Lufthansa versucht sich an Alitalia-Rettung

Seit Mai 2017 steht die Fortführung der italienischen Fluglinie auf sehr wakeligen Beinen.
© Alitalia

Der AUA-Mutterkonzern Lufthansa will sich informierten Kreisen zufolge an der Rettung der italienischen Fluglinie Alitalia beteiligen. Dies habe der DAX-Konzern der italienischen Regierung vorgeschlagen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Die staatliche Bahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS), die US-Fluggesellschaft Delta und der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia verhandeln seit Monaten über einen Rettungsplan für Alitalia. Bis zum 15. Oktober soll ein verbindliches Offert vorgelegt werden. Frühere Fristen waren wiederholt verlängert worden.

Probleme mit der Beteiligung von Atlantia

Einer der neuen Gesellschafter soll der Konzern Atlantia werden, der über seine Tochter Autostrade per l’Italia rund die Hälfte des Autobahnnetzes des Landes betreibt. Darum gab es nun wieder Streit in Italien. Aber das ist nicht das einzige Problem rund um die Alitalia-Pläne. Experten sehen das ganze Konzept, bei dem der italienische Staat sozusagen mit im Cockpit bleibt, kritisch.

Atlantia, von der Benetton-Familie kontrolliert, ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit mehr als 11 Milliarden Euro Umsatz. Er betreibt Flughäfen und Autobahnen in vielen Ländern und ist auch an der Hochtief AG beteiligt. Doch seit dem 14. August 2018 hat Atlantia ein Problem: In Genua stürzte eine Autobahnbrücke ein, 43 Menschen starben. Die Fünf-Sterne-Bewegung, stärkste Partei in Italiens Regierung, will Autostrade per l’Italia die Konzession entziehen. Die mitregierenden Sozialdemokraten wollen diese zumindest überprüfen.

In der vorigen Woche schickte die Atlantia-Führung einen Brief an Industrieminister Stefano Patuanelli, in dem sie den Einstieg bei Alitalia recht unverblümt von einer Verlängerung der Konzession für ihre Autobahn-Tochter abhängig machte. Ministerpräsident Giuseppe Conte reagierte verärgert, in den Medien war von “Erpressung” die Rede. Atlantia wolle nur Geld in das “schwarze Loch Alitalia” stecken, um sich den “goldenen Regen” der Autobahngewinne zu sichern, schrieb die Zeitung “La Repubblica”.

Alitalia braucht große Fluglinie als Partner

Nach Ansicht des italienischen Luftfahrtexperten Andrea Giuricin ist Atlantia allerdings ohnehin kein geeigneter Partner zur Führung einer Fluggesellschaft. Er sieht das ganze Sanierungskonzept skeptisch und bezeichnet es als “eine Stand-alone-Strategie”. Die kleine Alitalia mit einem Marktanteil von nur 1,7 bis 1,8 Prozent in Europa müsse sich mit einer großen europäischen Fluggesellschaft zusammenschließen, das sei die einzige Alternative. “Das Problem ist: solange der Staat die Hand mit drin hat, will keiner der großen Player die Hand mit reinstecken”, sagt Giuricin.

Nach Einschätzung Giuricins wird die neue Alitalia auf schwachen Füßen stehen. Auch wenn die Verluste inzwischen reduziert wurden, werde die Airline erst in etwa vier Jahren schwarze Zahlen schreiben. Jetzt gibt es zudem wieder ein Liquiditätsproblem. Der Überbrückungskredit von 900 Millionen Euro, den die Regierung 2017 Alitalia gab, ist bald verbraucht. Rom muss wohl noch mehr Geld vorschießen, und es ist ungewiss, ob Alitalia die Kredite tilgen kann. Die EU-Kommission hat den Fall Alitalia bereits im Blick, da nicht zurückgezahlte Kredite zu unerlaubten Subventionen würden.

APA/red

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