Höchste Eisenbahn

Plötzlich wollen viele aufspringen. Eisenbahnfahren ist gewissermaßen zum "Zug der Zeit" geworden. Aber wohin können wir gut so kommen?
© European Union Agency for Railways

Klimawandel hin oder her. Auf den ersten Blick ist Fliegen allemal schneller als Bahnfahren. Aber beim Zeitsparen kann man sich auch verkalkulieren. Am Weg zum Flughafen: Natürlich Stau! Dann die Strecke bis zum Check-in: Die erste und die nächste Kontrolle. Eine endlose Warteschlange. Und nach dem Flug: Schnell raus aus der Konserve. Aber dann: Wie lange man aufs Gepäck wartet… Dann wieder: ewiger Stau. Ein Taxi, Autobahn Richtung Zentrum… Alles kostet Zeit. Und natürlich Nerven.

Entspannter reist es sich da schon ohne stressige Kontrollen am Flughafen. Einfach abends in den Schlafwagen. Vielleicht morgens  ausgeruht im Speisewagen frühstücken. Dann ist man auch schon da. Dort wo es hingehen sollte. Mitten in der Stadt. Gewöhnlich liegt der Hauptbahnhof ja auch dort. Das kann kein Flieger toppen.

Mit dem Nachtzug können in Europa durchschnittlich 800 bis 1500 Kilometer bewältigt werden. Von Wien aus  liegen rund 40 Prozent der Top-Flugdestinationen wie Frankfurt, Berlin, Zürich, Paris oder Amsterdam auf der sogenannten Mittelstrecke. Derzeit sind acht EU-Hauptstädte von Wien aus per Bahn mit einer Direktverbindung erreichbar.  

Die Preisfrage

Wer denkt schon daran, den Zug zu nehmen, wenn er für 30 Euro von Wien nach London fliegen kann? Rechnet man aber die hohen Taxikosten und womöglich auch noch eine Übernachtung dazu, schaut die Ersparnis schon ganz anders aus.

Die deutsche Bundesregierung will zudem demnächst den Mehrwertsteuersatz für Bahntickets im Fernverkehr von 19 auf sieben Prozent senken. Finanzieren soll das eine Erhöhung der Luftverkehrsabgabe für Binnenflüge. Dies könnte Fliegen verteuern. Bahnreisen könnten konkurrenzfähig werden.

Jedenfalls: ICE- und IC-Fahrten sollen ab dem 1. Januar 2020 zehn Prozent günstiger werden. Auch die EU will den Bahnverkehr liberalisieren. Dann hätten Preismodelle wie bei Ryanair und Easyjet auch im Zugverkehr eine Zukunft – zumindest auf dem Papier.

Dass Billigmodelle den staatlich kontrollierten Monopolisten Konkurrenz machen können, zeigt sich bereits in Italien. 2012 nahm das Startup „Italo“ Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Mailand und Rom in Betrieb. Heute betreibt das Unternehmen vom früheren Ferrari-Boss Luca Cordero di Montezemolo Verbindungen zwischen 17 Städten und hat einen Marktanteil von 30 Prozent. Italo hält seine Fixkosten gering, indem es die Wartung seiner Züge ausgelagert hat. Deshalb kann man auch günstig Tickets verkaufen. Marktführer Trenitalia musste deshalb auf allen Strecken, die auch Italo befährt, seine Ticketpreise um mehr als 40 Prozent senken. Auf den betroffenen Strecken ist das Fahrgastaufkommen um 80 Prozent gestiegen. Ryanair und EasyJet haben ihre Flüge zwischen Rom und Mailand gestrichen, weil die Hin- und Rückfahrt mit dem Zug mittlerweile nur noch 40 Euro kostet.

Auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte hofft Flixtrain. Der Fernbus-Anbieter Flixbus greift seit 2018 die deutsche Bahn auch auf der Schiene an. Zwischen Köln und Hamburg sowie Stuttgart und Berlin sind die Tickets mit Preisen ab 10 Euro deutlich günstiger als beim großen Konkurrenten DB. Passagiere müssen dafür allerdings auf den Komfort neuer Züge und auf WLAN verzichten. 

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