AUA lässt Regionalflughäfen auf Kurzstrecken hängen

Die neue Bahn-Partnerschaft mit der ÖBB drängt Kurzstreckenflüge von und nach Wien weiter zurück.

20.03.2025 11:00
Redaktion
© Johannes Puch/Airport Klagenfurt
Airport Klagenfurt

Die Zukunft der innerösterreichischen Flugverbindungen steht vor einem Wendepunkt: Während Airlines europaweit Kurzstreckenflüge zurückfahren, rücken Bahnverbindungen als Alternative in den Fokus. Besonders deutlich zeigt sich das in der neuen Partnerschaft zwischen Austrian Airlines (AUA) und den ÖBB, die nun sogar in das Luftfahrtbündnis Star Alliance integriert wird. Damit können Passagiere auf Strecken zwischen Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck mit nur einem Ticket nahtlos zwischen Zug und Flug umsteigen. Was für Reisende eine komfortable Lösung verspricht, könnte sich für die Regionalflughäfen in Österreich als existenzielle Herausforderung erweisen. Denn mit jedem Bahnanschluss an das internationale Flugnetz schrumpft die Bedeutung der kleinen Airports – und mit ihr womöglich ihre Zukunftsperspektive.

Kurzstrecken-Flüge adé?

Seit Jahren zeichnet sich ein Trend ab: Die AUA reduziert sukzessive ihre Inlandsflüge, insbesondere dort, wo die Bahn eine zeiteffiziente Alternative darstellt. Bereits vor rund drei Jahren wurde vereinbart, Flüge auf Strecken einzustellen, wenn es mit der Bahn praktisch genauso flott geht. Tatsächlich handelt es sich um einen schrittweisen Rückzug der Kurzstreckenverbindungen – in erster Linie, wenn die Bahnreise unter drei Stunden liegt.

Nach der Eröffnung des Koralmtunnels 2025 wird auch Klagenfurt an das neue Konzept angeschlossen. Graz wird mit Fertigstellung des Semmeringtunnels ebenfalls betroffen sein. Im Klartext: Weitere innerösterreichische Flugverbindungen werden gecancelt.

Hauptbahnhof Graz
Hauptbahnhof Graz | © ÖBB/Chris Zenz

Während die AUA betont, dass sie „keine besondere Liebe“ zu Kurzstreckenflügen habe und sich über eine starke Bahnkooperation freue, geraten die Regionalflughäfen immer mehr unter Druck. Die ÖBB profitieren von der Entwicklung: Ihr Railjet wird offiziell als „Zubringerflug“ behandelt – ein System, das bereits bei der Deutschen Bahn und Lufthansa Schule gemacht hat. Mit dem „Zubringerflug“ in die Bahn einzusteigen, mag zwar sprachlich seltsam erscheinen, aber immerhin sind die Vertragsbestimmungen für Reisende schon einmal namentlich geregelt.

Bundesländer-Airports vor Herausforderungen

Die Umstellung von Kurzstreckenflügen auf Bahnverbindungen stellt insbesondere kleinere Flughäfen wie Graz, Klagenfurt oder Linz vor eine ungewisse Zukunft. Während größere Flughäfen von internationalen Drehkreuzen profitieren, sind regionale Airports stärker auf Zubringerflüge angewiesen. Ohne die Anbindung an den Flughafen Wien könnte es für sie schwieriger werden, wirtschaftlich tragfähig zu bleiben.

Hauptbahnhof Klagenfurt
Hauptbahnhof Klagenfurt | © ÖBB/Robert Deopito

Gleichzeitig ist die Entscheidung, bestimmte Flugverbindungen durch Zugverbindungen zu ersetzen, nicht nur eine umweltpolitische Maßnahme. Effizienzsteigerungen und wirtschaftliche Überlegungen spielen ebenso eine Rolle. Airlines setzen zunehmend auf rentablere Langstrecken und reduzieren weniger profitable Kurzstrecken, insbesondere wenn alternative Verkehrsmittel eine wettbewerbsfähige Reisezeit bieten.

ÖBB als großer Gewinner

Was für die AUA den Abbau von Kurzstrecken bedeutet, ist für die ÖBB ein echter Wachstumsmarkt. Die Bahnstrecken werden im Luftfahrtbündnis Star Alliance integriert, das Passagieren nun den Wechsel zwischen Zug und Flug noch komfortabler machen soll. Damit setzen die ÖBB erneut ein Zeichen als dominierender Player im innerösterreichischen Verkehr – während die Flughäfen der Bundesländer um ihre Relevanz kämpfen.

Dass nun ausgerechnet die deutsche Lufthansa-Gruppe als AUA-Mutter mit den ÖBB eine Partnerschaft eingeht, lässt aufhorchen. Während die staatlichen Österreichischen Bundesbahnen als Gewinner aus der Neuausrichtung hervorgehen, drohen österreichische Regionalflughäfen an Bedeutung zu verlieren – ein Strukturwandel, bei dem nicht alle als Sieger hervorgehen werden.

(APA/red)

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren

Weitere Themen