Deutscher Tourismus kommt an Wachstumsgrenze

Die Stimmung ist trotz guter Zahlen wegen des Fachkräftemangels und hoher Betriebskosten getrübt.
© Pixabay

Deutsche Flagge

An den Küsten hat sich die Saison verlängert, und kulturell geprägte Städtetrips liegen voll im Trend: Der Deutschland-Tourismus hat auch voriges Jahr zugelegt. Doch die Geschäfte könnten vielerorts noch besser laufen, wenn mehr Personal zu finden wäre, klagt der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Er fordert zumindest für die vorhandene Mannschaft mehr Flexibilität.

Für Touristen und Geschäftsreisende aus dem In- und Ausland bleibt Deutschland ein attraktives Reiseziel. Im vergangenen Jahr wurden mit 495,6 Millionen Übernachtungen so viele gezählt wie nie zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag (10.2.) in Wiesbaden berichtete. Es war der zehnte Übernachtungsrekord in Folge. Genau genommen steigen die Zahlen bereits seit 2003 kontinuierlich. Es gab nur einmal im Wirtschaftskrisenjahr 2009 eine Unterbrechung.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) rechnet auch im laufenden Jahr mit einer Umsatzsteigerung von bis zu 2,5 Prozent. Die Stimmung in der Branche werde jedoch gedämpft durch Fachkräftemangel, steigende Betriebskosten und die zunehmende Bürokratie, klagt Präsident Guido Zöllick. Neben einem konsequenten Bürokratieabbau und abgesenkter Mehrwertsteuer aufs Essen gehört daher eine Reform des Arbeitszeitgesetzes zu den wichtigsten Forderungen der Branche.

An Nord- und Ostsee haben im vergangenen Sommer schon manche Wirte und Hoteliers aus Personalmangel auf Geschäfte verzichten müssen. Zusätzliche Ruhetage sind beispielsweise auf Sylt und Langeoog in vielen Betrieben notwendig, um mit der vorhandenen Mannschaft über die Runden zu kommen, wie die örtlichen Dehoga-Verbände berichten. Auf den vollen Inseln kommt die Unterbringung der Saisonkräfte als zusätzliches Problem und Kostenfaktor hinzu.

“Gut ausgebildetes und gleichzeitig bezahlbares Personal ist kaum noch zu finden”, bestätigt Marcel Jetter, Inhaber des österreichischen Restaurants “Kaiser und Schmarrn” in der Stuttgarter Innenstadt. Er vergleicht die Situation mit Österreich, wo das Personal rund 15 Prozent mehr verdiene. Dazu aber müsse er die Preise der Speisen erhöhen, was wiederum der Gast nicht goutiere. Resultat: Er und seine Frau arbeiten sehr viel mehr als ursprünglich geplant, um das Restaurant wie gewünscht am Laufen zu halten.

Gewerkschaft gegen Ausweitung der Arbeitszeiten

Die Gewerkschaft NGG warnt vor einer Ausweitung der Arbeitszeiten. “Die rund 1,7 Millionen Beschäftigten der Branche arbeiten längst an der Belastungsgrenze. Wer jetzt nach längeren Arbeitszeiten ruft, setzt die Gesundheit derer aufs Spiel, die den Zehn-Jahres-Boom erwirtschaftet haben”, erklärt der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler in Berlin. Die Dehoga-Forderungen gingen “völlig an der Realität vorbei” und verschreckten dringend benötigte Fachkräfte.

APA/red

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