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INSOLVENZSTATISTIK – Unerfreuliches Wachstum bei Firmenpleiten

Insolvenzstatistik - In Österreich gibt es mehr Insolvenzen als je zuvor. Die Gründe dafür sind nicht allione in der allgemeine Flaute zu finden, welche durch die Zurückhaltung der Verbraucher weiter verschärft wird...

21.10.2024 14:52
red04
Alexander Hauk / www.pixelio.de

Insolvenzstatistik – In Österreich gibt es mehr Insolvenzen als je zuvor. Die Gründe dafür sind einerseits in der allgemeine Flaute zu finden, welche durch die Zurückhaltung der Verbraucher weiter verschärft wird. Gleichzeitig verschwindet die Kaufkraft ins Ausland. Auch den Kostenrucksack der letzten Jahre können viele Firmen nicht mehr stemmen. Besonders betroffen ist der Handel. Das zeigt die neueste Insolvenzstatistik des Alpenländischen Kreditorenverbandes, AKV.

Wie die heute veröffentlichte Insolvenzstatistik des AKV zeigt, steuert Österreich auf einen neuen Rekord an Firmeninsolvenzen zu. Das ist ein Zuwachs von 26,35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der im vergangenen Jahr erreichten All-Time-Höchstwert mit 3.364 Firmenpleiten, wird bereits jetzt, im Oktober, übtertroffen werden, so die Prognose des AKV. Die Steigerungen bei den Insolvenzen betreffen dabei sämtliche Bundesländer Österreichs und sind „besorgniserregend“ wie es von den Kreditschützern heißt. So liegt die höchste Steigerungsrate in Vorarlberg  mit einem Plus von 65,31 Prozent, gefolgt vom Burgenland (+48,78 Prozent) und Kärnten (+44,23 Prozent). Mehr als ein Drittel der österreichischen Firmeninsolvenzen wird allerdings in Wien eröffnet, wobei die 1.108 Eröffnungen um 30,35 % über dem Vorjahreswert liegen. Die Gesamtpassiva lagen dabei bis zum Halbjahr 2024 bei 14,262 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum 2023 lagen sie bei rund 2,3 Milliarden Euro. Danach wurden Großpleiten wie die der Signa oder Fisker, bei denen die Passiva noch gar nicht genau feststehen.

Insolvenzstatistik – Handel ganz besonders betroffen

Mit Abstand am meisten Pleiten gab es dabei im Handel: Mit 757 Insolvenzen hatte der Handel pro Werktag vier Pleiten zu verzeichnen, so der österreichische Handelsverband jetzt in einer Presseaussendung. Die nach Beschäftigten größte Insolvenz des Jahres war dabei jene von Pepco mit 600 betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, bei Depot waren 349 Beschäftigte betroffen.

Sparquote steigt auf 11,4 Prozent

Die Endverbraucher sind durch die Krisen und auch die rasante Inflation in den vergangenen Jahren, und hier im energiesektor, besonders verunsichert. Sie halten ihr Geld zurück – und das, trotz guter Lohnabschlüsse. So flossen in den vergangenen Jahren ein immer geringerer Anteil der Haushaltsausgaben in den Handel. Laut jüngstem WIFO-Bericht aus der Vorwoche ist die Sparquote heuer kräftig von 8,7 Prozent auf 11,4 Prozent gestiegen. Das soll auch im kommenden Jahr auf ähnlich hohem Niveau bleiben, so die Wirtschaftsexperten. „Der erhoffte Umsatzschub durch die erheblich gestiegenen Löhne ist leider nicht eingetreten. Stark erhöht haben sich bei uns lediglich die Kosten der Handelsbetriebe. Auf der Umsatzseite steuern wir hingegen auf das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen realen Verkaufszahlen zu. Höhere Einkommen werden gespart, nicht im Handel ausgegeben“, bedauert deswegen Rainer Will, Geschäftsführer des HV. Und in der Tat: Laut einer aktuellen GfK-Studie kaufen 72 Prozentder Haushalte lediglich das ein, was wirklich nötig ist und nur noch 28 Propzent das, was sie brauchen und ihnen gefällt. Spontane Zusatzkäufe werden eher nicht mehr getätigt. In der jüngsten Oktober-Prognose geht das WIFO deshalb für das heurige Jahr von einem Rückgang der Bruttowertschöpfung im Handel um -1,7 Prozent aus.

80 Prozent Kaufkraftabfluss durch E-Commerce

Dazu kommt der zunehmende Abfluss von Umsätzen ins Ausland. Laut neuesten Zahlen, die die Österreichische Post in der Vorwoche gemeinsam mit dem Handelsverband präsentiert hat, stammen bereits rund 80 Prozent aller E-Commerce-Pakete aus dem Ausland. Aufgrund der enormen Kostensteigerungen bei Personal, Energie, Mieten und Fremdkapital haben sich die Wettbewerbsbedingungen für die heimischen Händler daher in den letzten Jahren deutlich verschlechtert.Hinzu kommen aktuell große Unsicherheiten, insbesondere was die Entwicklung der Energiepreise und der Lage im Nahen Osten betrifft.

18 Prozent aller Gemeinden ohne Nahversorger

Da die Lohnkosten insbesondere im Vorjahr in wichtigen Nachbarländern nur halb so stark gestiegen sind wie hierzulande, hat sich der Wettbewerbsnachteil für den österreichischen Handel – mit 700.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber des Landes – zuletzt deutlich verschärft. Infolgedessen verlagern internationale Handelskonzerne bereits zunehmend Prozesse abseits des Filialbetriebs ins benachbarte Ausland, insbesondere nach Deutschland. Vor allem kleine und mittelständische Händler kommen durch die gestiegene Kostenbelastung massiv unter Druck. Das manifestiert sich mittlerweile auch im gestiegenen Leerstand in den heimischen Einkaufsstraßen. Leergefegte Ortskerne kleinerer Gemeinden gehören mittlerweile in Österreich fast zum Standard. Für die Tourismuswirtschaft könnte sich das negativ auswirken. Denn Touristen wollen belebte Einkaufsstraßen und wollen shoppen. Wie auch immer: „Bereits 18 Prozent aller Gemeinden in Österreich stehen ohne Nahversorger da, was sich wiederum negativ auf die Lebensqualität der Menschen auswirkt“, bestätigt Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.

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