Die Chinesen kommen!
Sie kommen in Scharen, bewaffnet mit Selfie-Sticks und unstillbarem Entdeckungsdrang – chinesische Touristen haben Österreichs schönste Orte für sich entdeckt.

Von den bescheidenen Anfängen der 1950er-Jahre bis zum Höhenflug der Vorkrisenzeit – Österreichs Tourismus hat eine beeindruckende Entwicklung durchlebt. Ein aktueller Bericht der WKO zeigt: Die Gesamtzahl der Nächtigungen stieg seit 1950 von 14 Millionen auf über 150 Millionen im Jahr 2019. Dabei erwiesen sich internationale Gäste ab den 1960er-Jahren als echter Wachstumsmotor: Während inländische Übernachtungen von 9,5 auf knapp 40 Millionen anstiegen, explodierten die Zahlen bei Auslandsgästen von 4,6 Millionen auf über 112 Millionen – nahezu fünfundzwanzigmal so viel. Ja, die Reise war nicht immer geradlinig. Die Covid-19-Pandemie hinterließ tiefe Spuren: 2020 brach die Gesamtnächtigung um 36 Prozent auf 97,9 Millionen ein, 2021 sank sie sogar auf 79,6 Millionen. Doch die Branche zeigte Resilienz: Bereits 2022 ging es mit 137 Millionen Nächtigungen wieder steil bergauf und 2023 wurde mit 151 Millionen fast das Rekordniveau von 2019 erreicht.
Chinesische Touristen prägen diese Entwicklung mehr und mehr. Wien Tourismus etwa zeigt in einem Bericht zur Entwicklung des chinesischen Tourismus, wie rasant diese Gruppe an Relevanz gewinnt. So hatte die Stadt bis 2019 ein starkes Wachstum verzeichnet: Die chinesischen Nächtigungen stiegen von 236.530 (2014) auf über 523.633 – ein Plus von 121 Prozent. Der Nettoumsatz verdreifachte sich im gleichen Zeitraum auf 33,4 Mio. Euro. 2021 lag der pandemiebedingte Tiefpunkt bei nur 10.506 Übernachtungen aus China. Das Comeback folgte schnell: 2023 schnellten die Zahlen auf 167.625 Nächtigungen (+ 201 Prozent vs. 2022). Besonders auffällig: chinesische Gäste geben heute deutlich mehr aus – 78,20 Euro pro Nächtigung (2014: 49,30 €). Ein Zeichen für steigende Qualitätsansprüche oder höhere Reisebudgets. 4-Sterne-Hotels bleiben mit 48,7 Prozent Anteil die erste Wahl, doch alternative Unterkünfte gewinnen an Beliebtheit (+ 4 Prozentpunkte seit 2019). Der April sticht als Aufholmonat hervor: 2023 wurden hier 15.336 Nächtigungen gezählt (+ 322 Prozent vs. 2022). Dabei muss gesagt werden: Trotz der Erholung liegt Wien international noch hinter Metropolen wie London oder Paris. Doch die Dynamik stimmt: Allein 2023 kamen über 160.000 chinesische Gäste nach Wien und über 350.000 nach Österreich insgesamt.
Max Wetzelsdorfer
Den ganzen Beitrag finden Sie in der FaktuM E-Paper-Ausgabe 1/25.
