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Sind Computer und Androiden die Retter in der Arbeitskräfte-Misere?
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Keine Frage – es ist das Gesprächsthema Nummer eins. Ganz gleich, mit wem man sich worüber auch immer unterhält, spätestens nach drei Minuten beginnt das Lamento über die Arbeitskräfte. Ganz besonders im Dienstleistungsbereich. Dort hat der Arbeitskräftemangel entsetzliche Folgen. Viele werfen das Handtuch und sperren einfach zu. Wiens Paradegastronom Mario Plachutta erzählte mir jüngst, dass er Teile seiner Lokale stilllegt, weil er nicht mehr genügend Kellner hat. Die Immobilienmakler reiben sich die Hände ob der vielen Hotels, die nicht mehr betrieben werden können und die in Apartmenthäuser umgewandelt werden. Der Handel mit Immobilien boomt, auch angesichts der Inflation, die Makler machen fette Provisionen. 

Die Arbeitskräftemalaise hat die anderen dräuenden Probleme wie steigende Energiekosten, Pandemiefolgen und das schrumpfende Reisebudget der Gästeschaft angesichts exorbitant gestiegener Lebenshaltungskosten in den Schatten gestellt. Wütende Hoteliers erzählen mir, dass sie jede Menge Arbeit für Migranten – insbesondere aus der Ukraine – hätten, die Behörde gibt aber – trotz einschlägiger Versprechen – die entsprechenden Kontingente nicht frei. 

„Hilfe, ich kriege kein Personal – wurscht, was ich denen biete!“ Dieses Problem hat natürlich auch unseren Betrieb erreicht. „Work-Life-Balance“ lautet verbalisiert der Gottseibeiuns für das Personalwesen. Keiner will mehr Vollzeit arbeiten. Jeder sich selbst verwirklichen, ein angenehmes Leben haben, im Wohlstand Made im Speck sein. Aber auch Reisen, ein schönes Auto und eine toll eingerichtete Wohnung sollten drin sein. Dass jemand 40, 50, 60 Stunden arbeitet, so wie wir, die Älteren, das unser Lebtag praktizieren, ist heute nicht mehr en vogue. Ich frage mich an dieser Stelle nur, wie bei steigenden Energiekosten und einem explodierenden Lebenshaltungsindex die Menschen mit weniger Einkommen das alles finanzieren wollen. So beschäftigen wir für unsere Verwaltung mittlerweile drei Mitarbeiter, wo früher zwei völlig genügten, weil keiner von denen mehr über 30 Stunden tätig sein will. 

Skurril wird die Sache dann, wenn der Chef eines Mittelbetriebes mir erzählt, dass er in Slowenien eine eigene Rekrutierungsfirma eröffnet hat. Die generiert Mitarbeiter, die Crashkurse in deutscher Sprache bekommen und er mit denen sein Unternehmen in Österreich versorgt. Ich habe die Geschichte, wie er das Problem löst, weitererzählt. Mittlerweile hat er mehrere Angebote von Großunternehmen, die seinen Betrieb übernehmen wollen. Wobei der Diamant in seinem Portfolio die Rekrutierungsfirma ist. Derjenige war ordentlich erstaunt, wieviel er für seine Firma geboten bekommt, nur weil er den Stein der Weisen, was Personalrekrutierung betrifft, gefunden hat. 

Wo das alles hinführt? Nun, wir meinen, dass eine der Lösungen in der Automatisierung liegt. Doch wie sollen gutes Service, persönliche Ansprache, ein Umsorgen der Gäste oder persönliche Beratung im Reisegeschäft auf qualitativem Niveau funktionieren, wenn Roboter die Jobs übernehmen? Persönliche Dienstleistung, ein Gegenüber, das kein Blechtrottel ist, sondern mit Verve und Courage ein Problem löst. 

Wie widerwärtig sich all dies entwickelt, erkennt jeder, der versucht, eine Service-Hotline anzurufen. Gleich, ob bei Banken, bei der Post oder im Telekommunikationsbereich: Die automatischen Telefon-Beantwortungssysteme zielen nur darauf ab, dich mit aller Gewalt auf digitale Formulare zu drängen. Wer bereit ist, dreißig Fragen zu beantworten, um endlich zu einem menschlichen Wesen vorzudringen, hängt vierzig Minuten in der Warteschleife, bevor er mit einem „Piep, piep“ aus der Leitung gekickt wird. 

Schneller geht’s, wenn man auf Englisch kommuniziert. Bei einer Austrian Airlines- Buchung habe ich mit einer Sachbearbeiterin in Johannesburg gesprochen, die allen Ernstes die Flugtickets bearbeitet. Es war ein nettes Gespräch, weil sie mir Tipps für unseren Südafrika-Urlaub gegeben hat, aber irgendwie komme ich nicht ganz zurecht damit, wenn ich mit einem Callcenter-Agent in Indien über meine Heiztherme verhandeln muss. 

Kommen Sie mit den neuen Zeiten zurecht? Wie umschiffen Sie diese Klippen? Bitte schreiben Sie mir an christian@mucha.at. Viel Spaß mit unserer vollautomatisierten Titelgeschichte, nicht von einem Computer, sondern von Christian Prenger verfasst, wünscht Ihnen

Ihr

Christian W. Mucha

Herausgeber

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