Song Contest: Oberösterreich winkt ab
Trotz ehrgeiziger Pläne verzichten Linz und Wels auf eine Bewerbung für den Eurovision Song Contest 2026.

Die Entscheidung ist gefallen: Oberösterreich steigt aus dem Rennen um die Austragung des Eurovision Song Contest 2026 aus. Was als ambitioniertes Gemeinschaftsprojekt von Linz und Wels begann, endet nach sorgfältiger Prüfung mit einem Verzicht auf die Bewerbung – ausgerechnet in einer Phase, in der andere Städte bereits öffentlich für den Zuschlag werben.
Im Rahmen eines Treffens der Tourismusverantwortlichen von Wien, Innsbruck und Linz in der Tiroler Landeshauptstadt wurde deutlich, woran sich das Bewerberfeld misst: Infrastruktur, Offenheit – und vor allem Budget. Dass gerade die Finanzierung ein Stolperstein sein kann, wurde von Wiens Tourismuschef Norbert Kettner unmissverständlich formuliert. Auch Innsbruck kalkuliert mit rund 20 Millionen Euro.
Deckenhöhe statt Größenwahn
Die oberösterreichische Variante, eine Veranstaltungshalle in Wels mit der städtischen Infrastruktur von Linz zu kombinieren, wurde fachlich und organisatorisch mit hoher Professionalität durchgeplant. Projektmanagement, Nachhaltigkeit, Logistik und Kulturprogramm – all das wurde von internen und externen Expert:innen als ESC-tauglich bewertet. Doch ausgerechnet die technischen Rahmenbedingungen in der Halle, insbesondere bei Deckenhöhen und Hängepunkten, erwiesen sich als Ausschlusskriterium.
Die neue Messehalle in Wels, konkret die Messehalle 21, wurde 2024 eröffnet und ist die modernste und größte Halle des Messegeländes Wels. Sie bietet eine Veranstaltungsfläche von rund 4.800 m², ist klimatisiert, barrierefrei und für Großevents technisch gut ausgestattet. Dennoch reichen laut Analyse die spezifischen Anforderungen des ESC nicht aus.
Hinzu kam ein finanzieller Mehraufwand, der weit über dem ursprünglich kalkulierten Rahmen lag. Bürgermeister Andreas Rabl aus Wels brachte es auf den Punkt: „Die komplexen technischen Anforderungen an die Hallenstrukturen waren zu guter Letzt nicht erfüllbar.“ Gemeinsam mit Linz’ Bürgermeister Dietmar Prammer und Landeshauptmann Thomas Stelzer wurde die Notbremse gezogen.
Ein Zeichen für Zusammenarbeit
In der Rückschau bleibt der Schulterschluss der beiden Städte ein positives Signal. „Es zeigt, was in Oberösterreich möglich ist, wenn Städte gemeinsam an einem Strang ziehen“, so Prammer. Die intensive Zusammenarbeit soll auch künftig fortgesetzt werden – etwa im Hinblick auf internationale Events in der neuen Messe Wels.
Mit dem Ausstieg Oberösterreichs verbleiben drei ernsthafte Kandidaten im Rennen: Wien, Innsbruck und Graz, wobei Letztere medial noch nicht aktiv aufgetreten ist. Was alle Bewerber eint, ist der Balanceakt zwischen Machbarkeit und Imagegewinn. Wer sich letztlich durchsetzt, entscheidet sich wohl nicht nur anhand technischer Fakten – sondern auch an der Bereitschaft, 2026 eine Bühne für europäische Vielfalt zu bieten.
Zwischen Mut und Machbarkeit
So sehr Linz und Wels an ihre gemeinsame Vision geglaubt haben, so realistisch fiel am Ende die Einschätzung aus. Die Anforderungen des ORF und der European Broadcasting Union sind hoch – in technischer wie in finanzieller Hinsicht. Oberösterreich hat sich dem Wettbewerb gestellt, die Grenzen ausgelotet und schließlich mit Vernunft entschieden.
(red)