Kostendruck als Hauptgrund für Personalmangel
Laut einer aktuellen Umfrage des KSV 1870 bleibt in vielen Tourismusbetrieben Österreichs jede zweite Stelle unbesetzt.

Die Personalnot in der österreichischen Wirtschaft trifft das Gastgewerbe und die Hotellerie derzeit besonders hart. Einer aktuellen Erhebung des Kreditschutzverbands KSV 1870 zufolge klagen 54 Prozent aller Unternehmen über Personalengpässe, 23 Prozent sogar über massive Probleme. In keinem anderen Bereich ist der Anteil betroffener Betriebe so hoch wie in Gastronomie und Beherbergung.
Kostensparen vor Nachbesetzen
Der Hauptgrund überrascht: 70 Prozent der befragten Unternehmen geben an, vakante Stellen bewusst nicht nachzubesetzen – nicht, weil keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zu finden wären, sondern um Kosten zu sparen. „Das ist eine kurzfristige Strategie, die sich langfristig negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken kann“, warnt KSV-Holding-Chef Ricardo-José Vybiral.
Für die Tourismusbranche bedeutet dieser Kurs, dass bestehendes Personal weiter belastet wird. Gerade in einer Saison, in der internationale Gästezahlen steigen, könnte das Service-Niveau unter Druck geraten.
Dauerproblem Arbeitsbedingungen
Branchenstudien der Arbeiterkammer und der Universität Wien weisen seit Jahren darauf hin, dass ungünstige Arbeitszeiten, niedrige Löhne, häufige Überstunden und fehlende Aufstiegschancen die Attraktivität der Berufe mindern. Die hohe Abbruchquote in Tourismus-Lehrberufen verstärkt den Nachwuchsmangel. Laut dem WKO-Arbeitskräfteradar berichteten im Vorjahr 67 Prozent der Gastro- und Hotelbetriebe von „dringendem“ Fachkräftebedarf.
Folgen für den Standort
Wird der Kostendruck höher gewichtet als die Personalstärke, drohen mittelfristig Qualitätsverluste und Imageeinbußen. Für Österreichs Tourismusstandorte – vom alpinen Tirol bis zu den Städtedestinationen Wien und Salzburg – könnte dies spürbare Einbußen bedeuten. Gäste erwarten nicht nur attraktive Angebote, sondern auch reibungslosen Service und persönliche Betreuung.
Fachleute empfehlen daher, nicht nur in Werbung und Infrastruktur, sondern auch in Personalbindung und -gewinnung zu investieren. Flexible Arbeitszeitmodelle, faire Entlohnung und betriebliche Unterkünfte gelten als wirksame Mittel, um den anhaltenden Personalmangel im Gastgewerbe zu entschärfen.
(red)