Österreichs Tourismus spürt den Konkurrenzdruck
Kostensteigerungen, verändertes Konsumverhalten und Fachkräftemangel bereiten der Branche Sorgen.

„Zimmer frei“ – ein Satz, der mitten in der Urlaubssaison für Alarm sorgt. Obwohl Österreichs Tourismus in den vergangenen Jahren beachtliche Erfolge verzeichnete, zeigt sich in diesem Sommer ein Stimmungsumschwung: Nur noch 60 Prozent der heimischen Betriebe erwarten eine gute Saison – im Vorjahr waren es noch 70 Prozent. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftskammer, die beim traditionellen Sommerpressegespräch der Branchenvertreter vorgestellt wurde.
Kosten steigen, Preise auch
Hauptursache für die Zurückhaltung vieler Gäste sind laut Branchenvertretern die gestiegenen Preise in Gastronomie und Hotellerie. Dabei betonen Hotellerie-Obmann Georg Imlauer und Gastro-Obmann Alois Rainer unisono: Die Preissteigerungen seien nicht hausgemacht. Vielmehr kämpften Betriebe mit einer regelrechten „Kostenlawine“ – etwa bei Energie, Wareneinsatz und Personal. Diese Kosten könnten nicht rasch genug und auch nicht in voller Höhe an die Gäste weitergegeben werden, was die Ertragslage spürbar verschlechtert. Im Median liegen die Betriebsergebnisse trotz gestiegener Umsätze weiterhin unter dem Niveau von 2019.

Neue Gästebedürfnisse fordern Anpassung
Neben den ökonomischen Zwängen verändert sich auch das Verhalten der Gäste. „Die Leute kommen zwar noch ins Gasthaus, konsumieren aber bewusster“, schildert Rainer. Aperitif, ganze Flaschen Wein oder ein „Schnapserl“ zum Abschluss werden seltener bestellt – und die Nachspeise wird geteilt. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Speisen. Für Hoteliers bedeutet das: Spezialisierungen und klarere Angebotsprofile sind gefragt – etwa durch Adults-Only-Hotels, Familienkonzepte oder verstärkten Fokus auf Wellness und Gesundheitsurlaub. Wichtig sei dabei laut Imlauer, die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern mit Bedacht zu koordinieren.
Fachkräftemangel als Dauerbrenner
Ein weiterer Dauerbrenner ist der Arbeitskräftemangel. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie stammt bereits aus dem Ausland, vorwiegend aus EU-Staaten wie Deutschland oder Ungarn. Um neue Arbeitskräfte zu gewinnen, fordern die Branchenvertreter nun ein flexibleres Kontingent für Drittstaaten sowie gezielte Ausbildungsprogramme – etwa für erwachsene Quereinsteiger oder internationale Studierende mit Aufenthaltsbewilligung. Der Vorschlag: eine zweijährige Ausbildung zum Facharbeiter statt langwieriger Vor-Ausbildung im Ausland.
Forderungen an die Politik
Mit Blick auf die Zukunft bekräftigten Imlauer und Rainer langjährige Forderungen an die Politik. Neben dem Abbau von Bürokratie – laut Rainer fallen in Kleinbetrieben wöchentlich bis zu zehn Stunden dafür an – stehen steuerliche Entlastungen im Fokus. Gefordert wird etwa eine Befreiung des Trinkgelds von Abgaben, um Mitarbeitende direkt zu entlasten. Auch eine Verkürzung der steuerlichen Abschreibungsdauer für Investitionen sei nötig: Derzeit liege diese bei Gebäuden bei 40 Jahren – für viele Betriebe wirtschaftlich kaum darstellbar.
Schließlich seien Investitionen in Energieeffizienz notwendig, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Rainer empfiehlt zudem, bei Energieverträgen selbstbewusst zu verhandeln – hier gebe es oft mehr Spielraum als angenommen.
(APA/red)