Reiseziel USA verliert unter Trump

Österreichische Reiseanbieter bestätigen einen signifikanten Rückgang von Buchungen in die USA.

22.04.2025 17:11
Redaktion
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Freiheitsstatue

Die USA verlieren als Reiseziel an Beliebtheit – besonders unter europäischen Urlaubern. Laut aktuellen Zahlen des U.S. National Travel and Tourism Office (NTTO) reisten im März 2025 siebzehn Prozent weniger Westeuropäer in die Vereinigten Staaten als im Vorjahr, aus Deutschland waren es sogar neunundzwanzig Prozent weniger. Auch in Österreich macht sich eine spürbare Zurückhaltung bemerkbar. FaktuM hat bei heimischen Reiseanbietern nachgefragt – und ein deutliches Stimmungsbild erhalten.

Einreiseunsicherheit

„Die Nachfrage nach Urlaubsreisen in die USA ist deutlich zurückgegangen“, sagt Sandra Speta, Premium Travel Beraterin bei Zuklin in Wien. Geschäftsreisende seien von der aktuellen Entwicklung kaum betroffen, doch klassische Urlaubsdestinationen wie Kalifornien, Florida oder die großen Nationalparks verlieren zunehmend an Attraktivität. Wesentlicher Auslöser sei eine wachsende Unsicherheit bei der Einreise.

Speta erklärt, dass viele Kunden zweifeln, ob sie trotz eines gültigen ESTA-Bescheids problemlos in die USA einreisen dürfen. „Immer wieder hört man von verweigerten Einreisen – das verunsichert natürlich“, so Speta. Die von Präsident Donald Trump verschärfte Visa-Politik, insbesondere gegenüber Studierenden, habe auch negative Auswirkungen auf den Tourismus. „Wir hatten heuer bereits mehrere Stornierungen – mit dem klaren Hinweis auf die politische Lage“, berichtet sie. Zwar kenne sie keinen Fall, in dem ein österreichischer Tourist konkret an der Einreise gescheitert sei, doch rät sie vorsichtigen Kunden, ihren USA-Aufenthalt lieber auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Nachfrage verhaltener

Gregor Kadanka, Geschäftsführer von Mondial Reisen, bestätigt diesen Trend: „Wir sehen rund dreißig Prozent weniger Buchungen für die USA.“ Besonders auffällig sei jedoch der gleichzeitige Anstieg der Buchungen für andere Fernreiseziele. Kanada, Mexiko und Japan verzeichnen derzeit ein starkes Wachstum, da Reisende bewusst auf Alternativen ausweichen. „Kanada ist momentan der große Gewinner unter den Fernzielen“, ergänzt Kadanka. Dennoch warnt er davor, die Vereinigten Staaten voreilig abzuschreiben, denn als Reiseziel mit enormer Vielfalt könnten die USA auch rasch wieder attraktiver werden.

Reisehemmnisse

Auch Philipp Schauer, Geschäftsführer von Columbus Reisen, beobachtet einen generellen Rückgang, warnt aber davor, diesen allein der Politik zuzuschreiben. „Die USA sind einfach ein teures Reiseland“, erklärt er. Zwar seien Flüge mittlerweile relativ günstig zu bekommen, doch vor Ort würden Urlauber mit hohen Kosten konfrontiert. „Eine Restaurantrechnung unter 100 Dollar ist kaum noch möglich – Nebenkosten machen die USA teuer.“

Besonders schwer wiegt für ihn das Visa-Problem: „Für viele ist die Unsicherheit bei der Einreise ein entscheidender Grund, auf eine USA-Reise zu verzichten.“ Schauer verweist auf einen konkreten Fall: Eine Schuldirektorin habe eine geplante Schülerreise abgesagt, da das Risiko, dass einzelne Teilnehmer an der Grenze abgewiesen würden, für sie nicht tragbar gewesen sei.

Sehnsuchtsziel USA

Die Reiselust in die USA ist so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Die politische Rückkehr von Donald Trump hat weltweit für Irritation gesorgt. Strafzölle, ein rauer Ton gegenüber Europa und eine unberechenbare Außenpolitik haben das Bild der USA als verlässliches Gastland stark beschädigt.

