Steigende Kosten trüben Italiens Kaffeekultur
In Italien klettern die Kaffeepreise rasant, was Bars und Cafés zunehmend unter Druck setzt.

Der Espresso gilt als Inbegriff italienischer Kaffeekultur – doch er wird immer teurer. Laut aktuellen Zahlen stieg der Preis für eine Tasse seit 2021 bereits um 19 Prozent, allein im vergangenen Jahr um weitere 3,4 Prozent. Im Schnitt zahlen Gäste in Italien derzeit 1,22 Euro für einen Espresso, wobei es starke regionale Unterschiede gibt. In Bozen liegt der Preis mit 1,50 Euro an der Spitze, im Süden bleibt er günstiger. Besonders in touristischen Hotspots wie Venedig, Portofino oder Capri schnellen die Preise in die Höhe.
Hohe Rohstoffkosten und Zölle
Die Ursachen sind vielfältig: Zum einen liegt der Rohkaffeepreis bei rund 380 Cent pro Pfund – fast dreimal so hoch wie der historische Durchschnitt. Zum anderen belasten noch immer US-Zusatzzölle von 15 Prozent auf EU-Waren die Margen der Produzenten. Hinzu kommen witterungsbedingte Ausfälle, etwa durch Frost in der brasilianischen Anbauregion Cerrado, sowie Engpässe in den Lieferketten.
Cristina Scocchia, CEO von Illycaffè in Triest, betont die schwierige Situation: „Diese Zölle zu absorbieren, bedeutet eine deutliche Margenverringerung.“ Trotz der Herausforderungen erwartet das Traditionsunternehmen heuer jedoch keine Einbußen – vielmehr wird ein Umsatzplus zwischen sieben und neun Prozent prognostiziert.
Belastung für Gäste und Wirte
Für Italiens Gastronomie bedeutet die Preisentwicklung eine heikle Gratwanderung. Viele Betriebe sehen sich gezwungen, die höheren Einkaufspreise direkt an die Gäste weiterzugeben. Immerhin geben die Italienerinnen und Italiener jährlich über acht Milliarden Euro für Kaffee aus – im Schnitt 392 Euro pro Familie. Davon entfallen allein sieben Milliarden auf den Espresso, der täglich in Bars und Cafés konsumiert wird.
Der Konsumentenschutzverband Codacons warnt bereits vor einem Rückgang des Kaffeekonsums. Sollte sich die Teuerung fortsetzen, könnte selbst die traditionelle Kaffeepause – il caffè al banco – an Attraktivität verlieren.
Ausblick: Die kommenden Monate bleiben angespannt. Ein Börsengang von Illycaffè, ursprünglich für 2026 angedacht, wurde bereits verschoben. Kaffee bleibt ein Milliardenmarkt, doch die einst selbstverständliche Verfügbarkeit zu moderaten Preisen ist keine Garantie mehr.
(APA/red)