EU-Abgeordnete wollen Veggie-Burger abschaffen

Bezeichnung würde Verbrauchende verwirren, betonen EU-Parlamentarier und fordern ein Verbot des Namens.

07.10.2025 9:18
Redaktion
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Veggie-Burger

Die EU-Abgeordneten votieren am Mittwoch über vereinfachte EU-Agrarvorschriften sowie Maßnahmen zur Stärkung der Landwirte in der Lebensmittelversorgungskette. Ein eingebrachter Änderungsantrag will die Bezeichnungen “Steak, Schnitzel, Wurst, Frikadellen, Hamburger, Eigelb, Eiweiß” ausschließlich für Produkte erlauben, die tierischen Ursprungs sind. Der Antrag wurde von der EVP-Abgeordneten und Berichterstatterin Céline Imart eingebracht und vom Agrarausschuss angenommen.

Konsumentinnen und Konsumenten würden von der Bezeichnung “Veggie-Burger” nicht “verwirrt” werden: Das zeigten schon Umfragen aus dem Jahr 2018, betonte EU-Abgeordnete Anna Strolenberg, Schattenberichterstatterin für das Dossier, am Montag in einem Pressegespräch mit dem Delegationsleiter der österreichischen Grünen im EU-Parlament, Thomas Waitz. Waitz erwartet, das am Mittwoch eine Mehrheit für ein Verbot des Namens “Veggie-Burger” oder “Gemüse-Schnitzel” stimmen könnte.

“Verbraucher und Landwirte werden nicht profitieren”

Für Strolenberg würde ein Verbot “keinen großen Unterschied für Konsumentinnen und Konsumenten machen”. Es hätte aber große Auswirkungen auf Landwirte und Fleischproduzenten, die bereits in pflanzliche Fleischersatz-Produkte investiert hätten. Viele hätten “jahrelang mit veganen Alternativen Umsätze erzielt”, und würden dann vor “Kosten für die Umverpackung und Neuetikettierung ihrer Produkte stehen”. “Verbraucher und Landwirte werden nicht davon profitieren”, so die Angeordnete der pro-europäischen Fraktion Volt.

“Politiker im Parlament misstrauen der Intelligenz der Verbraucher”, so Waitz, Schattenberichterstatter für die vereinfachten Agrarvorschriften. “Verbraucher wissen, dass ein veganer Burger kein Fleisch enthält.” Er vermutet hinter den Vorschlägen Versuche, “die Menge an Fleisch und Milchprodukten, die wir produzieren, aufrechtzuerhalten”. Das Ziel sollte seiner Meinung nach aber eine Reduzierung sein. Die fleischlosen Produkte würden “bereits in den Supermärkten stehen”, betont Strolenberg.

“Konsumenten sagen trotzdem Hafermilch”

Bei Milchersatzprodukten ist ein entsprechendes Verbot bereits in Kraft: So gibt es laut EU-Vorschriften keine “Hafermilch” mehr sondern nur mehr “Haferdrinks”. “Die Konsumenten sagen aber trotzdem Hafermilch”, ist die Niederländerin überzeugt. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hatte jüngst gefordert, dass etwa Produkte im Bereich von Fleisch und Fisch “denselben Bezeichnungsschutz genießen, wie es bei Milch oder Honig selbstverständlich ist. Wir wollen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten auf den ersten Blick unterscheiden können zwischen tierischen Lebensmitteln und hoch verarbeiteten Industrielebensmitteln”.

Die vorgeschlagenen Änderungen der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sollen eine Reaktion auf die Herausforderungen sein, mit denen sich Europas Landwirtinnen und Landwirte seit einigen Jahren verstärkt konfrontiert sehen. Sie sollen erstens weniger Verwaltungsaufwand vor allem für Kleinbauern bringen und zweitens die Position der Landwirte auf den globalen Märkten und im Wettbewerb stärken. Weniger Bürokratie für Bio- und Kleinbauern sind auch für Waitz “gute Nachrichten”. Er kritisiert aber beispielsweise, dass laut Vorschlag alle Bauern in Natura-2000-Gebieten automatisch als “bio” gelten sollen.

Dies ist für ihn, der selbst Biobauer ist, ein “Frontalangriff” auf die Naturschutzgebiete und lokale und Bio-Landwirte. Laut Waitz ist es sehr wohl möglich, in Natura-2000-Gebieten konventionelle Landwirtschaft zu betreiben. Biobauern müssten hingegen jedes Jahr alles umfassend beweisen und dokumentieren, um das Bio-Zertifikat erhalten zu können. Weiters würden mit den Vorschlägen einige Ideen des europäischen Green Deal für Klimaschutz aufgegeben.

WWF und Vier Pfoten kritisieren die Initiative

“Angesichts der globalen Klima- und Biodiversitätskrise über die Bezeichnung von ‘Veggie-Burger’ oder ‘Soja-Wurst’ zu reden, ist reine Augenauswischerei. Stattdessen braucht es konkrete Anreize für eine stärker pflanzenbasierte Ernährung”, fordert WWF Österreich-Experte Dominik Heizmann laut Aussendung. Dazu zählten insbesondere die Abschaffung der steuerlichen Benachteiligung von Milchalternativen und niedrigere Steuern auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.

“Es ist einfach lächerlich, dass Konsument:innen nicht zugetraut wird, zwischen klar und deutlich deklarierten pflanzlichen Produkten und tierischen Lebensmitteln zu unterscheiden. Dann müsste man auch Namen wie “Körpermilch” und “Kakaobutter” verbieten. Besonders fragwürdig und zukunftsvergessen ist das Engagement unseres Landwirtschaftsministers Norbert Totschnig”, kritisiert auch Vier Pfoten Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck in einer Stellungnahme. Es gebe genaue Vorgaben, die festlegten, dass pflanzliche Produkte deutlich als solche erkennbar sein müssten.

(APA/red)

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