Auch die verschärften Einreisekontrollen tragen zur Zurückhaltung bei. Trotz eines gültigen ESTA müssen Besucher oft mit langen Wartezeiten, intensiven Sicherheitsinterviews und im schlimmsten Fall mit Zurückweisungen rechnen. Besonders junge Alleinreisende oder Menschen ohne klar definierte Reisepläne geraten schnell ins Visier der Grenzbeamten. Die Unsicherheit über mögliche Änderungen bei Visa-Regeln oder der Einreisepolitik hält viele davon ab, überhaupt zu buchen.

Bekannte Reiseziele

Die USA bieten seit Jahrzehnten eine enorme Vielfalt an ikonischen Reisezielen. New York City, als pulsierendes Zentrum der Ostküste, zieht Touristen mit seiner berühmten Skyline, den renommierten Museen und Theatern an. Kalifornien begeistert mit dem legendären Highway 1, Städten wie San Francisco und Los Angeles sowie dem Yosemite-Nationalpark. Florida steht für Traumstrände, das kosmopolitische Miami und Vergnügungsparks rund um Orlando. Dazu kommen die beeindruckenden Nationalparks im Westen – vom Grand Canyon über Yellowstone bis Zion. Dennoch schreckt derzeit das politische Klima viele davon ab, diese Ziele tatsächlich zu bereisen.

Markt und Wirtschaft

Traditionell gelten die Vereinigten Staaten als ein Reiseziel, das sowohl für preisbewusste als auch für luxuriös reisende Urlauber attraktiv ist. Städte wie New York, Chicago oder San Francisco locken beide Schichten an – kulturhungrige Luxusreisende als auch jene, die eine längst verschwundene Hippie-Kultur suchen. Solche Aufenthalte konnten schnell mehrere tausend Euro kosten.

„Wenn die Nachfrage schwächelt, werden Anbieter mit günstigen Preisen reagieren müssen“, sagt Kadanka. Doch trotz sinkender Preise bleiben die Risiken bestehen. Sollte ein Reisender an der Grenze abgewiesen werden, übernimmt keine Versicherung die entstandenen Kosten. Lediglich bei Pauschalreisen besteht eine gewisse Sicherheit, da in solchen Fällen eine Rückerstattung oder Umbuchung oft Teil der vertraglichen Bedingungen ist.

USA bleiben gelassen

Während in Europa mancher mit einer Prise Schadenfreude auf die Tourismusflaute in den USA blickt, fällt die wirtschaftliche Bedeutung des internationalen Tourismus für die Vereinigten Staaten vergleichsweise gering aus. Der Tourismussektor trug 2023 rund drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Zum Vergleich: In Österreich lag dieser Anteil bei 7,8 Prozent. Die Abhängigkeit der USA von Euro-Urlaubern ist also überschaubar, auch wenn bestimmte Regionen und Branchen besonders stark betroffen wären, wenn die Europäer auslassen.

Viel gravierender als der Rückgang europäischer Gäste wirkt sich das Ausbleiben kanadischer Besucher aus. Diese stellen traditionell den größten Anteil der internationalen Touristen in den USA, und deren Rückgang trifft die Wirtschaft in Grenzregionen wie Buffalo oder Seattle empfindlich.

Jubiläum als Wendepunkt?

Trotz der aktuellen Flaute gibt es Anlass zur Hoffnung. Im kommenden Jahr feiern die Vereinigten Staaten ein bedeutendes Jubiläum – 250 Jahre Unabhängigkeit. Dieses historische Ereignis soll nicht nur in Washington D.C., sondern landesweit mit Paraden, Sonderausstellungen und großen Feierlichkeiten begangen werden. Die US-Tourismusbehörde rechnet bereits jetzt mit einem deutlichen Anstieg der Besucherzahlen.

Rückgang mit Folgen

Die Lust der Europäer auf die USA ist unter Trump so niedrig wie nie. Manche betrachten diesen Rückgang mit Genugtuung, doch wirtschaftlich bleibt der Effekt für die Vereinigten Staaten verkraftbar. Für die heimische Reisebranche hingegen bedeutet der Wandel neue Herausforderungen.

Wer flexibel bleibt, könnte von sinkenden Preisen profitieren. Wer Pech hat, zahlt ein Vermögen für ein Reisearrangement und darf nicht einreisen.

(red)

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