Österreichurlaub: Zwischen Rekorden und Realität
Trotz Rekordnächtigungen steckt die Branche in der Klemme, hohe Preise machen Österreich weniger attraktiv.
Trotz jüngst erzielter Nächtigungsrekorde ist die Lage von Österreichs Beherbergungsbetrieben schwierig. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse der UniCredit Bank Austria hervor. „Im internationalen Vergleich verliert die Urlaubsdestination Österreich an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und Anziehungskraft“, warnte Bank-Chefökonom Stefan Bruckbauer laut Aussendung. Die hohe Bedeutung des Tourismus für die österreichische Wirtschaft sei damit bedroht.
Inländische Gäste stützen den Rekord
Mit 154,3 Millionen Übernachtungen im Jahr 2024 haben die Hotels die Coronadelle hinter sich gelassen, das erste Halbjahr 2025 deutet auf einen weiteren Rekord hin. Getragen wird dieser aber von inländischen Gästen. „Die Gästeübernachtungen aus dem Ausland stagnierten im bisherigen Jahresverlauf, offensichtlich belastet durch eine Verringerung der Attraktivität der Urlaubsdestination Österreich im Vergleich mit alternativen Urlaubszielen“, erklärte Bank-Ökonom Walter Pudschedl. Besonders profitieren Bundesländer wie das Burgenland, Oberösterreich und die Steiermark, die bei Inländern beliebt sind.
Damit bestätigt sich ein paradoxes Bild: Gespart wird zwar – vor allem bei Hotelausgaben und Nebenkonsum, während Campingplätze boomen –, doch inländische Urlauber verhindern ein Abrutschen der Gesamtzahlen. Für viele reicht es offenbar nicht für den Auslandsurlaub, da Flug- und Anreisekosten das Urlaubsbudget zusätzlich belasten.
Der Traum von kaufkräftigeren Gästen
Besonders stark gestiegen sind die Preise für touristische Dienstleistungen im internationalen Vergleich: 48 Prozent seit 2019, während Frankreich, Spanien, Griechenland oder Italien nur zwischen 16 und 30 Prozent zulegten. „Die Herausforderung für die österreichische Tourismuswirtschaft wird in den kommenden Jahren darin bestehen, den Kostennachteil durch Produktivitätsfortschritte schrittweise wieder wettzumachen und sich mit einem höheren Qualitäts- und Erlebnisangebot stärker auf überdurchschnittlich zahlungskräftige Touristen zu fokussieren“, so Bruckbauer.
Österreichurlaub für Reiche?
Allerdings ist es leichter gesagt als getan, zahlungskräftige Touristen nach Österreich zu locken. Im Wintertourismus sehr wohl – die Dominanz des alpinen Skisports macht es möglich.
Als zuletzt die Tageskarten in großen Skigebieten vielerorts mit bis zu 80 Euro ausgewiesen wurden – verbunden mit der Feststellung, Skifahren sei eben ein Sport für das obere Einkommensdrittel geworden –, klang das noch irgendwie schlüssig. Ob sich diese Strategie auch im Sommertourismus durchsetzen lässt, bleibt fraglich.
Mit Gästen, die Österreich im Sommer vor allem wegen des kühleren Klimas gegenüber südlichen Destinationen wählen, hat man wenig Erfahrung. Und nicht immer die beste Freude daran gehabt, auch wenn es sich dabei durchaus um zahlungskräftige Kundschaft handelt. Für einen wirklich sonnensicheren Badeurlaub wiederum müsste die Erderwärmung noch ein wenig voranschreiten – und das will erst recht niemand. Am Ende bleibt als naheliegende Lösung: die Preise wieder wettbewerbsfähiger zu machen.
(APA/red)