterdampfbad oder bei einer Massage mit regionalen Ölen – Gäste schätzen die Reduktion aufs Wesentliche. Kein Schnickschnack, keine Überinszenierung. Sondern echte Erholung.
Und manchmal, wenn alles ruhig ist, trifft man Mitterer spätabends noch auf ein Glas an der Bar – kein offizieller Rundgang, keine Pflicht. Sondern echte Gastfreundschaft. Vielleicht ist das der größte Luxus dieses Hauses: Es ist nicht nur perfekt gestaltet. Es ist auch tief empfunden.
Was bleibt – und was kommt
Trotz aller Routine denkt Mitterer in Möglichkeiten. Die nächsten Jahre sollen das Profil des Hauses weiter schärfen. Es geht nicht um Expansion, sondern um Präzision. Haltung statt Hektik. Und ein stimmiges Ganzes. Dass das nicht selbstverständlich ist, weiß er nur zu gut: „2020 bis 2022 waren keine einfachen Jahre. Aber wir haben uns stabilisiert – mit klarer Strategie und konsequenter Umsetzung.“
Ein Thema, das in den kommenden Jahren weiter Gewicht bekommen wird, ist Nachhaltigkeit. Der Kitzhof setzt bereits heute auf ressourcenschonende Konzepte – vom regionalen Einkauf über Energieeffizienz bis zur Mülltrennung hinter den Kulissen. Mitterer ist überzeugt: „Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern ein Wettbewerbsfaktor. Gäste achten heute viel bewusster darauf.“
Werte und Wirkung – Ein Fazit mit Ausblick
Der Kitzhof ist mehr als ein Hotel. Er ist Ausdruck einer Haltung, die in einer schnelllebigen Branche Seltenheitswert hat: Substanz statt Show, Verlässlichkeit statt Verstellung. Johannes Mitterer verkörpert diese Haltung – mit einem Lebenslauf, der beeindruckt, und einer Präsenz, die nie laut, aber stets spürbar ist.
Hinweis: Dieser Artikel erschien in Faktum.

(red)