Boeing streicht 16.000 Stellen

Der Luftfahrtkonzern drosselt wegen mangelnder Nachfrage die Produktion massiv.
© Airbus S.A.S.

Airbus A321neo

Boeing streicht angesichts des dramatischen Einbruchs der Flugzeug-Nachfrage in der Coronakrise etwa jede zehnte seiner 160.000 Stellen. Der US-Flugzeugbauer aus Seattle drosselt die Produktion seines lukrativen Langstreckenflugzeugs Boeing 787 um die Hälfte, wie er am Mittwoch mitteilte. Auch die Produktion der Boeing 737 MAX, die nach zwei tödlichen Abstürzen am Boden bleiben musste, soll nur langsam wieder anlaufen.

Boeing-Chef Dave Calhoun schrieb in einem Brief an die Mitarbeiter, in der Verkehrsflugzeug-Sparte müssten sogar rund 15 Prozent der Belegschaft gehen. Kündigungen schloss er dabei nicht aus.

Um die Krise zu überstehen, schnürt Boeing drei Insidern zufolge ein Finanzierungspaket mit Anleihen, das mehr als zehn Milliarden Dollar (9,2 Milliarden Euro) umfassen könnte.

Airbus kämpft ebenfalls

Der europäische Konkurrent Airbus will ohne Staatshilfe auskommen, wie Finanzchef Dominik Asam am Mittwoch (29.4.) klarmachte. Airbus-Aktien schossen in Paris um neun Prozent nach oben. In Deutschland schickt Vorstandschef Guillaume Faury allerdings einige tausend Mitarbeiter vorerst in Kurzarbeit. In Frankreich kommen Tausende hinzu.

Die beiden weltgrößten Flugzeughersteller schreiben in der Krise rote Zahlen – Boeing sogar bereits das zweite Quartal in Folge. Zwischen Jänner und März stand ein operativer Verlust von 1,7 Mrd. Dollar zu Buche – ein Jahr zuvor war es noch ein Gewinn von fast zwei Milliarden. Unter dem Strich fiel bei einem Umsatzeinbruch um 26 Prozent ein Verlust von 641 Mio. (plus 2,15 Mrd.) Dollar an. Airbus fuhr wegen der Folgen der Pandemie 481 Mio. Euro Verlust ein, im Vorjahr hatte es in den traditionell schwachen ersten drei Monaten zu einem kleinen Gewinn gereicht.

Hoffnung auf eine rasche Erholung machen sich beide Konzerne nicht. Grenzschließungen und Reisewarnungen haben den Verkehr in der Luft weltweit fast zum Erliegen gebracht. Fluggesellschaften kämpfen gegen die Pleite und haben Flugzeuge ausgemustert. Neue Bestellungen werden verschoben oder storniert. Boeing hat von Jänner bis März gerade 50 Flugzeuge ausgeliefert, zwei Drittel weniger als vor einem Jahr. Der Umsatz hat sich auf 6,2 Mrd. Dollar fast halbiert. Airbus lieferte 122 Flugzeuge aus, doch 60 konnten wegen der Pandemie nicht an die Kunden übergeben werden. “Wir stecken mitten in der schwersten Krise, die die Luftfahrtindustrie je erlebt hat”, sagte Airbus-Chef Faury.

Größtes Thema seien derzeit die unzähligen Anfragen von Fluggesellschaften, die Auslieferungen verschieben wollten. Die malaysische Billigfluggesellschaft AirAsia, die allein 349 Airbus A320neo bestellt hat, hat angekündigt, in diesem Jahr keine neuen Flugzeuge mehr anzunehmen und alle Airbus-Aufträge in Frage zu stellen.

APA/red

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