Konflikt um Exklusiv-Strand für Kreuzfahrtgäste
Auf Santorin wächst der Widerstand gegen einen geplanten Beach-Club von Royal Caribbean, der künftig ausschließlich Kreuzfahrtgästen vorbehalten sein soll.
Auf der griechischen Insel Santorin sorgt der Plan der Reederei Royal Caribbean, am Eros Beach einen exklusiven Beach-Club für Kreuzfahrtgäste einzurichten, für heftige Debatten. Der Club soll ab Sommer 2026 ausschließlich Gästen von Royal Caribbean und der Tochterlinie Celebrity Cruises offenstehen. Das Angebot umfasst Liegen, Gastronomie sowie verschiedene Freizeitmöglichkeiten und ist Teil eines vorab buchbaren Tagespakets, das zusätzlich einen Bootstransfer zum privaten Strandabschnitt einschließt.
Exklusiver Beach-Club
Die Reederei argumentiert, der Club biete ein komfortables, organisiertes Inselerlebnis und könne gleichzeitig zur Entzerrung der Besucherströme beitragen. Da Santorin seit Jahren unter starkem touristischem Druck steht, insbesondere durch die Vielzahl an Kreuzfahrtschiffen, sieht Royal Caribbean das Projekt als Möglichkeit, zentrale Orte der Insel zu entlasten. Bereits 2025 hatte die Hafenbehörde Beschränkungen eingeführt, wonach täglich maximal 8000 Passagiere an Land gehen dürfen.
Widerstand aus Politik und Bevölkerung
Vor Ort stößt das Vorhaben jedoch auf deutlichen Widerstand. Die Gemeindeverwaltung von Thira lehnt das Projekt ab und kritisiert die geplante Umgestaltung eines öffentlichen Strandes in einen nahezu geschlossenen Bereich für zahlende Kreuzfahrtgäste. Befürchtet wird eine zunehmende Privatisierung der Küstenlinie sowie ein Verlust von traditionell frei zugänglichem Raum. Zudem sehen viele Einheimische einen wirtschaftlichen Schaden, da Einnahmen überwiegend der Reederei zugutekommen würden, während lokale Betriebe weniger profitieren könnten. Auch der Hinweis der Reederei, Teile des Strandes sowie der Zugang zum Meer blieben theoretisch weiterhin öffentlich, überzeugt viele Kritiker nicht. Sie befürchten, dass der Bereich faktisch exklusiv genutzt werde und Einheimische nur eingeschränkt oder gar nicht mehr willkommen seien.
Streit um Nachhaltigkeit
Die Debatte berührt grundlegende Fragen der touristischen Entwicklung Santorins. Die Insel zählt zu den bekanntesten Reisezielen des Mittelmeerraums, leidet jedoch zunehmend unter Overtourism. Umweltbelastung, Verkehrsprobleme und die Abhängigkeit von Kreuzfahrtschiffen werden seit Jahren kontrovers diskutiert. Der geplante Beach-Club wird daher auch als Symbol dafür gesehen, wie stark ökonomische Interessen den Umgang mit Natur- und Kulturraum prägen. Gegner des Projekts warnen vor einer schleichenden Verdrängung der lokalen Bevölkerung aus wichtigen öffentlichen Bereichen. Unterstützer verweisen dagegen auf mögliche Entlastungen für Hotspots, wenn Gäste gezielt zu abgelegeneren Orten gelenkt werden.
Ungewisser Ausgang
Ob der private Beach-Club tatsächlich realisiert wird, ist weiterhin offen. Die Gemeinde Thira hat angekündigt, Maßnahmen zu ergreifen, um öffentlichen Zugang und Eigentumsrechte zu sichern. Zugleich hält die Reederei an ihren Plänen fest und bereitet eine Eröffnung für 2026 vor. Wie der Konflikt ausgeht, dürfte in den kommenden Monaten entschieden werden. Sicher ist vorerst nur, dass das Projekt die Diskussion um die Zukunft des Tourismus auf Santorin weiter anheizt – und dabei die Frage in den Mittelpunkt stellt, wem die Strände der Insel künftig gehören sollen.
(red)