“Wir sind uns der Verantwortung bewusst”

Walter Reimann, Vizepräsident Austrian Airlines, weiß um Möglichkeiten und Grenzen der Ökologisierung in der Luftfahrt.
© AustrianAirlines /Markus Setznagel

Walter Reimann im FaktuM-Gespräch

FaktuM: Nachhaltigkeit im Tourismus ist zu einem Kernthema geworden. Arbeitet Austrian an einer Ökologisierung?

Walter Reimann: Austrian arbeitet seit Jahren daran, die Umweltauswirkungen des Betriebs zu reduzieren. Wir sind uns unserer besonderen Verantwortung bewusst. Wir arbeiten an der kontinuierlichen Reduktion unseres Treibstoffverbrauchs durch Effizienzsteigerung bei gleichzeitiger Steigerung des Passagieraufkommens. Dies gelingt durch effizientere Bestuhlung, technische Innovation, Flottenerneuerung, Gewichtsreduktion sowie innovative Flugrouten. Diverse Projekte unserer Crew reduzieren den Bordabfall nachhaltig. Am Boden beziehen wir an allen österreichischen Standorten zu hundert Prozent Ökostrom. Zusätzlich beteiligen wir uns an Forschungsprojekten zur Entwicklung alternativer Treibstoffe. Nur durch jene kann die Luftfahrt langfristig eine CO2-Neutralität erreichen. Unsere Passagiere können selbst einen Beitrag leisten, indem sie ihren Fußabdruck durch freiwillige CO2-Kompensation reduzieren. 

FaktuM: Wie sehr werden Vorhaben der Regierung wie die Öko-Abgabe auf Tickets das Geschäft betreffen?

Reimann: Die Einführung einer einheitlichen Flugabgabe von zwölf Euro über alle Distanzen bedeutet eine Mehrbelastung für den Luftverkehrsstandort Österreich. Das sehen wir naturgemäß kritisch. Aber das Prinzip, kurze Flüge höher zu besteuern als lange, ist richtig, da kurze Flüge leichter mit anderen Verkehrsmitteln ersetzt werden können.Langstreckenflüge sind hingegen alternativlos. Wichtig wäre für uns, dass der Staat diese Mehreinnahmen zweckgebunden einsetzt, z.B. für die weitere Erforschung von alternativen Kraftstoffen. 

FaktuM: Erwarten Sie einen Rückgang der Passagierzahlen?

Reimann: Wir haben kürzlich unsere Verkehrszahlen 2019 präsentiert. Wir konnten sowohl die Passagierzahlen als auch die Auslastung erneut deutlich erhöhen. Ähnliches vermeldete der Flughafen. Wir sehen also aktuell keinen Einfluss der Klimadebatte auf das Passagierverhalten. Auch bei den Zahlen der freiwilligen CO2-Kompensation sehen wir nur langsam einen Aufwärtstrend.

FaktuM: Sind Langstreckenflüge aus Ihrer Sicht mit einer ökologisch bewussten Lebensweise vereinbar?

Reimann: Eine ökologisch bewusste Lebensweise hat viele Aspekte, dazu zählt natürlich auch das Reiseverhalten. Gerade auf der Langstrecke gibt es aber keine vertretbaren Alternativen zum Flugzeug. Bis wir so weit sind, dass Passagierflugzeuge mit synthetischen Kraftstoffen und damit CO2-neutral unterwegs sind, können Passagiere die CO2-Emissionen ihrer Reise kompensieren und den CO2-Fußabdruck ihrer Flugreise so reduzieren. 

red

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