Billigflieger Ryanair setzt billige Aktion in Bratislava

Mit provokanten Schildern attackiert Ryanair unsere Politik und unterläuft jede Form sachlicher Kommunikation.

25.11.2025 16:54
Redaktion
© corporate.ryanair.com
Ryanair Group CEO, Michael O’Leary und DACH Country Manager Marcel Pouchain Meyer

Der irische Billigflieger Ryanair hat am Dienstag in einer Doppel-Pressekonferenz in Bratislava und Wien erneut versucht, die österreichische Politik zu massiven Steuersenkungen zu drängen. Während CEO Michael O’Leary das Wachstum in der Slowakei als „visionäre Entscheidung“ lobte und die Regierung in Wien als „schlafend“ titulierte, blieb die zentrale Botschaft unverändert: Österreich solle die Ticketsteuer von 12 Euro streichen. Ryanair meldete jüngst rund 120 Mitarbeiter beim AMS-Frühwarnsystem an.

Während Deutschland, Italien, Ungarn und Schweden Steuern senken, behält Österreich seine hohen Steuern bei, lautet die Argumentationslinie. Die österreichische Bundesregierung hält jedoch an ihrer Abgabe fest. Sie bringe jährlich rund 160 Mio. Euro ein und dient nicht isoliert der Standortpolitik, sondern der Finanzierung des Luftverkehrssystems inklusive Flugsicherung.

In Bratislava kündigte Ryanair zudem an, 2026 ein drittes Flugzeug zu stationieren und damit ein Wachstumsplus von 70 Prozent zu erzielen. Die slowakische Regierung hatte zuvor Umweltsteuern reduziert und Gebühren gesenkt. Diese Argumentationslinie dient Ryanair seit Jahren dazu, Kostenvergleiche zu forcieren und politischen Druck aufzubauen.

Ryanairs bewährte Druckstrategie

Der Auftritt in Wien folgte dem bekannten Muster: Provokante Etiketten, drastische Vergleiche und der Verweis auf Nachbarstaaten sollen politische Entscheidungen beschleunigen. In der Praxis geht es Ryanair um die Reduktion jener Fixkosten, die das Unternehmen an nahezu jedem Standort der EU systematisch zu minimieren versucht – nicht nur in Österreich.

Tatsächlich bleiben die Gründe für nationale Gebührenmodelle vielschichtig. Österreich finanziert über Abgaben u. a. Kosten des Flugsicherungsbetriebs, Umweltauflagen sowie nationale Standortprogramme.

Eine pauschale Übertragung der slowakischen oder ungarischen Gebührenpolitik auf einen Verkehrsknoten wie den Flughafen Wien-Schwechat wäre weder betriebswirtschaftlich noch verkehrspolitisch seriös.

Österreichische Perspektive

International agierende Low-Cost-Carrier nutzen politische Differenzen gezielt, um Kostenvorteile zu erzielen. Die österreichische Tourismus- und Luftfahrtwirtschaft ist jedoch auf stabile Rahmenbedingungen angewiesen, und nicht gewillt, auf einzelne Konzernforderungen auf Zuruf einzugehen.

Dass die slowakische Regierung Gebühren senkt, bedeutet nicht automatisch eine Übertragbarkeit auf Österreichs größer strukturiertes Luftverkehrssystem. Ebenso wenig folgt daraus, dass nationale Wirtschaftspolitik sich von Fotomontagen oder polemischen Etiketten treiben lassen sollte.

Unabhängig von Ryanairs Rhetorik steht fest: Österreichs Standortpolitik muss sich an gesamtwirtschaftlichen Interessen orientieren – nicht den Zurufen eines Konzerns beugen, der einen Maximalprofit erzielen möchte.

(APA/red)

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