Billigflieger ziehen ab: Wien bleibt gelassen

Der Rückzug von Wizz Air und Kürzungen bei Ryanair löst wenig Besorgnis um den Standort Wien-Schwechat aus.

19.09.2025 11:28
Redaktion
© Adobe Stock
Flughafen Wien.

Bis März 2026 wird Wizz Air ihre Basis in Wien schließen, drei Ryanair-Jets verschwinden schon mit Beginn des Winterflugplans. Beide Airlines begründen die Entscheidung mit zu hohen Kosten. Der Betrieb von Wien aus ist mit dem Ultra-Low-Cost-Modell nicht mehr vereinbar, hieß es von Wizz Air. Auch Ryanair-Chef Michael O’Leary kritisierte die Abgaben scharf und verwies darauf, dass nur deutsche Flughäfen noch teurer seien.

Flughafen verweist auf Rekorde

Flughafenvorstand Julian Jäger sprach im Ö1-Morgenjournal von „keiner Katastrophe“. Zwar rechne man 2026 mit einem leichten Rückgang bei den Passagierzahlen, doch Wien steuere heuer auf ein Rekordergebnis zu. „Wir hatten den stärksten Sommer aller Zeiten und erwarten rund 32 Millionen Gäste“, so Jäger. Gleichzeitig kündigte er an, alles zu tun, um neue Airlines für Wien zu gewinnen. Auch die AUA will zwei zusätzliche Maschinen in Wien stationieren.

Die offiziellen Beschwichtigungen ändern nichts daran, dass konkrete Verbindungen gestrichen werden. Wizz Air nimmt unter anderem Bilbao und London-Gatwick aus dem Programm, Ryanair streicht Billund, Santander und Tallinn. Für viele Passagiere sind das keine bloßen Ferienziele, sondern wichtige Direktverbindungen für Städtereisen, Wochenendgäste und Pendler.

Folgen für Tourismus und Wirtschaft

Tourismusvertreter sehen die Entwicklung mit Sorge. Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung, sagte im Morgenjournal: „Jede verlorene Verbindung schadet dem heimischen Tourismus, wir brauchen Gäste von überall.“ Auch die Wirtschaftskammer Wien verweist auf Auswirkungen für die Reisebürobranche, die nun gerade im preisgünstigen Segment weniger Angebot habe.

Kein Ersatz für günstige Direktflüge

Jäger verweist auf eine Gebührensenkung um fünf Prozent für 2026, „damit auf das Niveau von 2015“. Ob das reicht, um Low-Cost-Carrier zu halten, bleibt offen. Das Verkehrsministerium erklärte, man beschäftige sich „sehr intensiv“ mit der Ticketsteuer. Für kurzfristige Entlastung sorgt das nicht – der Begriff “Steuer” klingt zudem eher nach dem Gegenteil.

Eine Katastrophe ist der Rückzug tatsächlich nicht. Der Flughafen wird Passagierrekorde feiern, Gäste werden Wien weiterhin erreichen – über die Lufthansa-Gruppe, mit Bahn oder Flixbus. Doch für das Low-Cost-Segment verliert die Stadt ein Stück ihrer Anziehungskraft. Wer Wien bislang günstig und direkt erreichen konnte, sieht sich künftig mit höheren Preisen und längeren Wegen konfrontiert.

(ORF/red)

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