Europäische Zugreisen meist teurer als Flüge
Auf vielen europäischen Strecken ist trotz Investitionen und steigender Nachfrage Bahnfahren noch immer deutlich teurer als Fliegen.

Obwohl in den letzten Jahren verstärkt in den Fernverkehr auf der Schiene investiert wurde, bleibt Bahnfahren auf vielen europäischen Strecken preislich oft deutlich teurer als Fliegen. Das zeigt eine aktuelle europaweite Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die 142 Reiserouten – darunter 109 grenzüberschreitende – zwischen April und Juni 2025 verglich.
Zugreisen oft teurer als Fliegen
Die Studie macht deutlich: Auf über 60 Prozent der grenzüberschreitenden Strecken ist Bahnfahren teurer als Fliegen. Besonders drastisch sind die Unterschiede auf einigen Routen: So kostet eine Zugfahrt von Barcelona nach London bis zu 26-mal mehr als ein Flugticket. Dort liegen die Preise für Bahnfahrten bei rund 389 Euro, während Flüge schon für unter 15 Euro erhältlich sind. Dagegen ist die Bahn auf den meisten Inlandsstrecken konkurrenzfähiger: In 70 Prozent der Fälle war der Zug hier günstiger als das Flugzeug. Besonders positiv schneidet Österreich ab, wo beispielsweise die Strecke Wien–Innsbruck durchgängig günstiger mit der Bahn zu bewältigen ist.
Regionale Unterschiede bei Bahnpreisen
Die Analyse zeigt deutliche regionale Preisunterschiede: In Frankreich war der Zug auf 95 Prozent der grenzüberschreitenden Strecken teurer als das Flugzeug, gefolgt von Spanien (92%), Großbritannien (90%) und Italien (88%). Im Gegensatz dazu schneiden die baltischen Staaten deutlich besser ab – hier sind Bahnfahrten durchweg günstiger als Flüge.
Steuern und Buchungssystem als Problem
Ein entscheidender Grund für die oft höheren Preise der Bahn sind laut Greenpeace ungleiche steuerliche Bedingungen: Fluggesellschaften zahlen weder Kerosinsteuer noch Mehrwertsteuer auf internationale Tickets, während Bahngesellschaften Energiesteuern, Trassennutzungsgebühren und Mehrwertsteuer tragen müssen. Diese Subventionen für den Luftverkehr führen zu einem unfairen Wettbewerb zulasten nachhaltiger Mobilität. Die Analyse enthüllt zudem, dass für viele grenzüberschreitende Bahnstrecken kein durchgehendes Ticket erhältlich ist. Reisende müssen oft mehrere separate Fahrkarten kaufen, was nicht nur die Kosten erhöht, sondern auch die Rechte bei Verspätungen oder Ausfällen einschränkt. Ein europaweit gültiges transeuropäisches Ticketsystem, das die EU-Kommission schon lange verspricht, steht weiterhin aus.
Lichtblick für Bahnreisende
Im Vergleich zur Greenpeace-Analyse von 2023 zeigt sich jedoch ein leichter Fortschritt: Der Anteil der Strecken, auf denen der Zug günstiger ist als das Flugzeug, stieg von 27 auf 41 Prozent. Verbesserte Bahnverbindungen und weniger Billigflüge über Drehkreuze tragen zu dieser Entwicklung bei. Dennoch bleibt die Preislücke auf vielen internationalen Strecken groß.
(red)