AUA kritisiert hohe Standortkosten
Management zeigt sich „an sich sehr zufrieden“, spürt allerdings die Nahost-Krise besonders.
AUA-Chefin Annette Mann (Bild) hat im Rahmen der Präsentation des Unternehmensergebnisses für das dritte und die ersten drei Quartale heuer die hohen Standortkosten auf dem Flughafen Wien kritisiert. Die nächste Bundesregierung müsse hier handeln, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Innerhalb des Lufthansa-Konzerns ist die heimische Fluglinie zudem besonders von der Nahost-Krise und einhergehender immer wiederkehrenden Flugstreichungen betroffen.
„An sich sind wir sehr zufrieden“, sagten Mann und die beiden weiteren AUA-Vorstände Michael Trestl (CCO) und Francesco Sciortino (COO) mehrmals zum Ergebnis, meist wurde aber ein „aber“ angefügt. So entstünden selbst den Airlines etwa in Paris geringere Kosten als in Wien, nur München und Frankfurt seien in Europa teurer, kritisierte Mann. Seit 2019 seien die Kosten für einen Mittelstreckenflug mit einem Airbus A320 und 150 Passagieren in Wien-Schwechat um 39 Prozent auf 3.715 Euro gestiegen – es geht um die Luftverkehrssteuer, Luftsicherheitsabgaben an den Airport und die Flugsicherung.
Nur an den großen deutschen Drehkreuzen Frankfurt (4.410 Euro) und München (4.234 Euro) seien die Kosten höher. Alle anderen Standorte in Europa sind laut AUA zum Teil deutlich günstiger – beispielsweise Madrid (660 Euro) oder Prag (540 Euro).
„Wir erwarten von der nächsten Bundesregierung einen gesamthaften Blick auf den Luftfahrtstandort Österreich zu werfen“, forderte Mann. Es gehe hierbei für die AUA auch darum, ein „wertvolles Mitglied“ der Lufthansa-Gruppe zu bleiben, so Mann in Richtung verantwortliche Politik.
Der AUA schmerzen auch die Ausfälle nach Tel Aviv, Erbil, Amman und Teheran wegen der Nahost-Krise besonders, so die Manager. Im gesamten Lufthansa-Verbund sei die Austrian am stärksten betroffen, erläuterte Trestl auf Nachfrage.
Die AUA punkte im Nahost-Verkehr unter anderem mit Verlässlichkeit. „Umso schmerzhafter ist es, wenn temporär ausgesetzt werden muss“, so Trestl. „Im Vergleich zu anderen Airlines in der Gruppe hat Austrian hier eine relativ deutlich höhere Abhängigkeit. Wenn die Flüge gestrichen werden müssen oder die Lage volatil ist, schmerzt uns das deutlich mehr als anderen Gesellschaften.“
Rund um den Skandalflug in einen Hagelsturm warte man auf den Abschlussbericht. Einmal mehr wies das AUA-Management anonyme Vorwürfe zurück, wonach Piloten zu wenig trainiert worden seien und bekräftigte, wegen Verleumdung klagen zu wollen.
Konkurrenz aus China
Aus Sicht der Manager unnötige zusätzliche Standortkosten in ganz Europa entstünden auch aus dem EU-Programm „Fitfor55“, das ab 2025 in Fünfjahresschritten Kosten steigere. So werde etwa eine Überflutung durch chinesische Carrier weiter befeuert. Diese können nicht nur günstiger über Russland fliegen, was europäische Airlines seit dem Überfall auf die Ukraine nicht mehr tun. Die chinesischen Airlines hätten noch viele weitere Kostenvorteile und böten teils Billigstpreise. Das Ziel der Kostendeckung für China-Flüge werde so für europäische Airlines immer schwieriger zu erreichen, so Trestl.
Der Passagieranteil von EU-Airlines bei Reisen von Europa nach Asien hat sich in den vergangenen Jahren bereits mehr als umgekehrt. Gerundet entfiel zuletzt ein Fünftel der Passagiere auf EU-Airlines, ein Drittel auf chinesische Airlines und die Hälfte auf Golf- und Bosporus-Airlines.
Hoffen auf zweistelliges Ergebnis
Das AUA-Ebit kam von Jänner bis Oktober bei 77 Mio. Euro zu liegen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 144 Mio. Euro gewesen. Fürs Gesamtjahr wird weiter ein hohes zweistelliges Ergebnis erwartet. Alleine im dritten Quartal gab es einen Umsatz von 783 Mio. Euro.
APA/red