Ein sicherer Hafen am Flughafen San Francisco

Ein „Sensory Room“ für neurodivergente Reisende soll Passagiere entspannt ans Ziel bringen.

08.01.2025 12:04
red07
© Jason O'Rear
„Sensory Room“ im Harvey Milk Terminal 1.

Der San Francisco International Airport (SFO) setzt ein neues Angebot für inklusives Reisen. Mit der Eröffnung eines speziell konzipierten „Sensory Rooms“ richtet sich der Flughafen gezielt an neurodivergente Reisende und deren Familien. Die Einrichtung wurde entwickelt, um den Flughafenaufenthalt stressfreier und angenehmer zu gestalten und bietet eine Kombination aus interaktiven und beruhigenden Bereichen sowie eine realistische Nachbildung eines Flugzeuginnenraums.

Ein Raum für die Sinne

Der neue „Sensory Room“ im Harvey Milk Terminal 1 bietet zwei Zonen: die „Activity Area“ und die „Calming/Soothing Area“. In der Activity Area können Besucher analoge und digitale Angebote nutzen, um sich zu beschäftigen und auf die bevorstehende Flugreise vorzubereiten. In der Calming Area erwartet die Nutzer eine beruhigende Entspannungszone. Highlight des Angebots ist das „Kabinenerlebnis“, eine maßstabsgetreue Nachbildung eines Flugzeuginnenraums, in dem Reisende mit sensorischen Bedürfnissen die Flugumgebung erleben können, bevor sie an Bord gehen.

„Kabinenerlebnis" im Sensory Room SFO Airport.
„Kabinenerlebnis” im Sensory Room SFO Airport. | © Jason O’Rear

„Wir möchten ein Flughafenerlebnis bieten, bei dem die Menschen an erster Stelle stehen“, sagt Flughafendirektor Ivar C. Satero. „Unser allererster Sensory Room zeigt unser Engagement, SFO für alle Passagiere stressfreier und zugänglicher zu machen.“

Der Raum befindet sich hinter der Sicherheitskontrolle und ist täglich von 5 bis 23 Uhr geöffnet. Seine zentrale Lage ermöglicht es Reisenden aus allen Terminals, die Einrichtung bequem zu nutzen.

Bedarf für sensorische Räume

Flughäfen sind oft hektische Orte mit grellem Licht, vielen Durchsagen und einer Masse von Menschen – kurzum eine Umgebung, die für neurodivergente Personen belastend sein kann. Neurodivergenz umfasst ein breites Spektrum an Krankheitsbildern, darunter Autismus, ADHS, sensorische Verarbeitungsstörungen und andere neurologische Unterschiede. Für diese Menschen können Flughäfen zu einer stressvollen Erfahrung werden, die nicht nur die Reisenden selbst, sondern auch ihre Begleiter und andere Fluggäste beeinträchtigen kann.

Sensorische Räume sollen eine ruhige, strukturierte Umgebung bieten, in der Reisende mit besonderen Bedürfnissen sich entspannen und auf den Flug vorbereiten können. Besonders das „Kabinenerlebnis“ im SFO ermöglicht es, die Angst vor dem Unbekannten zu reduzieren und sich einzustimmen.

Harvey Milk Terminal 1 am San Francisco International Airport (SFO).
Harvey Milk Terminal 1 am San Francisco International Airport (SFO). | © Jason O’Rear

Wissenschaftliche Beratung

Bei der Entwicklung des Sensory Rooms hat sich der SFO mit dem UCSF Children’s Hospital und The Arc San Francisco beraten. Diese Organisationen brachten wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen ein. Zusätzlich wurden ähnliche Einrichtungen auf der ganzen Welt analysiert, um die bestmöglichen Elemente in das Design des Sensory Rooms zu integrieren.

Andere Flughäfen haben bereits ähnliche Ansätze gewählt:

  • Der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport (ATL) bietet einen „Sensory Room“, der mit beruhigenden Farben, weichen Möbeln und interaktiven Elementen ausgestattet ist.
  • Der Manchester Airport (UK) hat eine sensorische Einrichtung, die taktile Elemente, beruhigende Beleuchtung und akustische Anpassungen umfasst, um eine stressfreie Umgebung zu schaffen.
  • Der Shannon Airport (Irland) war einer der ersten Flughäfen in Europa, der einen „Sensory Room“ eröffnete, mit einer breiten Palette sensorischer Hilfsmittel.

Diese Beispiele zeigen, dass der Bedarf an sensorischen Räumen international anerkannt wird.

Positive Auswirkungen auf das Reisen

Der Sensory Room am SFO ist ein Beispiel dafür, wie Flughäfen sich zunehmend auf jede Art von Bedürfnis einstellen. Inklusion bedeutet nicht nur Barrierefreiheit im physischen Sinne, also für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, sondern auch die Schaffung von Räumen, die den emotionalen und sensorischen Anforderungen von Reisenden gerecht werden.

Für viele kann die Verfügbarkeit eines solchen Raumes entscheidend sein, ob sie eine Reise antreten oder darauf verzichten. Der Sensory Room am SFO ermöglicht es neurodivergenten Reisenden, ihre Flugerfahrung positiv zu sehen, was die allgemeine Lebensqualität auch in solch einer Situation erhöht.

Inspiration für andere Flughäfen

Mit der Einführung des Sensory Rooms hat der SFO einen beachtenswerten Schritt gemacht. Dieser könnte andere Flughäfen – darunter auch in Österreich – dazu inspirieren, ähnliche Einrichtungen zu schaffen. Angesichts des positiven Feedbacks von Nutzern und Experten sind sensorische Räume nicht nur ein Mehrwert für neurodivergente Reisende, sondern stärken auch das Image von Flughäfen als serviceorientierte Einrichtungen.

(PA/red)

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