Tourismus braucht mehr heimische Fachkräfte
Bei der Präsentation neuer Tourismusdaten unterstrich Staatssekretärin Zehetner die Bedeutung der Saisonkontingente.
Österreichs Tourismuswirtschaft ist stark – aber personell auf wackeligen Beinen. Während die aktuelle Analyse von Statistik Austria und WIFO die enorme Wertschöpfung der Branche unterstreicht, zeigt sie zugleich ein bekanntes Ungleichgewicht: Der Erfolg vieler Betriebe beruht auf ausländischen Saisonkräften, deren Zahl von Jahr zu Jahr steigt.
Saisonkontingent soll Engpässe abfedern
Rechtzeitig zum Start der Wintersaison wurde das Saisonier-Kontingent auf 8.000 Plätze festgelegt, davon 2.500 für das neue Westbalkan-Kontingent. Die Maßnahme verschafft Hotellerie und Gastronomie kurzfristig Planungssicherheit, insbesondere in den westlichen Bundesländern. „Ein starker Tourismus braucht starke Menschen – und diese brauchen faire Rahmenbedingungen“, erklärte Zehetner bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen.
Doch die Abhängigkeit von ausländischen Saisonkräften bleibt hoch. Schon im vergangenen Winter konnten zahlreiche Betriebe trotz Kontingenterweiterung offene Stellen nicht besetzen. Gleichzeitig sinkt der Anteil heimischer Beschäftigter in saisonalen Betrieben kontinuierlich.
Zwischen Stabilität und Strukturwandel
Mit dem Tourismusbeschäftigtenfonds, dotiert mit 6,5 Millionen Euro jährlich, will die Bundesregierung Weiterbildung und Ganzjahresbeschäftigung fördern. Ziel ist es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger an Betriebe zu binden. In der Praxis dürfte das nur gelingen, wenn Arbeitszeiten planbarer, Löhne attraktiver und Aufstiegsmöglichkeiten sichtbarer werden.
Denn solange die Branche auf kurzfristige Arbeitsmigration angewiesen ist, bleibt die Personaldecke dünn. Zehetner kündigte im Rahmen des Tourismus-Expertengipfels am 3. November an, die nationale Strategie „Vision T“ künftig auch auf arbeitsmarktpolitische Fragen auszurichten.
Blick nach vorn
Ob es gelingt, mehr heimische Fachkräfte für den Tourismus zu gewinnen, hängt von langfristigen Rahmenbedingungen ab – von der Ausbildung bis zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Solange diese Herausforderungen ungelöst bleiben, sichern Saisonkontingente zwar die Wintersaison, aber nicht die Zukunft der Branche.
(PA/red)