Brügge bangt um Pflastersteine

Die belgische Stadt Brügge appelliert an Touristen, keine Pflastersteine aus der Altstadt zu entnehmen.

23.05.2025 13:23
red04
© Adobe Stock
Touristen stehlen in Brügge Souvenirs der speziellen Art.

Die belgische Stadt Brügge, bekannt für ihre mittelalterliche Architektur und als UNESCO-Weltkulturerbe, sieht sich mit einem ungewöhnlichen Problem konfrontiert: Touristen entnehmen Pflastersteine aus den historischen Straßen der Altstadt. Diese Praxis gefährdet nicht nur das Stadtbild, sondern auch die Sicherheit der Passanten.

Verlust von Authentizität

Die Bedeutung der Pflastersteine reicht weit über ihren materiellen Wert hinaus. Viele stammen aus dem 19. Jahrhundert oder früher und sind Teil der denkmalgeschützten Bausubstanz. Ihr Verlust beschädigt das authentische Erscheinungsbild der Stadt und stellt eine Gefahr für Fußgänger dar. Unebene Straßen können zu Unfällen führen – ein Risiko, das durch das gezielte Entfernen der Pflaster noch verstärkt wird. Ein weiterer Aspekt ist die Schwierigkeit der Restaurierung. Die Stadt verwendet bewusst traditionelle Materialien und Techniken, um die historische Substanz zu erhalten. Das Ersetzen gestohlener Steine gestaltet sich daher aufwendig und teuer.

Appell der Stadt

Angesichts der zunehmenden Diebstähle hat sich die Stadt Brügge nun mit einem dringenden Appell an ihre Gäste gewandt. In einem offenen Schreiben bittet sie darum, die Pflastersteine nicht zu entfernen – verbunden mit dem Hinweis, dass es sich dabei um Diebstahl handelt, der strafrechtlich verfolgt werden kann. Die Stadtverwaltung macht dabei deutlich, dass der Schutz des kulturellen Erbes nicht allein in ihrer Verantwortung liege, sondern eine Aufgabe sei, die alle betrifft: Ein respektvoller Umgang mit öffentlichem Raum sei Voraussetzung dafür, dass Orte wie Brügge auch in Zukunft erlebbar bleiben.

Tourismus als zweischneidiges Schwert

Das Problem der entnommenen Pflastersteine ist nur ein Beispiel für die Belastung, die der Massentourismus in Brügge mit sich bringt. Die Stadt zählt an Spitzentagen bis zu 60.000 Tagesbesucher – eine Zahl, die die Infrastruktur sowie das alltägliche Leben der Einheimischen herausfordert. Schon in den vergangenen Jahren reagierte die Stadt auf diese Entwicklung mit verschiedenen Maßnahmen, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten. Dazu zählt unter anderem eine Beschränkung für Kreuzfahrtschiffe sowie Kampagnen, die für respektvolles Verhalten werben. Der aktuelle Aufruf gegen das Entfernen von Pflastersteinen ist ein weiterer Schritt in dieser Strategie.

Zwischen Tradition und Moderne

Brügge steht exemplarisch für viele historische Städte in Europa, die sich zwischen Erhalt der Authentizität und touristischer Erschließung bewegen. Während Besucher die romantische Kulisse schätzen, führen unachtsame oder gar eigennützige Handlungen zu realen Schäden an diesem Kulturerbe. Die Stadtverwaltung hofft nun auf ein wachsendes Bewusstsein bei den Besuchern. Informationskampagnen, Hinweisschilder und Aufklärung in Touristenzentren sollen helfen, die Aufmerksamkeit für dieses Problem zu erhöhen.

(red)

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