Ortstaxe in Wien: Erhöhung verschoben und entschärft

Statt 2025 steigt die Wiener Ortstaxe erst ab Juli 2026 – in zwei Stufen bis 8 Prozent.

11.09.2025 14:23
Redaktion
© Anantara Hotels & Resorts

Die geplante Erhöhung der Wiener Ortstaxe kommt später und fällt geringer aus als ursprünglich vorgesehen. Wiens Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) einigte sich am Dienstag bei einem Runden Tisch im Rathaus mit Vertretern von Wirtschaftskammer und Hotellerie auf ein neues Modell: Ab 1. Juli 2026 wird die Abgabe von derzeit 3,2 auf 5 Prozent angehoben, ab Juli 2027 folgt der zweite Schritt auf 8 Prozent. Der davor kommunizierte Satz von 8,5 Prozent mit Start noch im Dezember 2025 ist damit vom Tisch.

Novak betonte, die Einnahmen seien unverzichtbar, um Infrastruktur, Grünräume oder den öffentlichen Verkehr zu finanzieren. Zugleich sichere der Stufenplan Vertragstreue und Planbarkeit – gerade mit Blick auf Großereignisse wie den Eurovision Song Contest 2026 oder den internationalen Kongresstourismus.

Erleichterung in der Branche

Die Reaktionen der Tourismuswirtschaft fielen überwiegend positiv aus. Dominic Schmid, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien, sprach von einer „geretteten Wintersaison“. Für die Hoteliers sei entscheidend, dass bereits gebuchte Reisen nicht nachträglich mit höheren Abgaben belastet würden. Auch ÖHV-Vizepräsident Alexander Ipp nannte die Einigung eine „gute Lösung“. Wien bleibe im Wettbewerb der Destinationen attraktiv, zudem bringe die klare Ausweisung der Ortstaxe für Gäste mehr Transparenz.

Kritik von der Opposition

Weniger überzeugt zeigte sich die Opposition im Wiener Gemeinderat. FPÖ-Chef Dominik Nepp sprach von einem „Ortstaxen-Fiasko“ und warf der rot-pinken Stadtregierung eine Politik der Belastungen vor. Die Wiener Grünen wiederum sprachen von einer „Verhöhnung“ der Bevölkerung: Während die Ortstaxe auf Druck der Wirtschaft entschärft werde, blieben Preissteigerungen im öffentlichen Verkehr unangetastet.

Wiens Grünen-Chefin Judith Pühringer sprach in einer Reaktion von einer “Verhöhnung” der Wienerinnen und Wiener. “Beim Widerstand der Wirtschaftskammer gegen die Ortstaxe geht die Stadtregierung sofort in die Knie, aber die Zerstörung der 365-Euro-Jahreskarte, dem klimasozialen Herzstück unserer Stadt, zieht Rot-Pink gnadenlos durch.” Sie sprach sich für eine Ökologisierung der Ortstaxe aus.

Für die Wiener Volkspartei hat der Druck von Wirtschaft, Interessensvertretungen und Opposition Wirkung gezeigt. Doch auch die neue Variante bleibe eine spürbare Belastung für den Tourismus und zeige fehlendes Problembewusstsein bei der Stadtregierung, konstatierten Tourismussprecher Karl Mahrer und Finanzsprecher Manfred Juraczka.

Neustart

Neben dem Stufenplan wurde vereinbart, die Verrechnung der Ortstaxe zu vereinfachen. Branchenvertreter erwarten sich dadurch weniger Bürokratie. Für die Hotellerie bleibt entscheidend, dass Wien die Wettbewerbsfähigkeit behält – während die Stadtregierung an ihrer Linie festhält, auch Touristinnen und Touristen stärker an den Kosten des urbanen Lebensraums zu beteiligen.

(APA/PA/red)

Anzeige
Anzeige
Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren

Weitere Themen