Hotellerie-Fitness-Check: Volle Betten, wenig Gewinn
Trotz guter Auslastung blieben die operativen Gewinne vieler heimischer Hotels im Jahr 2025 durch steigende Personal- und Energiekosten begrenzt.
Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT), die Prodinger Tourismusberatung und Kohl > Partner haben gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV) sowie dem OeKB > ESG Data Hub die aktuellen Kennzahlen der heimischen Ferienhotellerie analysiert. Die Auswertung der Daten von über 1.000 teilnehmenden Betrieben für 2025 liefert ein gemischtes Bild: stabile Auslastung und abgeflachte Energiepreise stehen weiterhin sinkenden Erträgen gegenüber.
Stabile Nachfrage
Die Auswertung bestätigt eine weiterhin gute Auslastung in vielen Ferienhotels. Besonders Häuser der 3- und 3-Superior-Kategorie konnten ihre Vollbelegstage leicht steigern, während die höheren Kategorien nur geringe Zuwächse verzeichneten. Trotz stabiler Nachfrage und leicht sinkender Wareneinsatzquote bleibt der operative Gewinn schwach. Der GOP, gemessen am Umsatz, verharrt auf einem historisch niedrigen Niveau. ESG-Kennzahlen sind erstmals fix integriert und sollen Betrieben Orientierung für eine zukunftsorientierte Strategie bieten.
Umsatz ohne Dynamik
Beim Umsatz zeigt sich ein differenziertes Bild. Während 4-Superior- und 5-Sterne-Hotels deutliche Steigerungen pro Zimmer erzielen konnten, stagnieren die Ergebnisse der 3-/3-Superior- und klassischen 4-Sterne-Hotellerie weitgehend. Nach Einschätzung von Kohl-&-Partner-Berater Stefan Brida sind nach den Preisanpassungen der Vorjahre keine großen Umsatzsprünge mehr möglich. Die höheren Preise wirken zwar, kompensieren die gestiegenen Kosten aber nur teilweise.
Steigende Personalkosten
Die größten Belastungen entstehen weiterhin durch die Personalkosten. Im Median steigen diese in allen Kategorien um fünf bis sieben Prozent. Inzwischen liegt der Aufwand je Vollzeitäquivalent im oberen Quartil deutlich über 50.000 Euro, der Median bewegt sich zwischen 45.000 und 48.000 Euro. Damit verschiebt sich die Kostenstruktur weiter zu Lasten der Gewinnmargen. Trotz guter Auslastung arbeiten viele Häuser nur noch mit sehr engen Spielräumen.
Hohe Energiekosten als neue Realität
Die Energiepreise haben sich nach den extremen Ausschlägen der letzten Jahre stabilisiert, allerdings auf einem Niveau, das weiterhin deutlich über jenem vor der Energiekrise liegt. Betriebe, die frühzeitig in Effizienzmaßnahmen oder erneuerbare Energien investiert haben, stehen nun besser da. Parallel dazu zeigen die Ergebnisse einen leicht rückläufigen Marketingaufwand in Relation zum Umsatz – ein Trend, der Chancen bietet, aber zugleich Risiken für Sichtbarkeit und Positionierung birgt.
Kaum Bewegung bei den Margen
Bei den GOP-Margen zeigt sich ein weitgehend stagnierendes Bild. In der 3-/3-Superior-Hotellerie bleibt der Anteil am Umsatz unverändert, im 4-Sterne-Segment ebenfalls. Lediglich die 4-Superior- und 5-Sterne-Hotellerie verzeichnet eine geringe Verbesserung. In absoluten Werten steigt der GOP pro Zimmer im Median leicht an, bleibt jedoch hinter den betrieblichen Herausforderungen zurück.
Strategischer Handlungsbedarf
Die Studienpartner betonen, dass klassische Stellschrauben wie Auslastungssteigerung und Preisoptimierung alleine nicht mehr ausreichen. Erfolgreiche Betriebe müssten sich klar positionieren, Arbeitsabläufe effizient gestalten, ihre Preispolitik präzise steuern und ein bewusstes Mitarbeitermanagement verfolgen. Auch ESG-Kennzahlen gewinnen an Bedeutung, da sie nicht nur Wettbewerbsvorteile schaffen, sondern auch helfen, Kosten zu reduzieren.
(PA/red)
